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Systemtechnik: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Wissen aus dem Berufsalltag direkt ins Studium einbringen

S.F. studiert Systemtechnik im 6. Semester Bachelor an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Studienwahl

S.F. hatte nach dem Gymnasium ursprünglich das Ziel, Physiotherapeutin zu werden. Darum absolvierte sie nach der Matura ein Praktikum in einem Paraplegiker-Zentrum, wo sie allerdings rasch merkte, dass ein Beruf im Gesundheitswesen nicht zu ihr passt. Dafür entdeckte sie eine andere Leidenschaft: Die elektrischen Rollstühle und anderen Hilfsmittel, welche den Menschen den Alltag erleichtern, und die Faszination an der Technik hinter all diesen Gerätschaften brachte sie auf die Idee, einen technischen Beruf zu erlernen. Ein Studium in Systemtechnik mit Vertiefung Medizintechnik schien genau das richtige zu sein. Nach reiflicher Überlegung beschloss sie dann, zuerst eine technische Lehre zu absolvieren: "Einerseits hat man so einen Abschluss in der Tasche und andererseits fand ich es sehr wichtig, eine technische Grundlage für das Studium zu haben". Bei "login" machte sie daraufhin eine Lehre als Automatikerin. Dabei kam sie zum ersten Mal mit der Eisenbahn in Kontakt - die Begeisterung dafür hält bis heute an. Der Weg über die Lehre hat sie sehr gut auf das Studium vorbereitet: "Eine technische Ausbildung oder ein Praktikum in einem technischen Bereich gehören auch zu den Grundvoraussetzungen, um für das Studium zugelassen zu werden".

Berufsbegleitend studieren

Heute studiert S.F. berufsbegleitend Systemtechnik an der FHNW als einzige Frau in ihrer Klasse – dies stellt jedoch für sie kein Problem dar: "Ich wusste, worauf ich mich einlasse und habe nie negative Erfahrungen gemacht." Nebenbei arbeitet sie 80%, eher viel, denn seitens der FHNW wird ein Pensum von maximal 60% empfohlen. Die Kombination von Arbeit und Studium erlebt sie zeitweise sehr intensiv, gerade in der Prüfungsphase oder wenn Projektarbeiten anstehen. Sie würde dennoch kein Vollzeitstudium vorziehen: "Ich sehe und weiss dank der Anwendung in der Praxis, wofür ich studiere – und kann Wissen aus dem Berufsalltag ins Studium einbringen." Am Anfang des Studiums werden Grundlagen, unter anderem in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Elektrotechnik, Mechanik, Informations- sowie Systemtechnik vermittelt. In den höheren Semestern können die Vorlesungen freier gestaltet werden.

Wenn S.F. nicht an der FHNW ist, absolviert sie ein Praktikum im Softwareengineering im Bereich der Schienenverkehrstechnik und kann so ihre Faszination für die Eisenbahntechnik in den Berufsalltag einbringen und in der Praxis ihre Informatik- und Programmierkenntnisse vertiefen. Auch für ihre Bachelorarbeit nimmt sie ein Projekt aus dem Schienenverkehr in Angriff: Für die SBB Cargo entwickelt sie eine Ersatzlösung für eine Fahrmotor-Ventilationssteuerung. Für diese Geräte sind heute kaum noch Ersatzeile erhältlich, weshalb eine Ersatzlösung her muss.

Zukunftsaussichten

Mit der Studienwahl ist S.F. zufrieden, sie würde heute allerdings noch mehr in Richtung Informatik gehen, aber die Freude daran entdeckte sie erst während dem Studium. Informatik machte ihr zu Beginn am meisten Sorgen, weil sie darin keinerlei Erfahrung hatte, "doch nun begeistert es mich am meisten". Sie möchte auf jeden Fall in diesem Gebiet bleiben, die Applikationsentwicklung reizt sie im Softwarebereich besonders. Sie ist davon begeistert, die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine – in ihrem Falle, dem Lokführer und den Lokomotiven – genau zu analysieren und optimale Lösungen zu finden.

S.F. mag an ihrem Studiengang, dass er viele verschiedene Bereiche abdeckt und ihr die Aneignung eines breiten Wissens ermöglicht. Einen Master strebt sie in nächster Zeit noch nicht an, zuerst möchte sie arbeiten und mehr Zeit für ihre Freunde und Hobbies haben. Wer sich für das Studium der Systemtechnik interessiert, sollte ihrer Meinung nach auf jeden Fall technikbegeistert und offen für ein breites Wissen und Neues sein. Die Freude an Mathematik sollte auch vorhanden sein. Sie betont allerdings, dass auch sie vor dem Studium kein Mathegenie war, was sie aber nicht vom Studium der Systemtechnik abhielt. Die FHNW bietet Vorkurse an, die die Studierenden auf die mathematischen Fächer vorbereiten. Als die wichtigste Eigenschaft nennt sie das Durchhaltevermögen, denn das Studium kann sehr zeitintensiv sein, gerade, wenn Projekte oder Prüfungen anstehen.



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