Chirurg
Nico Seeger spezialisiert sich seit dem Medizinstudium im Fachbereich Chirurgie. Er arbeitet als Oberarzt in einem Regionalspital.
"Ich hatte einen klaren Plan, was ich erlernen möchte."

© Nico Seeger
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
2011 | „Junior Doc“ bei JDMT Medical Services |
2013 | Verschiedene Praktika als Unterassistenzarzt (Anästhesiologie im Kantonsspital Winterthur/ Intensivmedizin, Kardiologie und Onkologie im Universitätsspital Zürich/ Chirurgie im Kantonsspital Graubünden sowie Traumatologie und Notfallmedizin im Grooste Schuur Hospital in Kapstadt) |
2013 | United States Medical Licensing Examination (USMLE) Steps 1-2CK |
2015 | Masterabschluss in Humanmedizin, Universität Zürich |
2015 | Dienstarzt (Nachtarzt) in verschiedenen Privatkliniken |
2016 | Eidgenössisches Basisexamen Chirurgie |
2016 | Assistenzarzt, Chirurgische Klinik, Spital Uster |
2018 | Forschungstätigkeit (KSW/ETH/UZH) im Themenbereich: Single nucleotide Polymorphisms und Pankreaskarzinom |
2018 | Assistenzarzt, Klinik für Viszeral- und Thoraxchirurgie, Kantonsspital Winterthur |
2019 | Oberarzt i.V., Chirurgische Klinik, GZO Spital Wetzikon |
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?
Ich arbeite als Oberarzt i.V. in der Chirurgischen Klinik des GZO Spital Wetzikon. i.V. Steht für „in Vertretung“, meine Berufsbezeichung wird teilweise auch als Stv. Oberarzt bezeichnet. Dies bedeutet, dass ich grundsätzlich die Aufgaben eines Oberarztes übernehme, aber noch keinen Facharzttitel für Chirurgie habe.
Meine Hauptaufgaben gliedern sich in vier Teilbereiche: Notfalldienst, Stationsarbeit, Sprechstunden sowie Operationstätigkeit: Beim Notfalldienst, der tagsüber oder nachts stattfindet, betreue ich die Assistenzärztinnen und -ärzte der Notfallstation. Ich muss entscheiden, welche diagnostischen Untersuchungen angeordnet werden sollen, die (Verdachts-)Diagnose stellen und die Weiterbehandlung festlegen; dies natürlich immer nach Rücksprache mit der Kaderärztin, die Hintergrunddienst hat. Ausserhalb der Bürozeiten fallen auch allfällige Notfalloperationen in meinen Zuständigkeitsbereich.
«Hilfreich ist eine offene, freundliche und hilfsbereite Persönlichkeit. Die „Ellbogen-raus“-Mentalität ist im letzten Jahrhundert anzusiedeln.»
An Tagen, an denen ich keinen Dienst und keine Sprechstunde habe, werde ich im Tagesprogramm der geplanten Operationen eingesetzt. Dabei operiere ich die Personen, die ich in meiner Sprechstunde gesehen habe; teilweise alleine oder aber mit Unterstützung durch das Leitungsteam oder eines anderen, erfahreneren Oberarztes. Weiter helfe ich bei komplexeren Eingriffen mit und kann so einzelne Teilschritte erlernen. Umgekehrt assistiere ich den Assistenzärzten bei einfacheren Eingriffen.
Zu meinen Aufgaben gehören zudem die Planung und Durchführung von internen Fortbildungen, die direkte Betreuung einzelner Assistenzärztinnen als Tutor und natürlich auch viele administrative Tätigkeiten - etwa Berichte verfassen, korrigieren und weiterleiten. Nebst meiner Arbeit am Spital forsche ich im Themenbereich Pankreaskarzinom und schreibe aktuell an meiner Dissertation.
Wie verlief der Berufseinstieg?
Nach dem Berufseinstieg als Assistenzarzt im Spital Uster konnte ich rasch Erfahrungen sammeln: Viele meiner damaligen Kollegen planten keine Weiterbildung in der Chirurgie, weshalb mir viel Förderung durch die Oberärztinnen zuteil kam. Dank regelmässiger Teilnahme an externen Weiterbildungen konnte ich bald mein Fachwissen erweitern, was das Weiterkommen in der Klinik erleichterte. Durch den Wechsel an ein grösseres Spital wurde ich mit komplexeren medizinischen Fällen konfrontiert und fand Anschluss an das Weiterbildungsnetzwerk Chirurgie, das mir in vielen Belangen grosse Unterstützung bot - auch im Erlangen meiner aktuellen Stelle.
Hilfreich war zudem meine Tätigkeit als Junior Doc während des Studiums, wo ich die sanitätsdienstliche Betreuung von Anlässen und medizinische Ausbildung von Laien übernahm. Dank diesen Erfahrungen hatte ich zu Beginn meiner Arbeit als Assistenzarzt schon etwas Erfahrung im praktischen Umgang mit Patienten. Mir war schon nach kurzer Zeit klar, in welche Richtung meine medizinische Weiterbildung gehen soll. Ich hatte somit einen klaren Plan, was ich erlernen möchte, sodass meine Vorgesetzten mich diesbezüglich gern unterstützten. Nebst all diesen Aspekten ist aber auch immer eine gewisse Portion Glück dabei.
Welche Tipps geben Sie Studierenden?
Ich empfehle, schon während des Studiums einen Studentenjob im medizinischen Bereich zu übernehmen, um Behandlungspraxis zu sammeln. Wichtig ist auch, möglichst früh das Basisexamen zu absolvieren, Standardkurse zu besuchen und sich von Anfang an weiterzubilden. Eine regelmässige Teilnahme an Kongressen und Fortbildungen bringt Wissenszuwachs, ist gut fürs Networking und zeugt von Interesse. Studierende sind bezüglich der individuellen Förderung von den direkten Vorgesetzten abhängig. Daher müssen sie ihr Interesse am Facharzttitel Chirurgie früh anbringen und eine hohe Arbeitsmotivation in allen Bereichen aufweisen. Hilfreich ist dabei eine offene, freundliche und hilfsbereite Persönlichkeit. Die „Ellbogen-raus“-Mentalität ist im letzten Jahrhundert anzusiedeln und wird oft nicht gern gesehen.
Ich persönlich empfehle den Berufseinstieg in einem mittelgrossen Spital, um das Interesse an der Chirurgie zu festigen und sich Gedanken über die spätere Vertiefung machen zu können. Zudem lassen sich hier auch praktische Erfahrungen im Operationssaal sammeln. Anschliessend macht der Wechsel an ein grosses Spital Sinn, möglichst im Teilbereich der späteren Spezialisierung. Auch ein strukturiertes Weiterbildungsnetzwerk kann Unterstützung bieten.
Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Gesundheit
Assistenzärztin
Rebecca Engler hat nach dem Studienabschluss eine Dissertation geschrieben. Sie arbeitet als Assistenzärztin für Anästhesie und Intensivmedizin an einem Kantonsspital.
"Aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich durchzuhalten."

© Rebecca Engler
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
2007 | Matur am Gymnasium Neufeld, Bern |
2013 | Masterabschluss in Humanmedizin an der Universität Bern |
2013 | Staatsexamen Humanmedizin Universität Bern |
2013 | Dissertation im Bereich Kardiologie im Inselspital Bern |
2014 | Assistenzärztin Innere Medizin im Spital STS Thun AG inkl. Rotation auf der Notfallstation, sowie Intensivstation |
2016 | Assistenzärztin auf der Gynäkologie/Geburtshilfe im Kantonsspital Baselland in Liestal |
2017 | Assistenzärztin Anästhesie und Intensivmedizin im Kantonsspital Baselland an den Standorten Bruderholz und Liestal |
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?
Ich arbeite als Assistenzärztin auf der Anästhesie (Narkose) in Liestal. Als Assistenzärztin arbeitet man selbstständig, hat aber einen Oberarzt, der einen supervisiert oder den man bei schwierigen Situationen oder Fragen anrufen kann. Den Vormittag verbringe ich jeweils im OP-Bereich des Spitals. Um 7.00h kommen die ersten Patientinnen in die Narkosevorbereitung. Dort dürfen sie mit den von uns verabreichten Narkosemedikamenten vor dem geplanten chirurgischen Eingriff einschlafen. Bei schwer Kranken oder wenn Komplikationen auftreten können, erfordert dies manchmal viel Vorbereitung, wie zusätzliche Installationen (z.B. Katheter, spezielle Intubationsformen bei schwierigen Atemwegsbedingungen) und eine sehr sorgfältige Auswahl der zu verabreichenden Medikamente. Diese müssen individuell abgestimmt sein. Während der Operation überwache ich die Beatmung, verabreiche Schmerzmittel, Narkosemittel und muskelentspannende Medikamente. Falls jemand viel Blut verliert, muss ich dies eventuell ersetzen; auch Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckschwankungen muss ich beheben. Man arbeitet hier jeweils sehr eng mit der Anästhesiepflege zusammen. Nach der Operation ist mein Ziel, dass Patientinnen und Patienten ohne Übelkeit und ohne Schmerzen erwachten. Ich begleite sie dann in den Aufwachraum, wo sie dann weiter betreut werden.
«Während der Operation überwache ich die Beatmung, verabreiche Schmerzmittel, Narkosemittel und muskelentspannende Medikamente. Falls jemand viel Blut verliert, muss ich dies eventuell ersetzen und auch Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckschwankungen muss ich beheben.»
Am frühen Nachmittag verlasse ich den OP-Trakt und begebe mich auf die Bettenstation, wo ich die Patienten, die am Folgetag operiert werden sollen, besuche. Ich studiere ihre Nebenerkrankungen und evaluiere ihre körperliche Fitness, indem ich sie klinisch untersuche. Ich entscheide danach, allenfalls in Rücksprache mit den Vorgesetzten am Abendrapport, ob die Betroffenen fit genug sind für die bevorstehende Narkose, respektive den Eingriff. Falls nicht, suchen wir das Gespräch mit dem chirurgischen Fachpersonal. Alle Patientinnen und Patienten erhalten ein Narkoseaufklärungsgespräch, während dem wir genau erklären, was wir mit ihnen individuell planen. Hier können auch Fragen gestellt und die Narkoseform ausgesucht werden.
Weitere Assistenzärzte und -ärztinnen der Anästhesie sind jeweils mit der Ambulanz unterwegs, führen ambulante Aufklärungs-Sprechstunden durch oder arbeiten im Schichtbetrieb der Intensivstation, wo sie die sehr kranken, z.T. länger beatmungspflichtigen Personen betreuen.
Wie verlief der Berufseinstieg?
Der Berufseinstieg gestaltet sich in jedem medizinischen Fach sehr aufregend, aber auch sehr anstrengend. Als Berufsanfängerin hat man sehr viel Theorie auf Lager vom Studium, es fehlt aber trotz der vielen Praktika noch ganz viel klinische Erfahrung und vor allem praktisches Wissen. Weiter hat man das erste Mal Verantwortung für viele Patiententinnen und Patienten, was am Anfang sehr belastend sein kann. Die ersten 3-4 Monate verbringt man deswegen sehr lange Stunden im Spital. Bald gewinnt man jedoch mehr Sicherheit und Erfahrung und lebt sich in den Klinikalltag ein. Hierzu gehört ja nicht nur die Betreuung von Patient/innen, sondern auch Weiterbildung, selbst Vorträge zu halten und Studierende auszubilden. Insgesamt hat man sehr schnell auch viel Spass, weil man in Windeseile dazulernt und merkt, wie man Fortschritte macht. Aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich durchzuhalten, ich finde meinen Job immer noch wahnsinnig toll und spannend, obwohl es Zeiten gab, wo man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen konnte.
Welche Tipps geben Sie Studierenden?
- Sich gut auf den Numerus Clausus vorbereiten. Meiner Meinung nach braucht es keinen der offiziellen (teuren) Kurse. Man muss mit Selbstdisziplin all die Übungen aus den offiziellen Übungsheftchen machen. Am besten gleich von Anfang an auf Zeitdruck üben, und jeweils mehrere Stunden am Stück ohne Pause. Bei der Prüfung selbst wird es auch so sein.
- Sich seine Zeit gut einteilen lernen: während dem Studium muss man sehr viel lernen und es lohnt sich dabei effizient zu sein, so kann man trotz Medizinstudium genug Freizeit haben.
- Für die Medizin muss man ein Teamplayer sein und aus Fehlern lernen können. Wer keinen Teamgeist oder Fähigkeit zur Selbstkritik mit sich bringt, wird es schwierig haben in diesem Beruf.
- Falls möglich früh irgendwo im Spital anfangen zu jobben (z.Bsp. als EKG-Student, Nachtwache oder Pflegehilfe), so gewinnt man bereits viel Erfahrung im Umgang mit Patient/innen und dem Team.
Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Gesundheit
Psychiater
Rafael Meyer befasst sich als Humanmediziner intensiv mit dem Gehirn. Er arbeitet als Zentrumsleiter in einer psychiatrischen Klinik.
"Grundvoraussetzungen sind Empathie und die Bereitschaft, sich für psychisch Kranke einzusetzen."

© Alex Spichale Fotografie
Wie sieht Ihre jetzige Tätigkeit aus?
Ich arbeite im Kanton Aargau in der Klinik für Konsiliar-, Alters- und Neuropsychiatrie, wo ich das Zentrum für Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie und Psychosomatik leite. Mein Hauptstandort und Arbeitsplatz befinden sich im Ambulatorium Dättwil der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG), wo ich ein eigenes Büro zur Verfügung habe. Einerseits bin ich in der Funktion des stellvertretenden Chefarztes tätig und andererseits in derjenigen des Zentrumsleiters und Mitglied der Klinikleitung. Ich bin Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und habe die Schwerpunkte in Alterspsychiatrie und -psychotherapie, Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie sowie in Psychosozialer und Psychosomatischer Medizin. Darüber hinaus habe ich eine Weiterbildung zum Diploma of Advanced Studies in Neuropsychologie absolviert.
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
2008 | Staatsexamen Humanmedizin Universität Zürich |
2009 | Weiterbildung (Assistenzarzt) zum Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie (FMH) sowie Diploma of Advanced Studies Neuropsychologie (DAS Universität Zürich) |
2010 | Alterspsychiatrie stationär und ambulant, Allgemeinpsychiatrie stationär Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG) |
2013 | Allgemeinpsychiatrie ambulant und Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie Universitätsspital Zürich (USZ) |
2014 | Alterspsychiatrie Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (PUK) |
2016 | Studienarzt Institut für Regenerative Medizin Universität Zürich (IREM UZH) |
2017 | Oberarzt Konsiliar- und Liaisondienst Spitäler PDAG |
2018 | Zentrumsleiter Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie und Psychosomatik PDAG |
«Idealerweise ergibt sich früh in der Aus- oder Weiterbildung die Möglichkeit, mit einem Rollenmodell oder Vorbild ein gutes Verhältnis im Sinne eines Mentorats aufzubauen.»
Meine Kernaufgaben sind sehr vielfältig und geprägt von zwischenmenschlichen Begegnungen mit Patienten, Kolleginnen und Mitarbeitenden. Fachlich beschäftige ich mich hauptsächlich mit der Schnittstelle von Körper und Psyche, also mit der psychiatrisch-psychotherapeutischen und psychosomatischen Versorgung von Patienten, die aufgrund körperlicher Probleme in unseren Partnerspitälern hospitalisiert oder dort in ambulanten Sprechstunden in Behandlung sind und uns zugewiesen werden.
Zudem bin ich in unserer eigenen ambulanten Spezialsprechstunde für Alterspsychiatrie und -psychotherapie sowie in der Memory Clinic tätig. Im Zentrum der klinischen Arbeit stehen somit die Abklärung und Behandlung sowie die Beratung medizinischer Kollegen im Zusammenhang mit psychisch kranken Patientinnen. Die Notfallpsychiatrie mit Abklärungen von akuten Verwirrtheitszuständen, suizidaler Gefährdung oder Beurteilung der Notwendigkeit fürsorgerischer Unterbringungen in der psychiatrischen Klinik ist ein wichtiges Element, ebenso die interdisziplinäre Abklärung von Gedächtnisproblemen.
Als Zentrumsleiter beschäftige ich mich zudem mit dem Management. Dazu zählen unter anderem die Personalführung des Zentrums, die Netzwerkarbeit sowie betriebswirtschaftliche und berufspolitische Angelegenheiten. Schliesslich befasse ich mich auch mit der Weiterbildung von Kolleginnen und Kollegen, die sich auf dem Weg zum Facharzttitel oder Schwerpunkttitel befinden. Als Leiter der Weiterbildungsstätte trage ich die Verantwortung für die individuell vereinbarten Lernziele gemäss dem offiziellen Weiterbildungsprogramm. Sogenannte Supervisionen und Fallbesprechungen oder gemeinsame Untersuchungen mit den Weiterzubildenden sind wichtige Bestandteile davon.
Wie verlief der Berufseinstieg?
Nach dem Medizinstudium kann direkt mit der Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie begonnen werden, wobei es empfehlenswert ist, mit dem sogenannten «Fremdjahr» - ein klinisches Fachgebiet ausserhalb der Psychiatrie (bspw. Medizin, Neurologie) - zu beginnen, um sich danach voll auf das Kernfach Psychiatrie und Psychotherapie einlassen zu können. Damit der Berufseinstieg klappt, sind das Interesse und die Neugier in Bezug auf die komplexen Zusammenhänge der Biologie, der Psyche sowie sozialer Kontexte wichtige Grundvoraussetzungen, ebenso Empathie und die Bereitschaft, sich für psychisch kranke Menschen einzusetzen.
Die Optionen innerhalb des Fachgebiets Psychiatrie und Psychotherapie sind vielfältig und anspruchsvoll. Das Weiterbildungsprogramm bietet aber auch die Chance, sich verstärkt den eigenen Präferenzen zu widmen und sich eigene Nischen oder Schwerpunkte zu suchen inklusive der freien Wahl des Psychotherapie-Modells. Um sich beim Einstieg in dieses einzigartige Fachgebiet nicht in der Komplexität zu verlieren, sind die persönlichen Begegnungen und der Austausch mit Peers und Vorgesetzten wichtig. Dieser Austausch muss natürlich auch eingefordert werden, weil einem nach der Ausbildung nicht mehr alles zugetragen wird. Es ist deshalb umso wichtiger, die eigene Weiterbildung aktiv zu gestalten und zu planen.
Welche Tipps geben Sie Studierenden?
Es lohnt sich, der eigenen Neugier und den eigenen Interessen zu folgen, sich offenbarende Gelegenheiten zu nutzen und sich unvoreingenommen in die fachliche und kollegiale Auseinandersetzung zu begeben. Sicherlich kann es hilfreich sein, sich bereits während des Studiums und des Wahlstudienjahrs mit der fachlichen Weiterentwicklung zu beschäftigen, ebenso mit der Frage, ob eine akademische oder eine klinische Karriere angestrebt wird. Idealerweise ergibt sich früh in der Aus- oder Weiterbildung die Möglichkeit, mit einem Rollenmodell oder Vorbild ein gutes Verhältnis im Sinne eines Mentorats aufzubauen, das einem über viele Jahre hinweg beratend und fördernd erhalten bleiben kann. Dies kann ein erfahrener Peer oder eine Vorgesetzte sein.
Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Gesundheit
Rechtsmedizinerin
Sarah Schärli hat sich als Rechtsmedizinerin spezialisiert. An einem forensischen Institut geht sie unter anderem Todesursachen auf den Grund.
"Einsätze an Tatorten, Untersuchungen und Büroarbeit wechseln sich ab."

© Sarah Schärli
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
2006 | Studium der Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel |
2012 | Assistenzärztin im Spital Menziken, Bereich Innere Medizin |
2014 | Assistenz- und später Oberärztin am Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich |
2019 | Oberärztin am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel |
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?
In der Abteilung für Forensische Medizin sind wir ein eher kleines Team mit ca. 4 bis 5 Assistenzärzten und 3 bis 4 Fach- und Oberärztinnen. Unsere Hauptaufgaben umfassen die Untersuchung von Verstorbenen: Legalinspektionen bei aussergewöhnlichen Todesfällen und Autopsien, sowie Lebenduntersuchungen: Untersuchungen nach körperlicher Gewalt, Sexualdelikten, oder auch Altersschätzungen. Zudem gehören die Erstellung von Aktengutachten und das Halten von Vorträgen, Studierendenkursen und Vorlesungen etc. zu den Aufgaben.
Als kleine Randnotiz im Vergleich zum Fachgebiet Pathologie ist zu erwähnen, dass Rechtsmedizinerinnen und -mediziner nur aussergewöhnliche Todesfälle begutachten, d.h. unerwartete, plötzliche oder gewaltsame Todesfälle. Zudem arbeiten sie immer auf Auftrag der Staatsanwaltschaft oder der Polizei, d.h. die Untersuchungen von Lebenden und Verstorbenen sind hier gesetzlich geregelt.
«Als kleine Randnotiz im Vergleich zum Fachgebiet Pathologie ist zu erwähnen, dass Rechtsmedizinerinnen und -mediziner nur aussergewöhnliche Todesfälle begutachten, d.h. unerwartete, plötzliche oder gewaltsame Todesfälle.»
Ein gewöhnlicher Tag beginnt meist mit dem Morgenrapport, bei dem sämtliche Fälle aus der Nacht und vom Vortag im Dienst besprochen werden. Danach werden entweder die anstehenden Autopsien durchgeführt oder es steht Schreibtischarbeit an, wie z.B. das Erstellen von Gutachten. Da wir einen 24-Stunden-Dienstbetrieb abdecken, ist immer jemand aus dem Ärzteteam im Vordergrunddienst (meist Assistenzärzte) mit einer erfahrenen Fachärztin im Hintergrunddienst, die beratend telefonisch zur Seite steht, aber bei schwierigen Fällen auch mit ausrückt (bspw. Bei Tötungsdelikten).
In der Regel werden die Dienste tageweise (24-Stunden-Dienst) und Wochenendweise aufgeteilt. Die Frequenz der Fälle im Dienst schwankt hierbei deutlich, d.h. an manchen Tagen ist man praktisch im Dauereinsatz, im nächsten Dienst hat man vielleicht 1-2 Fälle, zu denen man ausrückt. Da im Institut für Rechtsmedizin Basel der Dienstbetrieb wie erwähnt während 24 Stunden abgedeckt wird, ist man nicht vor Einsätzen mitten in der Nacht oder am Wochenende gefeit, was natürlich eine gewisse Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeit fordert. An dienstfreien Tagen ist es jedoch meist möglich, das Arbeitspensum ohne Überstunden zu erledigen.
Als Oberärztin umfasst die Hauptaufgabe natürlich die Aus- und Weiterbildung der Assistenzärzte, d.h. zu Beginn an Tatorte mit ausrücken, Gutachten korrigieren, bei den Autopsien zur Hand gehen und Hilfestellung bieten. Bei den vereinzelten Vordergrunddiensten, die man auch als Oberärztin leisten muss, darf man jedoch auch selber wieder an den Ort des Geschehens. Selten steht auch mal ein Gerichtstermin ins Haus, bei dem meist der zuständige Facharzt den Fall vor Gericht vertreten wird.
Der Vorteil des Berufes ist sicherlich die wahnsinnige Vielfalt. Einsätze an den Tatorten, Untersuchungen an Lebenden und Verstorbenen wechseln sich ab mit Büroarbeit im Institut. In den Diensten weiss man nie, was einen erwarten wird. Ein möglicher Nachteil des Berufs kann die emotionale Belastung der Fälle darstellen. Hier ist eine gute Abgrenzung von Beruf und Privatleben vonnöten. Als ebenfalls eher gewöhnungsbedürftig ist das olfaktorische (den Geruchssinn betreffende) Spektrum zu erwähnen, das den Rechtsmediziner je nach Fall erwarten kann. Teilzeitarbeit ist, auch als Fach- bzw. Oberärztin, gut möglich.
Wie verlief der Berufseinstieg?
Der Berufseinstieg nach dem Studium gestaltete sich bei mir wie der Sprung ins kalte Wasser, da ich nach der Uni gleich mein Fremdjahr in der Inneren Medizin in Angriff genommen habe. Die wahnsinnig vielen Arbeitsstunden (50-Stundenwoche mit reichlich Überstunden) und die sehr kurze Einarbeitungszeit stellten eine Herausforderung dar. Nach ca. 3 Monaten entwickelte sich eine gute Routine. Das anschliessende Fremdjahr in Pathologie war dagegen eine willkommene Abwechslung und Erholung, insbesondere da es hier weder Nacht- noch Wochenenddienste zu leisten gab.
Nachdem ich somit meine Fremdjahre bereits ganz am Anfang der Facharztausbildung absolviert hatte, was ich nur empfehlen kann, fiel mir der Einstieg in die Rechtsmedizin relativ leicht. Erste Erfahrungen konnte ich bereits während des Studiums als Unterassistentin in der Rechtsmedizin sammeln und war somit auch nicht völlig unvorbereitet, was die Arbeit als Rechtsmedizinerin angeht. Natürlich waren die Dienste, während derer man nach kurzer Zeit völlig auf sich gestellt ist, erneut eine grosse Herausforderung. Man lernt dadurch jedoch sehr viel und ist gerade in der Rechtsmedizin sehr schnell in der Materie angekommen. Zudem kann man in Notfällen immer auf einen Oberarzt als Backup zählen. Ist man motiviert und ehrgeizig, kann man die Facharztausbildung in 5-6 Jahren schaffen.
Welche Tipps geben Sie Studierenden?
Als ganz wichtigen Tipp empfehle ich gerade in meinem Berufsfeld das Sammeln von Erfahrungen als Unterassistent/in. Hierbei kann man sich mit der doch speziellen Thematik anfreunden und wird schnell merken, ob einem das Fach in all seinen Facetten gefällt und ob man sich vom doch oft eher traurigen Gesehenen genügend abgrenzen kann. Der Beruf der Rechtsmedizinerin wird gerade in Film und Fernsehen etwas verzerrt dargestellt, so dass ein frühzeitiger „Realitycheck“ nicht fehlen sollte, damit Enttäuschungen verhindert werden. Verfügt man über emotionale Stabilität, einen guten Magen und viel Neugierde und hat keine Berührungsängste mit dem Tod, so bietet die Rechtsmedizin sicherlich ein sehr spannendes und vielfältiges Arbeitsumfeld.
Weitere Informationen: Wissenschaft und Forschung