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Arbeitsmarkt: Naturwissenschaften

Interview mit der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT, welche den Dialog zwischen Wissenschaftler/innen aus verschiedenen Disziplinen und der breiten Öffentlichkeit fördert. Die Organisation unterstützt auch junge Akademikerinnen und Akademiker sowie Forschende mit Auszeichnungen und finanzieller Hilfe.

Unbekannte Berufsmöglichkeiten


© SCNAT, Foto Andres Jordi

Die Naturwissenschaften bieten Berufsmöglichkeiten, die so vielfältig sind wie die Disziplinen dieser Branche. Präsentation von Dr. Marc Türler, Leiter der Sektion Naturwissenschaften der SCNAT und der Plattform Mathematik, Astronomie und Physik MAP.

© SCNAT, Foto Andres Jordi

Wie ist die aktuelle Situation in der Branche der Naturwissenschaften?

Die Naturwissenschaften bilden insgesamt genügend Personen aus, sowohl auf der Ebene der höheren Berufsbildung als auch auf universitärer Ebene. Der Nachwuchs ist gut gesichert, mit einigen Unterschieden: Einige Fächer wie z.B. Biologie ziehen mehr Studierende an als andere.

Die Studierenden wählen ihr naturwissenschaftliches Fach häufig aus Leidenschaft und promovieren mit Blick auf eine akademische Karriere in der Grundlagenforschung. Andere Berufsmöglichkeiten sind nicht immer bekannt und variieren von Fach zu Fach:

  • Biologinnen und Biologen werden in kantonalen und eidgenössischen Ämtern für die Erfassung und den Schutz von Flora und Fauna gesucht, aber auch in botanischen Gärten oder Museen. In der Privatwirtschaft sind auch Pharmaunternehmen oder Start-ups in den Bereichen Biowissenschaften und Genomik potenzielle Arbeitgeber. Im akademischen Bereich sind die Stellen für ordentliche Professuren begrenzt. Ein Grossteil der Doktorandinnen und Doktoranden muss sich nach anderen Aufgaben umsehen: Unterrichten auf Universitätsebene als Lehr- und Forschungsbeauftragte oder auf Sekundarstufe I oder II mit einer pädagogischen Zusatzausbildung. Eine Zusatzausbildung in Journalismus öffnet die Tür zur Wissenschaftskommunikation.
  • Chemikerinnen und Chemiker werden in der Industrie gesucht, z. B. bei der Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten. In der Pharmaindustrie sind diese Berufsmöglichkeiten bereits nach dem Masterabschluss möglich, da einige Grosskonzerne berufsqualifizierende Programme für junge Absolventinnen und Absolventen entwickelt haben. In der Forschung und Entwicklung bieten auch die Bereiche Verpackungen und Lebensmittel (Verarbeitung von Rohstoffen, Anreicherung von Lebensmitteln usw.) Stellen an.
  • In den Geowissenschaften gibt es einen wachsenden Bedarf an Spezialistinnen und Spezialisten sowie Forschenden. Beispielsweise ist man sich bewusst, dass man nicht genug über den Untergrund weiss, um die Lagerung von Energie, Kohlenstoff, Atommüll usw. zu untersuchen. In privaten Planungsbüros herrscht ein Mangel an Geologinnen und Geologen.
  • In der Physik gibt es Möglichkeiten im medizinischen Bereich, insbesondere in der Strahlentherapie zur Behandlung von Krebs oder in der Magnetresonanztomographie. Mathematik oder Astronomie bieten Berufsmöglichkeiten in der Datenverarbeitung und -analyse mit statistischen Werkzeugen. Diese Fähigkeiten sind beim Statistischen Amt, in Banken und in vielen Unternehmen gefragt, die aus einer grossen Menge an gesammelten Daten nützliche Informationen herausfiltern möchten, z. B. bei der Untersuchung des Verbraucherverhaltens.

«Absolventinnen und Absolventen erhalten nicht immer die Stellen, die sie zu Beginn ihres Studiums anstrebten.»

Was sind die grössten Herausforderungen für Personen, die in dieser Branche tätig sind?

In den Naturwissenschaften erreichen Absolventinnen und Absolventen in der Regel nicht immer die Stelle, die zu Beginn des Studiums angestrebt wurden. Ich denke dabei an eine ordentliche Professur. Diese Tatsache gilt leider in noch stärkerem Masse für Frauen. Die Forschung in der akademischen Welt erfordert einen sehr hohen Zeitaufwand, der sich nur schwer mit einem Familienleben vereinbaren lässt. Für alle Fachrichtungen ist es wichtig, Programme zur Förderung von weiblichen Nachwuchskräften zu unterstützen. Das Bekanntmachen von Fachleuten, die ihre Kompetenzen in anderen Bereichen als der akademischen Welt zur Geltung bringen, ist eine der von SCNAT ergriffenen Massnahmen. Siehe Porträts von Wissenschaftlerinnen in den MAP-Disziplinen.

Welche Möglichkeiten gibt es auf dem Arbeitsmarkt?

  • Im *Umweltsektor" beispielsweise können Personen mit einem Masterabschluss in Geowissenschaften ihr Fachwissen im Bereich Energie einbringen. Der Klimawandel erfordert spezialisierte Ressourcen: Hydrogeologinnen und Hydrogeologen, um Hochwasser zu überwachen und Flüsse zu revitalisieren, Meteorologinnen und Meteorologen, um neue Wetterphänomene zu verstehen und zu antizipieren sowie Gutachten zu erstellen usw,
  • alle Studiengänge sind mit einem Mangel an IT-Ressourcen konfrontiert, insbesondere um Anwendungen zu programmieren oder die Datensicherheit in sehr sensiblen Bereichen wie dem medizinischen Bereich zu gewährleisten. Spezialistinnen und Spezialisten für Datenverarbeitung sind daher gefragt,
  • es wird viel in die Quantenmechanik investiert, einen Zweig der Physik, der das faszinierende und seltsame Verhalten der Materie auf mikroskopischer Ebene untersucht: von Elementarteilchen bis hin zu Atomen. Anwendungen finden sich in der Computertechnik mit Quantencomputern oder in der sicheren Informationsübertragung mit Quantenkryptographie. Die Zukunft wird zeigen, wie gross die Chancen sind!

Welche Qualitäten und Fähigkeiten sind für die Arbeit in diesem Bereich erforderlich?

Der Forschungsbereich erfordert eine grosse wissenschaftliche Neugier, solide Fähigkeiten zur Kommunikation mit dem beruflichen Netzwerk und der finanziellen Unterstützung. Sie müssen über gute mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit verfügen, um über ihre Arbeit zu sprechen und sie vor einem Publikum zu präsentieren. Im Bereich der Forschung zeichnen sich zwei grosse Trends ab:

  • Die Entwicklung von Projekten in der angewandten Forschung, z. B., um Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels zu finden. Dies setzt Kenntnisse über die Bedürfnisse des Marktes, die Verfügbarkeit und die Kosten von Rohstoffen und die Möglichkeiten einer gross angelegten Produktion voraus,
  • Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit, die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Teams und Disziplinen enger zusammenzuarbeiten.

In Disziplinen, die eine sehr teure Infrastruktur erfordern, wie etwa die Teilchenphysik, findet eine Zentralisierung der Forschungseinrichtungen statt. Daher muss man offen für die Zusammenarbeit mit anderen Teams sein.
Für viele Stellen werden sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich häufig Englischkenntnisse und die Beherrschung der Landessprachen verlangt.

Künstliche Intelligenz KI schliesslich findet in allen naturwissenschaftlichen Disziplinen Anwendung, in denen eine grosse Anzahl von Daten generiert und verarbeitet werden muss. Ihre Anwendung erfordert Interesse und Neugierde für diese Art von Werkzeugen.



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