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Laufbahnbeispiele: Politikwissenschaft, Internationale Studien

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Expertin

Raphaela Karlen hat Internal Relations sowie Etudes Politiques mit Schwerpunkt internationale Wirtschaftspolitik studiert. Nach mehreren Auslandaufenthalten arbeitet sie bei der Weltbank in Washington D.C.als Expertin für soziale Sicherung.

"Vier- bis fünfmal pro Jahr reise ich in unsere Partnerländer."

Raphaela Karlen, © Raphaela Karlen
© Raphaela Karlen

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
2008Bachelor of Arts in International Relations, Universität Genf
20094 Monate Praktikum auf der Schweizer Botschaft, wirtschaftliche und politische Abteilung, Budapest, Ungarn
2012Abschluss Doppelmaster zwischen der Universität St. Gallen und dem Institut d’Etudes Politiques de Paris (SciencesPo), mit Schwerpunkt internationale Wirtschaftspolitik
2012Hochschulpraktikum beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Leistungsbereich Wirtschaft und Zusammenarbeit, Ressort für Multilaterale Zusammenarbeit, Bern, Schweiz
2012 bis heuteDiverse interne Weiterbildungen, vor allem zum Projektmanagement und zur thematischen Vertiefung
2014Expertin für Geberkoordinierung und Gouvernanz im United Nations Development Programme (UNDP), Departement für Politik und Strategien, Cotonou, Benin
2014Beraterin und Programm-Managerin bei der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), Programm zur Unterstützung der Dezentralisierung und Armutsbekämpfung, Bujumbura, Burundi
2016 bis heuteExpertin für soziale Sicherung und Arbeit im Hauptquartier der Weltbank, Washington D.C.

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Meine Arbeit ist hauptsächlich ein Bürojob, vier- bis fünfmal pro Jahr reise ich jedoch für 2-3 Wochen dienstlich in unsere Partnerländer, die bei der Weltbank Kredite zur Finanzierung von (Sektor-) Programmen aufnehmen. Mein Fokus ist Westafrika, wobei ich zum Beispiel verantwortlich bin für Analysen zur Entwicklung der Arbeitsmarktsituation im Allgemeinen sowie von Jungen und Frauen im Speziellen. Auf dieser Basis erarbeiten wir landesspezifische Empfehlungen für laufende Regierungsprogramme oder neue Reformen.

«Gerade während Dienstreisen ist es nicht selten, dass wir morgens eine Sitzung mit dem Minister haben, uns mittags mit der Zivilgesellschaft austauschen und nachmittags bei einer Reisproduzentin auf dem Feld stehen.»

Unsere Projekte haben immer zum Ziel, die Systeme im Partnerland so aufzubauen, dass diese langfristig funktionieren. Dabei dürfen wir oft mit am Entscheidungstisch sitzen und die Stimme der Armen und Benachteiligten vertreten. Diese Arbeit verlangt, dass ich den Landes- und Sektorkontext inklusive der verschiedenen Akteure sehr gut kenne. Ausserdem ist viel Koordinationsgeschick gefragt, da bei der engen Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung nicht selten bis zu fünfzehn Mitarbeitende beteiligt sind.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Nach dem Bachelor habe ich ein Praktikum bei der Schweizer Botschaft in Ungarn absolviert. Durch meine Masterarbeit zum Thema Korruptionsbekämpfung bei Schweizer und EU-Kohäsionsprojekten in Ungarn habe ich die SECO- und DEZA-Strukturen und einige Mitarbeitende kennengelernt, die mir wiederum Einblick in ihren Beruf verschafft haben. Nicht zuletzt dank der Masterarbeit ergab sich schliesslich die Möglichkeit für ein Hochschulpraktikum beim SECO.

Die erste Möglichkeit, Berufserfahrung in einem Entwicklungsland zu sammeln, hat sich über das UN Youth Volunteer (UNYV) Programm ergeben, über welches die Schweiz jedes Jahr rund 20 Stellen finanziert. Diese Erfahrung war unglaublich wichtig für meine weitere Berufslaufbahn und hat mir viele neue Türen geöffnet.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Ohne Praktika und etwas Glück ist der Einstieg in die Entwicklungszusammenarbeit fast nicht zu schaffen. Für viele Stellen werden vertieftes Wissen in bestimmten Themenbereichen, Erfahrung im Projektmanagement oder erste Berufserfahrung in einem Entwicklungsland vorausgesetzt. Die Bundesverwaltung bietet verschiedene Möglichkeiten, um Berufs- und Felderfahrung zu sammeln, zum Beispiel Praktika bei Schweizer Botschaften oder JPO (Junior Professional Officer)-Stellen bei der UNO.

Neben Sprachkenntnissen – für meine Stellen in Afrika war Französisch ausschlaggebend – braucht es die Bereitschaft für ausgedehnte Auslandaufenthalte, um die lokalen Verhältnisse und Vorgänge wirklich zu verstehen. Flexibilität braucht es auch – so interessierte ich mich nach dem Hochschulpraktikum beim SECO ursprünglich für Zentralasien, ergriff dann aber die Möglichkeit, in Afrika zu arbeiten, ein Sprung ins kalte Wasser.

Gespräche mit Leuten aus der Entwicklungszusammenarbeit und Netzwerkarbeit sind sehr wichtig. Einerseits erfährt man so mehr über verschiedene Berufswege und die Anforderungen in Organisationen. Andererseits werden vor allem Praktika sehr oft nicht offiziell ausgeschrieben.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Internationale Zusammenarbeit und Diplomatie

Diplomat

Manuel Mühlebach hat neben Politologie auch Sinologie und Volkswirtschaft studiert. Er arbeitet als Diplomat in Nigeria.

"Mit einem Abschluss in Politologie wird niemandem ein Job auf dem Silbertablett serviert."

Symbolbild Diplomatie
© Capri23auto auf Pixabay
Symbolbild Diplomatie

© Capri23auto auf Pixabay

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
2013Master in Politikwissenschaft, Sinologie & Volkswirtschaft, Universität Zürich
2014Project Manager, MUELLER Consulting & Partner, Zürich
2014Political Officer, Schweizer Botschaft in China
2016Asylspezialist, Staatssekretariat für Migration, Bern
2017Wissenschaftlicher Adjunkt der Direktion, Staatsekretariat für Migration, Bern
2018Abschluss Fernstudium (1 Jahr) der Refugee Protection and Forced Migration Studies, Universität London
2019National Expert in Professional Training, EU-Kommission (DG ECHO), Brüssel
2020Diplomat / Migrationsattaché, Schweizer Botschaft in Nigeria

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich bin als Diplomat der Schweizer Botschaft in Nigeria zuständig für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Nigeria im Migrationsbereich. Die 2011 etablierte Migrationspartnerschaft umfasst eine Vielzahl von Projekten und Kooperationsformen in den Bereichen Migrationsmanagement, Bekämpfung von Menschenhandel, Minimierung irregulärer Migration durch die Förderung alternativer Entwicklungsmöglichkeiten sowie die nachhaltige Reintegration von Zurückkehrenden.

«Man weiss nie genau, welche neuen Herausforderungen oder Überraschungen der nächste Tag bringt.»

Neben der Begleitung dieser Projekte beobachte und berichte ich über migrationspolitische Entwicklungen in der Region, bereite hochrangige bilaterale Austausche vor und führe Abklärungen für laufende Asylverfahren in der Schweiz durch. Zudem befrage ich Personen aus Nigeria, Tschad und Niger, die ein humanitäres Visum zur Einreise in die Schweiz beantragen, und bereite vor Ort die Rückkehr von Staatsangehörigen dieser drei Länder aus der Schweiz vor. Daneben halte ich Ausschau nach künftigen Kooperationsmöglichkeiten.

In meiner Tätigkeit arbeite ich eng mit nigerianischen Regierungsstellen, internationalen Organisationen, lokalen NGOs und Vertretungen anderer Länder zusammen. Beim Management der vielen laufenden Projekte unterstützt mich eine lokale Mitarbeiterin.
Mir gefallen insbesondere die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum meiner Arbeit. Man weiss nie genau, welche neuen Herausforderungen oder Überraschungen der nächste Tag bringt. Ebenfalls gefällt mir der gute Mix zwischen politisch-strategischen und operationell-konkreten Aufgaben, der diese Tätigkeit ausmacht.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Ich habe bereits während des Studiums versucht, über Assistenz- und Forschungsstellen an der Uni sowie Praktika und Teilzeitjobs im öffentlichen und privaten Sektor möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. Am besten gefiel mir dabei das Hochschulpraktikum in der politischen Sektion der Schweizer Botschaft in China, weshalb ich nach meinem Abschluss als Festangestellter dorthin zurückkehrte und auch jetzt wieder in einem diplomatischen Umfeld tätig bin.

Im Zuge der europäischen Flüchtlings- und Migrationskrise 2015/2016 orientierte ich mich beruflich neu, um ein besseres Verständnis der Schweizer Migrations- und Asylpolitik zu erlangen. Gleichzeitig absolvierte ich ein Fernstudium der Refugee Protection and Forced Migration Studies an der Universität London, um auch die globalen Migrationszusammenhänge besser zu verstehen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Mit einem politikwissenschaftlichen Abschluss wird niemandem ein Job auf dem Silbertablett serviert. Vielmehr muss man zuerst zeigen, dass man das im Studium erlernte Wissen und vernetzte Denken auch in der Praxis zielführend anwenden kann. Ich empfehle Engagement und Eigeninitiative bereits in der Studienzeit – sei es über ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeiten oder beides.

Anfängliche Absagen auf Bewerbungen sind nach einem generalistischen Studienabschluss normal. Es ist auch kein Problem, das künftige Tätigkeitsfeld beim Berufseinstieg noch nicht ganz genau zu kennen. Es gilt – eventuell auf Anhieb auch exotisch erscheinende – Gelegenheiten wahrzunehmen und sich die Zeit zu lassen, die einem entsprechende Nische oder Spezialisierung zu finden.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Internationale Zusammenarbeit und Diplomatie

Vizedirektorin

N.N hat einen Abschluss in Politologie mit Nebenfach Rechtswissenschaft. Sie arbeitet als Vizedirektorin eines Verbands im Bereich Öffentlicher Verkehr.

"Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik."

Symbolbild Zug
© WikiImages auf Pixabay

Laufbahn

Tätigkeit
Studium der Politologie an der Universität Bern mit Nebenfach Rechtswissenschaften
Leiterin Unternehmensstab bei BERNMOBIL, städtische Verkehrsbetriebe Bern
Persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Moritz Leuenberger
Generalsekretärin der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern
Vizedirektorin des Verbandes öffentlicher Verkehr

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Als Vizedirektorin des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV) bearbeite ich verkehrspolitische Vorlagen von der Vernehmlassung über die Parlamentsdebatte bis zur  Umsetzung. Die Themen sind vielfältig: Finanzierung des öffentlichen Verkehrs (öV), regionaler Personenverkehr, Infrastruktur des öV, Güterverkehr, Agglomerationsverkehr, Aus- und Weiterbildung im öV oder Technik.

«Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik. So stehe ich mit verschiedenen Anspruchsgruppen und Stakeholdern in ständigem persönlichen Kontakt.»

Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik. So stehe ich mit verschiedenen Anspruchsgruppen und Stakeholdern in ständigem persönlichen Kontakt: mit Transportunternehmen, Politikerinnen und Politikern aller politischen Ebenen, mit der Verwaltung, der Wirtschaft, mit anderen Verbänden und mit der Öffentlichkeit.

Ein wichtiges Thema ist auch die Erarbeitung von verbandspolitischen Strategien, beispielsweise zur Zukunft des regionalen Personenverkehrs oder des Schienengüterverkehrs. Dort ist der verbandsinterne Prozess wichtig. Nach der Diskussion und der Verabschiedung durch den Vorstand müssen die Positionen aktiv kommuniziert, in den politischen Prozess eingegeben und durchgesetzt werden.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Politologie habe ich einerseits aufgrund meines hohen politischen Interesses und anderseits wegen der Breite der Ausbildung studiert, die es erlaubt, eigene Akzente zu setzen. Bereits während des Studiums habe ich den Arbeitsalltag bei Praktika für Jäggi Communications in Bern und dem Europäischen Parlament in Brüssel (im Rahmen der Europaparlaments-Wahl von 1999) kennengelernt. Nach der Tätigkeit als Projektleiterin bei Naturaqua PBK begann ich als Leiterin Unternehmensstab bei BERNMOBIL, den städtischen Verkehrsbetrieben Bern, zu arbeiten.

Welche Tippps geben Sie Studierenden?

Diese Arbeit ist vielfältig, herausfordernd und macht mir Freude! Sie erfordert ein hohes Mass an Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und politischem Fingerspitzengefühl. Diese Fähigkeiten habe ich mir bei meinen bisherigen Tätigkeiten und meinem persönlichen politischen Engagement angeeignet.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Verbände

Geschäftsführer

Christian Rüefli hat einen Studium in Politologie und Volkswirtschaft absolviert. Seine Kenntnisse setzt er als Geschäftsführer in einem Politikforschungsbüro ein.

"Nach dem Praktikum erhielt ich eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter."

Symbolbild Handschlag
© Gerd Altmann auf Pixabay

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
2000Masterabschluss in Politologie und Volkswirtschaft
1999Praktikum bei einem Politikforschungsbüro
2000Mitarbeiter in einem Politikforschungsbüro
2008Geschäftsführer in einem Politikforschungsbüro, 90%

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Unser kleines Team von Politologinnen und Politologen befasst sich mit der Analyse und Evaluation öffentlicher Politik. Wir arbeiten dabei in der Regel im Auftrag von Behörden, Verbänden und anderen Organisationen. Anders als Universitätsinstitute betreiben private Forschungs- und Beratungsbüros hauptsächlich angewandte Forschung. Diese ist eher pragmatisch ausgerichtet und auf die Bedürfnisse der Auftraggeber aus Verwaltung und Politik abgestimmt.

«Die Analyse der Wirkungsweise öffentlicher Politik ermöglicht mir spannende Einblicke in verschiedene Themenfelder.»

Ich bearbeite unter anderem Fragestellungen der Wirkungsanalyse und der Evaluation. Dabei analysiere ich die Umsetzung und die Auswirkungen staatlicher Massnahmen und prüfe, ob sich die angestrebten Ziele und Veränderungen einstellen. Zudem leiste ich Unterstützung bei der Konzeption und Entwicklung von Strategien und Programmen. Dabei stehe ich in Kontakt mit Behörden, Verbänden und Politikern auf Bundes- und Kantonsebene. Oft arbeite ich auch mit Fachpersonen aus anderen Disziplinen zusammen, die mich mit ihrer Expertise zu bestimmten Themen unterstützen.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Nach dem Praktikum bei einem Politikforschungsbüro erhielt ich eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Inzwischen bin ich der Geschäftsführer dieses Büros.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Neben dem Beherrschen der verschiedenen sozialwissenschaftlichen Forschungstechniken und einem Grundverständnis für politisch-administrative Prozesse ist in meiner Funktion die Fähigkeit wichtig, sich rasch in neue Themengebiete einarbeiten zu können. Um die Umsetzung einer Studie gut planen und einen hohen Nutzen schaffen zu können, muss ich zudem die Fragestellungen und Wissensbedürfnisse der Auftraggeber erfassen und verstehen können. Auch gute Französischkenntnisse sind von Vorteil.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Wissenschaft und Forschung



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