Politikwissenschaft, Internationale Beziehungen
Politologe, Diplomat an einer Schweizer Botschaft: Manuel Mühlebach
«Mit einem politikwissenschaftlichen Abschluss wird niemandem ein Job auf dem Silbertablett serviert. Vielmehr muss man zuerst zeigen, dass man das im Studium erlernte Wissen und vernetzte Denken auch in der Praxis zielführend anwenden kann.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
2020 bis heute | Diplomat / Migrationsattaché, Schweizer Botschaft in Nigeria |
2017 – 2020 | Wissenschaftlicher Adjunkt der Direktion, Staatsekretariat für Migration, Bern |
2019 – 2019 | National Expert in Professional Training, EU-Kommission (DG ECHO), Brüssel |
2017 – 2018 | Fernstudium der Refugee Protection and Forced Migration Studies, Universität London |
2016 – 2017 | Asylspezialist, Staatssekretariat für Migration, Bern |
2014 – 2016 | Political Officer, Schweizer Botschaft in China |
2011 – 2014 | Project Manager, MUELLER Consulting & Partner, Zürich |
2005 – 2013 | Lizentiat / Master in Politikwissenschaft, Sinologie & Volkswirtschaft, Universität Zürich |
Jetzige Tätigkeit
Ich bin als Diplomat der Schweizer Botschaft in Nigeria zuständig für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Nigeria im Migrationsbereich. Die 2011 etablierte Migrationspartnerschaft umfasst eine Vielzahl von Projekten und Kooperationsformen in den Bereichen Migrationsmanagement, Bekämpfung von Menschenhandel, Minimierung irregulärer Migration durch die Förderung alternativer Entwicklungsmöglichkeiten sowie die nachhaltige Reintegration von Zurückkehrenden.
Neben der Begleitung dieser Projekte beobachte und berichte ich über migrationspolitische Entwicklungen in der Region, bereite hochrangige bilaterale Austausche vor und führe Abklärungen für laufende Asylverfahren in der Schweiz durch. Zudem befrage ich Personen aus Nigeria, Tschad und Niger, die ein humanitäres Visum zur Einreise in die Schweiz beantragen, und bereite vor Ort die Rückkehr von Staatsangehörigen dieser drei Länder aus der Schweiz vor. Daneben halte ich Ausschau nach künftigen Kooperationsmöglichkeiten.
In meiner Tätigkeit arbeite ich eng mit nigerianischen Regierungsstellen, internationalen Organisationen, lokalen NGOs und Vertretungen anderer Länder zusammen. Beim Management der vielen laufenden Projekte unterstützt mich eine lokale Mitarbeiterin.
Mir gefallen insbesondere die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum meiner Arbeit. Man weiss nie genau, welche neuen Herausforderungen oder Überraschungen der nächste Tag bringt. Ebenfalls gefällt mir der gute Mix zwischen politisch-strategischen und operationell-konkreten Aufgaben, der diese Tätigkeit ausmacht.
Berufseinstieg
Ich habe bereits während des Studiums versucht, über Assistenz- und Forschungsstellen an der Uni sowie Praktika und Teilzeitjobs im öffentlichen und privaten Sektor möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. Am besten gefiel mir dabei das Hochschulpraktikum in der politischen Sektion der Schweizer Botschaft in China, weshalb ich nach meinem Abschluss als Festangestellter dorthin zurückkehrte und auch jetzt wieder in einem diplomatischen Umfeld tätig bin.
Im Zuge der europäischen Flüchtlings- und Migrationskrise 2015/2016 orientierte ich mich beruflich neu, um ein besseres Verständnis der Schweizer Migrations- und Asylpolitik zu erlangen. Gleichzeitig absolvierte ich ein Fernstudium der Refugee Protection and Forced Migration Studies an der Universität London, um auch die globalen Migrationszusammenhänge besser zu verstehen.
Tipps
Mit einem politikwissenschaftlichen Abschluss wird niemandem ein Job auf dem Silbertablett serviert. Vielmehr muss man zuerst zeigen, dass man das im Studium erlernte Wissen und vernetzte Denken auch in der Praxis zielführend anwenden kann. Ich empfehle Engagement und Eigeninitiative bereits in der Studienzeit – sei es über ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeiten oder beides.
Anfängliche Absagen auf Bewerbungen sind nach einem generalistischen Studienabschluss normal. Es ist auch kein Problem, das künftige Tätigkeitsfeld beim Berufseinstieg noch nicht ganz genau zu kennen. Es gilt – eventuell auf Anhieb auch exotisch erscheinende – Gelegenheiten wahrzunehmen und sich die Zeit zu lassen, die einem entsprechende Nische oder Spezialisierung zu finden.
Politologe, Geschäftsführer in einem Politikforschungsbüro: Christian Rüefli

Symbolbild Handschlag, © Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
«Die Analyse der Wirkungsweise öffentlicher Politik ermöglicht mir spannende Einblicke in verschiedene Themenfelder.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
Seit 2008 bis heute | Geschäftsführer in einem Politikforschungsbüro, 90% |
2000 | Mitarbeiter in einem Politikforschungsbüro |
1999 | Praktikum bei einem Politikforschungsbüro |
1995 bis 2000 | Studium der Politologie und der Volkswirtschaft |
Jetzige Tätigkeit
Unser kleines Team von Politologinnen und Politologen befasst sich mit der Analyse und Evaluation öffentlicher Politik. Wir arbeiten dabei in der Regel im Auftrag von Behörden, Verbänden und anderen Organisationen. Anders als Universitätsinstitute betreiben private Forschungs- und Beratungsbüros hauptsächlich angewandte Forschung. Diese ist eher pragmatisch ausgerichtet und auf die Bedürfnisse der Auftraggeber aus Verwaltung und Politik abgestimmt.
Ich bearbeite unter anderem Fragestellungen der Wirkungsanalyse und der Evaluation. Dabei analysiere ich die Umsetzung und die Auswirkungen staatlicher Massnahmen und prüfe, ob sich die angestrebten Ziele und Veränderungen einstellen. Zudem leiste ich Unterstützung bei der Konzeption und Entwicklung von Strategien und Programmen. Dabei stehe ich in Kontakt mit Behörden, Verbänden und Politikern auf Bundes- und Kantonsebene. Oft arbeite ich auch mit Fachpersonen aus anderen Disziplinen zusammen, die mich mit ihrer Expertise zu bestimmten Themen unterstützen.
Berufseinstieg
Nach dem Praktikum bei einem Politikforschungsbüro erhielt ich eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Inzwischen bin ich der Geschäftsführer dieses Büros.
Tipps
Neben dem Beherrschen der verschiedenen sozialwissenschaftlichen Forschungstechniken und einem Grundverständnis für politisch-administrative Prozesse ist in meiner Funktion die Fähigkeit wichtig, sich rasch in neue Themengebiete einarbeiten zu können. Um die Umsetzung einer Studie gut planen und einen hohen Nutzen schaffen zu können, muss ich zudem die Fragestellungen und Wissensbedürfnisse der Auftraggeber erfassen und verstehen können. Auch gute Französischkenntnisse sind von Vorteil.
Politologin, Vizedirektorin bei einem Verkehrsverband

Symbolbild Zug, © BIld von WikiImages auf Pixabay
«Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik.»
Laufbahn
Vizedirektorin des Verbandes öffentlicher Verkehr |
Generalsekretärin der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern |
Persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Moritz Leuenberger |
Leiterin Unternehmensstab bei BERNMOBIL, städtische Verkehrsbetriebe Bern |
Studium der Politologie an der Universität Bern mit Nebenfach Rechtswissenschaften |
Jetzige Tätigkeit
Als Vizedirektorin des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV) bearbeite ich verkehrspolitische Vorlagen von der Vernehmlassung über die Parlamentsdebatte bis zur Umsetzung. Die Themen sind vielfältig: Finanzierung des öffentlichen Verkehrs (öV), regionaler Personenverkehr, Infrastruktur des öV, Güterverkehr, Agglomerationsverkehr, Aus- und Weiterbildung im öV oder Technik.
Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik. So stehe ich mit verschiedenen Anspruchsgruppen und Stakeholdern in ständigem persönlichen Kontakt: mit unseren Transportunternehmen, mit Politikerinnen und Politikern aller politischen Ebenen, mit der Verwaltung, der Wirtschaft, mit anderen Verbänden und mit der Öffentlichkeit.
Ein wichtiges Thema ist auch die Erarbeitung von verbandspolitischen Strategien, beispielsweise «Strategie des VöV», «Die Zukunft des regionalen Personenverkehrs» oder «Die Zukunft des Schienengüterverkehrs». Dort ist der verbandsinterne Prozess wichtig. Nach der Diskussion und der Verabschiedung durch den Vorstand müssen die Positionen aktiv kommuniziert, in den politischen Prozess eingegeben und durchgesetzt werden.
Berufseinstieg
Politologie habe ich einerseits aufgrund meines hohen politischen Interesses und anderseits wegen der Breite der Ausbildung studiert, die es erlaubt, eigene Akzente zu setzen. Bereits während des Studiums habe ich den Arbeitsalltag bei Praktika für Jäggi Communications in Bern und dem Europäischen Parlament in Brüssel (im Rahmen der Europaparlaments-Wahl von 1999) kennengelernt. Nach der Tätigkeit als Projektleiterin bei Naturaqua PBK begann ich als Leiterin Unternehmensstab bei BERNMOBIL, den städtischen Verkehrsbetrieben Bern, zu arbeiten.
Tipps
Diese Arbeit ist vielfältig, herausfordernd und macht mir Freude! Sie erfordert ein hohes Mass an Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und politischem Fingerspitzengefühl. Diese Fähigkeiten habe ich mir bei meinen bisherigen Tätigkeiten und meinem persönlichen politischen Engagement angeeignet.
Koordinatorin Internationale Partnerschaften bei einer NPO: Annabelle Schuster
«Eine Vielzahl an unterschiedlichen Erfahrungen wird oft sehr geschätzt.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
Seit 2020 | Koordinatorin für Partnerschaften (Pensum 80%), Plan International Schweiz, Zürich |
2019 ‒ 2019 | Aupair und Sprachschule, Montpellier, Frankreich (3 Monate) |
2018 ‒ 2019 | Vorsitzende der Studentenorganisation «Brännpunkt Europa», Göteborg, Schweden |
2018 | Praktikum als Projektkoordinatorin & Assistentin der Geschäftsleitung, Africa Health and Community Program, Kibera Slum, Nairobi, Kenia (3 Monate) |
2017 ‒ 2019 | Masterstudium in International Administration and Global Governance, Universität Göteborg, Schweden |
2017 | Praktikum als Analyst Intern, Charles River Associates, München, Deutschland (6 Monate) |
2016 ‒ 2017 | Praktikum als Analyst Intern, BAK Economics AG, Basel (6 Monate) |
2013 ‒ 2016 | Bachelorstudium in Economics and Business Economics (Volkswirtschaftslehre), Universität Maastricht, Niederlande, inkl. Auslandssemester, National Taiwan University, Taipei, Taiwan |
2012 | Praktikum als Assistentin der Geschäftsleitung, The Greater Chernobyl Cause, Cork, Irland (3 Monate) |
Jetzige Tätigkeit
Ich arbeite als Koordinatorin für Partnerschaften bei Plan International Schweiz in Zürich, einer unabhängigen Non-Profit Organisation, die sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter in verschiedenen Teilen der Welt einsetzt. Zu meinen Haupttätigkeiten gehören der Aufbau und die Pflege von Beziehungen mit diversen Partnern (Stiftungen, Firmen, Institutionen).
Dabei bin ich, in enger Zusammenarbeit mit der Programmabteilung unseres Schweizer Büros und anderen nationalen Plan-Büros, zuständig für die Entwicklung und Umsetzung neuer Strategien zur Sicherung zukünftiger Zuwendungen, die Ausarbeitung überzeugender Projektanträge sowie die Vorbereitung von Berichten und anderen Materialien. Ich schätze an der Arbeit besonders, dass sie sehr abwechslungsreich ist, viel Raum für Kreativität bietet und man mit vielen interessanten Menschen weltweit zusammenarbeitet.
Berufseinstieg
Das Bachelorstudium in Volkswirtschaft eröffnet eine Vielfalt an Tätigkeitsfeldern. Um herauszufinden, was mir besonders gefällt und/oder nicht gefällt, habe ich nach dem Bachelorabschluss Praktika in einem Wirtschaftsforschungsinstitut und einer globalen Strategieberatung absolviert. Dabei habe ich viele Fähigkeiten erlangt, die auch in meinem heutigen Job oft Anwendung finden.
Nach diesem Praxisjahr habe ich mich aufgrund meines langjährigen Interesses jedoch für ein Masterstudium in Internationalen Beziehungen mit Fokus Entwicklungszusammenarbeit entschieden. Während des Masters hatte ich die Möglichkeit, ein weiteres Praktikum bei einer lokalen NGO in Kenia zu absolvieren. Diese Erfahrung hat mir wertvolle Einblicke ermöglicht, welche mir bei späteren Bewerbungen zugutekamen. Zudem habe ich mich während des Studiums immer in diversen Studentenorganisationen engagiert: So konnte ich meine Organisationsfähigkeiten stärken und erste Führungserfahrung sammeln.
Aufgrund meiner vielen Stationen im Ausland hatte ich den Wunsch, meinen Berufseinstieg zunächst in der Schweiz anzugehen. Ich bewarb mich bei einer Vielzahl an Organisationen für Jobs in verschiedenen Abteilungen. Für die Stelle als Koordinatorin für Partnerschaften bei Plan International Schweiz habe ich mich entschieden, weil ich das Gefühl hatte, dass diese meine Interessen und Fähigkeiten bestmöglich vereint.
Tipps
Ich denke, dass es hilfreich ist, seinen Interessen zu folgen und sich im Zweifelsfall die Zeit zu nehmen, verschiedene Bereiche kennenzulernen und sich zu seinem individuellen Berufsprofil vorzutasten. Denn jeder Einblick bereichert einen mit neuen, vielseitigen und wertvollen Erfahrungen und Fähigkeiten. Zudem wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Erfahrungen oft sehr geschätzt.
Personen, welche sich für das Feld der Entwicklungszusammenarbeit interessieren, empfehle ich, internationale Erfahrungen zu sammeln und bereits ein Praktikum oder einen Nebenjob während/nach dem Studium in diesem Feld zu absolvieren. Zudem sind Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil – besonders Französisch und/oder solche, welche wenig verbreitet sind. Da sich viele Absolventinnen und Absolventen für eine berufliche Laufbahn in Entwicklungsorganisationen interessieren, ist es ratsam, sich bereits während des Studiums oder durch Weiterbildungen in einem bestimmten Feld, z.B. der Konfliktlösung, Frauenrechten, Umwelt und Natur, zu spezialisieren und sich dadurch interessant zu machen.