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Arbeitsmarkt: Veranstaltungstechnik, Bühnenhandwerk

Einblick in eine Branche mit dem Berufsverband artos. Dieser setzt sich für die technischen und administrativen Berufe in der Westschweizer Kulturszene ein.

Viel mehr als nur Kulisse

Carmen Bender
© artos
Carmen Bender

© artos

Die Veranstaltungstechnik und das Bühnenhandwerk müssen auf die Veränderungen im Kulturangebot reagieren, technologische Entwicklungen aufnehmen und vermehrt Umweltaspekte bei Veranstaltungen berücksichtigen. Um sich in dieser Branche zu behaupten, sind technische und soziale Kompetenzen gefragt. Erklärungen des Berufsverbands artos und seiner Generalsekretärin Carmen Bender.

Wie ist die Arbeitsmarktsituation in der Branche?

Wir haben einen grossen Mangel an qualifizierten Fachkräften und das Veranstaltungsprogramm ist so dicht wie noch nie. Während der Corona-Krise haben sich viele neu orientiert oder ihr Arbeitspensum reduziert. Unsere Branche ist auch vom technologischen Wandel betroffen. Tonsignale, früher über einfache Kabel übertragen, werden heute über komplexe Computernetzwerke gesteuert. Und robotisierte Scheinwerfer ersetzen die traditionelle Beleuchtung. Internationale Tourneen und der Einsatz von grossen Einweg-Kulissen werfen auch die Frage nach dem CO2-Fussabdruck auf. Dazu überlegen wir uns Massnahmen und bündeln die Bedürfnisse von Fachleuten, indem wir technisches Material über eine Online-Plattform anbieten. Schliesslich sind die Arbeitsbedingungen in unserer Branche nach wie vor unbefriedigend: Die Breite der Kompetenzen und Qualitäten, die unsere Tätigkeiten verlangen, verdienten bessere Löhne. In der Branche arbeiten vor allem Leute, die von ihrem Beruf begeistert sind.

«Die verlangten Kompetenzen und Qualitäten verdienten bessere Löhne. In der Branche arbeiten vor allem Leute, die von ihrem Beruf begeistert sind.»

Welche Fähigkeiten sind auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt?

Die geforderten Fähigkeiten sind sehr vielfältig. In einer umtriebigen Branche ist es wichtig, einen stabilen Charakter zu haben. Um die Bedürfnisse der Künstlerinnen und Künstler technisch umzusetzen, muss man gut zuhören können und ausgeprägte soziale Kompetenzen haben. Die Branche erfordert auch einen präzisen Umgang mit komplexen Arbeitsmitteln wie Licht- und Audiomischpulten und Peripheriegeräten. Selbstverständlich sind auch Quereinsteigende aus anderen Branchen willkommen. Eine abgeschlossene berufliche Grundbildung ist eine Möglichkeit, in die Branche einzusteigen. Viele bilden sich auch "on the job" weiter, etwa mittels Praktikum. Englisch ist die wichtigste Fremdsprache. Arbeitsstellen gibt es für Französischsprachige vor allem in der Westschweiz und im Ausland, für Deutschsprachige in der Deutschschweiz und in Deutschland. Die Sprachbarriere und die kulturellen Unterschiede sind die Hauptgründe dafür. Ich kann mir vorstellen, dass Italienischsprachige Fachleute auch in Italien Arbeitsmöglichkeiten finden.

Wo werden in den nächsten Jahren Stellen geschaffen?

Es ist sehr schwierig zu sagen, in welche Richtung sich die kulturelle Nachfrage entwickeln wird. Der vermehrte Einsatz von Videotechnik in der Bühnengestaltung lässt einen Bedarf an Fachleuten in diesem Bereich erwarten: Die Installation und Kalibrierung von Bildschirmen und spezifischen Modulen, die Verwendung von Spezialsoftware und die Integration von projizierten Bildern als Teil des Bühnenbildes. Es werden auch immer mehr Mitarbeitende gesucht, die sich mit spezifischer Software für das Bild- und Tonmanagement auskennen. Berufsleute finden über verschiedene Wege in die Branche: Sie wirken bei künstlerischen Projekten freiberuflich mit oder sind bei einem Ensemble oder einem spezialisierten Dienstleistungsunternehmen befristet oder unbefristet angestellt. Sehr häufig werden die verschiedenen Arbeitsformen kombiniert. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. Die Mitarbeitenden der Branche legen grossen Wert auf Handlungsfreiheit und wollen in unterschiedlichen Bereichen und Projekten tätig sein.



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