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Philosophie: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Über den Tellerrand hinausschauen

E. E. studiert Philosophie mit Minor Politikwissenschaften im 5. Semester Bachelor an der Universität Zürich UZH.

Ich habe Philosophie zuerst als Nebenfach gewählt, habe dann aber sehr schnell gemerkt, dass ich mich gerne noch mehr damit beschäftigen würde und habe es zu meinem Hauptfach gemacht. Was mich an der Philosophie besonders gepackt hat, ist das immer wieder gezwungen werden über den Tellerrand hinauszuschauen.

Besonders an meinem Studium gefallen mir die Auswahlmöglichkeiten und die verschiedenen Schwerpunkte, wie auch die extreme Vielfalt an Themen, die besprochen werden. Man hat nur sehr wenige Pflichtmodule, dadurch kann man sich von Beginn an spezifischer mit Themen, die einen speziell interessieren, auseinandersetzen. Diese Freiheit bringt aber die Schwierigkeit mit sich, dass man für die Planung seines Studiums und für die korrekte Erfüllung aller Anforderungen weitaus selbst verantwortlich ist.

Das Studium ermöglicht eine sehr gute Balance zwischen Lernen, Arbeiten und Freizeit. Bis auf die Pflichtmodule, in denen jeweils am Ende des Semesters eine Prüfung ansteht, verteilt sich der Aufwand der einzelnen Module meist über das ganze Semester. Dadurch hat man zwar immer etwas zu tun, muss aber nie unzumutbar viel Aufwand betreiben.

Ich denke, eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Studium ist die Bereitschaft, sich auf Neues und neue Meinungen einzulassen. Das setzt eine grosse Offenheit und auch ein sehr kritisches Selbstdenken voraus. Auch ein gewisses logisches Denken ist sicherlich von Vorteil. Ausserdem besteht der grösste Teil des Studiums aus dem Lesen von Texten und dem Schreiben von Essays. Somit ist eine gewisse Lesefreude sicherlich kein Nachteil.

Vom Banalen zum Tiefgründigen und umgekehrt

F. C. studiert Philosophie mit Minor Geschichte und Lehrdiplom Sekundarstufe II im 3. Semester Master an der Universität Luzern UNILU.

Ich hatte keine konkreten Erwartungen an das Studium. Ich mag es, mich frei mit einem Thema auseinandersetzen zu dürfen, ohne in einen Rechtfertigungsdrang zu verfallen. Im Philosophiestudium wird einem das Auswendiglernen erspart, der Schwerpunkt liegt eher auf dem Verfassen von schriftlichen Arbeiten. Das erlaubt mir genau diese Freiheit. Die Philosophie ermöglicht eine radikale Offenheit, was Form und Inhalt betrifft. Der Versuch, sich vom Banalen zum Tiefgründigen zu bewegen und umgekehrt ist für mich eine spannende Herausforderung. Ich schätze die Interdisziplinarität innerhalb des Studiums und in den Seminaren, die immer für frische Perspektiven sorgt.

In den Seminaren sind wir sind praktisch nie mehr als 20 Leute. Es herrscht eine Atmosphäre, in der man lernt, fürsorglich und wohlwollend auf andere einzugehen. Die Dozierenden sind sehr zugänglich. Man duzt sich, empfiehlt sich Filme, nimmt ein Bier zusammen; alles sehr informell.

Ich erachte Neugier als die vermutlich wichtigste Eigenschaft für angehende Studierende. Auch eine gewisse Sozialfähigkeit vereinfacht das Studium, da wir an der Uni, wie auch in der Gesellschaft, soziale Wesen sind. Viele hüten sich vor der Philosophie, weil sie meinen, die Philosophie sei zu akademisch. Aber alles, was für dich relevant ist, ist auch für die Philosophie relevant. Ob K-Pop, Fortnite, Verschwörungstheorien, 80s-Musik oder Memes, es lässt sich über alles philosophieren. Alltagsthemen werden viel tiefgründiger, wenn man sie philosophisch behandelt.



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