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Geomatik, Planung: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Ein Geoinformationssystem für Winzer aufbauen

G. D. studiert Geomatik im 5. Semester an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

"Ab dem 5. Semester, wenn die Pflichtfächer durch die Schwerpunkte ersetzt werden, wird die Theorie weniger, dafür stehen viele praxisbezogene Projektarbeiten an. Aktuell bin ich an einer Projektarbeit zu einer Baulandumlegung, wobei Bauland erschlossen und baureife Grundstücke für ein neues Quartier erstellt werden. Die Grundeigentümer müssen eine gewisse Landmenge für eine Strasse abgeben und müssen fachgerecht entschädigt werden. Bei einem solchen Vorhaben sind verschiedene Rollen beteiligt, von der Gemeinde über den Geometer und die Raumplanerin bis zum Grundeigentümer. In einem Rollenspiel übernehmen wir Studierenden je eine Rolle. Morgen treffen wir uns zu einer Sitzung und stellen unsere Forderungen. Das wird bestimmt lustig.

Vorlesungen und Übungen

Ein Tag an der Fachhochschule ist normalerweise so aufgeteilt, dass vormittags eine Vorlesung und nachmittags eine Übung dazu stattfindet. In der Vorlesung erhalten wir einen Input, den wir am Nachmittag in der Übung bearbeiten. Es kommt vor, dass eine Übung über das ganze Semester fortgesetzt wird, so dass wir etappenweise ans Ziel kommen. Im Modul Fernerkundung mussten wir anhand von Satellitenbildern herausfinden, wie sich ein Gebiet über einen gewissen Zeitraum verändert. Dabei haben wir 30-jährige Satellitenbilder mit aktuellen Aufnahmen verglichen und konnten dabei ermitteln, wie Inseln im Meer verschwinden. In der Theorie wurde uns vorgängig erklärt, mit welchen Filtereinstellungen und Farbkanälen Veränderungen erkennbar werden. In der Photogrammetrie haben wir mit einer Drohne den Campus in Muttenz abgeflogen. Am Vormittag erhielten wir theoretischen Flugunterricht, am Nachmittag sind wir geflogen. In weiteren Schritten ging es um die Bildsynthese, das Berechnen einer Punktwolke oder das Berechnen von Orthofotos, entzerrten Bildern, aus denen Distanzen gemessen werden können. Am Schluss hatten wir ein vollständiges Produkt wie in der Privatwirtschaft, das wir den Dozierenden präsentierten. Oft stehen nachmittags auch Exkursionen mit Bezug zur Vorlesung auf dem Programm. Begleitet von einem Spezialisten schauen wir uns eine Situation vor Ort an.

Bachelorarbeit

Im Rahmen der Bachelorarbeit versuche ich zusammen mit einem Kollegen ein Geoinformationssystem für Winzer aufzubauen. Es beinhaltet eine App mit Karten und einer Datenbank. Wenn der Winzer seine Reben mit Pflanzenschutzmitteln spritzt, kann er erfassen, was und wieviel er gespritzt hat und bei welchem Wetter. Er kann zudem Pflanzenkrankheiten eintragen. Die Dienstleistung wird auch umfassen, dass die Reben regelmässig mit einer Drohne abgeflogen werden, um Krankheiten und Schädlinge frühzeitig zu erkennen. Die Multispektralkamera erkennt Details, die das Auge nicht erfassen kann. Zusammengefasst ist es ein Rebberg-Management-Tool, mit dem Winzer ihre Ressourcen schonend planen und Arbeitsabläufe optimieren können.

Vorteile eines kleinen Studiengangs

Da wir in meinem Jahrgang nur 20 Studierende sind, kennen sich Dozierende und Studierende persönlich. In schwierigen Situationen können wir problemlos auf die Dozierenden zugehen, um Rat zu holen. 60 Prozent der Mitstudierenden haben eine Geomatiker-Lehre gemacht. Es hat aber auch solche, die etwas älter sind und bereits ein anderes Studium angefangen haben, während andere vom Gymnasium mit anschliessendem Praktikum kommen. Das ergibt eine interessante Mischung mit verschiedenen Stärken: Die einen bringen etwas mehr Lebenserfahrung mit, die anderen frische Mathe-Kenntnisse. Diese Unterschiede machen sich vor allem in Gruppenarbeiten bemerkbar. So ergänzen wir uns gegenseitig sehr gut.

Berufliche Zukunft

Was meine berufliche Zukunft angeht, kann ich nicht konkret eine Richtung nennen, die ich anvisiere, was mit dem breiten Spektrum des Studiengangs zusammenhängt. Er rüstet uns für viele Fachbereiche wie Geoinformatik, amtliche Vermessung oder Ingenieurvermessung, aber auch solche mit Überschneidungen zur Geografie oder Geologie. Bevor ich zurück nach Graubünden gehe, um in der schönen Bergregion zu arbeiten, möchte ich noch ein paar Jahre im Unterland bei einer Baufirma Erfahrungen sammeln und das Stadtleben geniessen.

Unser Beruf ist sehr gesucht auf dem Arbeitsmarkt. Fast alle von uns haben bereits eine Stelle gefunden und wissen, wo sie ab nächsten Sommer arbeiten werden, die meisten in einem Ingenieurbüro."



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