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Arbeitsmarkt: Landwirtschaft

Vorstellung der Branche mit dem Dachverband der Westschweizer Landwirtschaft AGORA. Dieser vertritt die Interessen der Landwirtschaft und koordiniert die Berufsbildung in der Westschweiz.

Neue Märkte erschliessen

Loïc Bardet
© AGORA
Loïc Bardet

© AGORA

Klimawandel, neue Technologien und schwankende Märkte: Es gibt viele Themen, welche die Landwirtschaft umtreiben. Der Agrarsektor muss Ressourcen schonen und zugleich die Produktionskosten unter Kontrolle halten. Dies erfordert Personal mit viel Kompetenz, Flexibilität und Engagement. Erläuterungen von Loïc Bardet, dem Direktor von AGORA.

Was sind die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft?

Es ist eine grosse Herausforderung, den widersprüchlichen Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden: Landwirtinnen und Landwirte sollen ausreichend Lebensmittel zu wirtschaftlich tragbaren Kosten produzieren. Gleichzeitig müssen sie die Umwelt- und Tierschutzvorgaben einhalten. Die Landwirtschaft muss auch auf grundlegende Entwicklungen reagieren, wie das wachsende Interesse an alternativen Kulturpflanzen. Dabei ist die Gesetzgebung mal förderlich, mal hinderlich. Quinoa oder Erbsen sind Beispiele für Nischenproduktionen, welche noch keine oder nur wenig Unterstützung erhalten. Die Produktionskosten bleiben eine ständige Herausforderung. Wir müssen Methoden entwickeln, die den Einsatz von teuren Fachkräften reduzieren. Auch im Klimaschutz muss die Landwirtschaft eine aktive Rolle einnehmen. Sie ist sowohl Verursacherin von Treibhausgasen als auch Opfer der Klimaerwärmung. Unsere Erwartungen an die Agrarforschung sind hoch: Entwicklung von robusteren Pflanzen, Zuchtmethoden mit geringerem Ammoniak-Emissionen usw. Bestimmte Anbaumethoden, etwa Ackerbau ohne Pflügen, oder die Agroforstwirtschaft, etwa die Integration von Bäumen in Anbauflächen, ermöglichen die Speicherung von CO2 im Boden. Nach und nach werden Modelle entwickelt, die solche Anbaumethoden aufwerten.

«Im Klimaschutz muss die Landwirtschaft eine aktive Rolle einnehmen.»

Welche Kompetenzen sind auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt?

Unsere Landwirtschaft muss als Pionierin in neue Märkte vorstossen. Flexibilität, Vielseitigkeit und Unternehmergeist sind daher unerlässliche Kompetenzen. Manuelle Fertigkeiten, um Arbeiten genau auszuführen oder Maschinen zu bedienen, sind ebenfalls wichtig. In unseren Berufen ist auch eine hohe Einsatzbereitschaft erforderlich, insbesondere im Gemüsebau während der Erntezeit und in der Viehzucht das ganze Jahr über. Die immer grösser werdenden Betriebe erlauben, die Arbeiten auf mehrere Personen zu verteilen. Managementfähigkeiten sind unabdingbar, um auf Marktschwankungen angemessen zu reagieren: Nachfrage abschätzen, Angebot verwalten und zum richtigen Zeitpunkt investieren. Neue Technologien wie das Robotermelken oder der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erfordern technische Kenntnisse. Die berufliche Grundbildung wird bereits angepasst, um diesen vielfältigen Herausforderungen zu begegnen.

Wo entstehen in den nächsten Jahren Arbeitsplätze?

Agrarwissenschaften und angewandte Technologien sind Branchen mit Zukunft. Der Personalbedarf zielt auch auf das mittlere Kader. Die Tendenz zu grösseren Betrieben bedeutet, die Betriebsleitung auf mehrere Fachverantwortliche zu verteilen. Vielleicht werden wir auch stärker ins Finanzgeschäft einsteigen, beispielsweise durch die Entwicklung von Ernteversicherungen gegen klimabedingte Schäden. Uns fehlt es an Fachkräften auf allen Bildungsstufen. Jedes Jahr erwerben 1'000 Personen ein eidg. Fähigkeitszeugnis im Berufsfeld Landwirtschaft. Das reicht nicht aus, um den Nachwuchs für die 50'000 landwirtschaftlichen Betriebe in unserem Land zu sichern.



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