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Laufbahnbeispiele: Veterinärmedizin

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Assistenzarzt

Bastien Planchamp spezialisiert sich seit dem Studiemabschluss in Veterinärmedizin auf Kleintierchirurgie. Er arbeitet als Assistenzarzt in einem Tierspital.

"Auch die Kommunikation mit den Besitzerinnen und Besitzern ist sehr wichtig."

Bastien Planchamp
© Bastien Planchamp

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
2017Masterabschluss in Veterinärmedizin mit Schwerpunkt Kleintiere an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern
2018–2020Rotating Internship in Small Animal Medicine an der Kleintierklinik des Tierspitals Bern
2020Assistenzarzt in der Chirurgie-Abteilung der Kleintierklinik des Tierspitals Bern im Rahmen eines Residency Programmes in Small Animal Surgery

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Als Assistenzarzt in der Abteilung Chirurgie bin ich verantwortlich für die Betreuung und Pflege von den hospitalisierten Patienten, die häufig komplexe chirurgische Eingriffe benötigen, sowie für die Kommunikation mit den Besitzer/innen. Ich assistiere den Oberärzt/innen während den Operationen und kann Teile von komplizierten Operationen sowie einfache Eingriffe selber durchführen.

«Beim Einstieg wird häufig nicht nach Berufserfahrung gefragt, sodass eine Arbeitsstelle zu finden relativ einfach ist.»

Ausserdem führe ich bei Tieren mit orthopädischen oder anderen Problemen Konsultationen durch, um abzuklären, ob sie potentiell von einer Operation profitieren könnten. Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich und spannend. Das Residency Programm ist eine weltweit anerkannte Weiterbildung, um Kleintierchirurg zu werden. Dafür muss ich neben dem klinischen Alltag noch viele Themenbereiche lernen und vertiefen.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Von einem sehr theoretischen Studium musste ich in einen praktischen Berufsalltag wechseln, was am Anfang ziemlich stressig war. Praktika sind aus diesem Grund während des Studiums und vor allem vor dem Studienabschluss wichtig. Ich selber habe ca. drei Wochen pro Studienjahr während der Sommerferien Praktika absolviert, was sehr hilfreich war.

Beim Einstieg wird häufig nicht nach Berufserfahrung gefragt, sodass eine Arbeitsstelle zu finden relativ einfach ist. Dennoch sind Internship- sowie Residency- oder andere Weiterbildungsstellen (z.B. FVH) sehr gefragt und ihre Anzahl ist begrenzt. Es besteht jedoch immer auch die Möglichkeit, Weiterbildungen zu machen, ohne an diesen Programmen teilgenommen zu haben. Andererseits sind Weiterbildungen auch keine Pflicht.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Man denkt häufig, dass in unserem Beruf vor allem der Kontakt mit den Tieren wichtig ist. Es wird dabei aber gerne vergessen, dass Tiere Besitzer/innen haben. Die Kommunikation mit denselben spielt für deren Zufriedenheit und den Erfolg der Behandlung eine zentrale Rolle. Dieser Punkt sollte nicht vernachlässigt werden.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Gesundheit

Amtstierarzt

Marco Geisseler hat nach seinem Studienabschluss ein Doktorat in Virologie gemacht. Seine Fachkenntnisse setzt er als Amtstierarzt in einem kantonalen Veterinärdienst ein.

"Als Amtstierarzt kümmere ich mich um die Umsetzung der Tierschutzgesetzgebung für Heimtiere."

Marco Geisseler
© SDBB

Laufbahn

AlterTätigkeit/Ausbildung
26Masterabschluss in Veterinärmedizin an der Universität Zürich
27Assistenztierarzt in der Klinik für Kleintiermedizin der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich
29Assistenztierarzt in der Tierklinik Aarau West AG, Oberentfelden AG
31Doktorat
31Amtlicher Tierarzt im Veterinärdienst des Kantons Bern

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich arbeite als amtlicher Tierarzt im Veterinärdienst im Bereich Heimtiere und bin mitverantwortlich für den Vollzug der eidgenössischen Tierschutzgesetzgebung im Bereich Heimtiere und des kantonalen Hundegesetzes. Zudem kümmere ich mich um den Vollzug der eidgenössischen Tierseuchengesetzgebung im Bereich illegale Importe von Heimtieren. An zwei Tagen wöchentlich bin ich für Kontrollbesuche im ganzen Kanton unterwegs, die restlichen drei Tage bestehen aus Büroarbeit: Ich erstelle Berichte und Verfügungen im Rahmen der verwaltungsrechtlichen Verfahren bei Gesetzesverstössen.

«Meistens werden wir durch anonyme Meldungen auf vernachlässigte oder misshandelte Tiere aufmerksam.»

Kontrollbesuche werden im Bereich Heimtiere nur aufgrund von Hinweisen gemacht. Meistens werden wir durch anonyme Meldungen auf vernachlässigte oder misshandelte Tiere aufmerksam. Häufig stossen wir dann auf nicht artgerecht gehaltene oder schlecht erzogene Hunde, Kaninchen in zu engen Boxen ohne Wasser oder sich auf Bauernhören unkontrolliert vermehrende Katzen. Weil wir oft überforderten oder uneinsichtigen Tierbesitzer/innen begegnen, führen wir schwierige Kontrollen zusammen mit der Polizei durch.

Im Gegensatz zu meinen früheren Stellen arbeite ich beim Veterinärdienst nicht mehr nachts und nur selten einmal an einem Wochenende. Bei herausfordernden Erlebnissen hilft mir vor allem der Austausch im Team. Im Rahmen verschiedener Arbeitsgruppen kann ich zudem an der Verbesserung der gesetzlichen Vorgaben mitwirken. Besonders befriedigend ist an meiner Arbeit, Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen zu befreien.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Nach dem Abschluss war mir wichtig, eine Dissertation zu schreiben. Gerade im Hinblick auf das Ziel einer eigenen Praxis erscheint mir der Doktortitel unverzichtbar. Parallel dazu arbeitete ich als Assistenztierarzt an der Kleintierklinik der Universität Zürich zuerst auf der Intensivstation und im Notfalldienst, später in der Kardiologie. Die nächste Stelle als Assistenztierarzt fand ich in einer Kleintierklinik in meinem Heimatkanton Aargau. Hier hatte ich schon während der Studienzeit ein Praktikum gemacht, so dass bereits Kontakt bestand.

Diese Ausbildungsstelle war gedacht als weiterer Schritt in Richtung Fachtierarzttitel für Heimtiere (FVH). Ich hatte ursprünglich das Ziel verfolgt, mit Kollegen zusammen eine Kleintierpraxis zu gründen. Doch dann wurde bei mir eine Allergie auf Katzenhaare diagnostiziert. Das war anfänglich ziemlich niederschmetternd. Zum Glück stiess ich damals auf die Ausschreibung meiner heutigen Stelle im Veterinärdienst des Kantons Bern. Ich passte von meiner Spezialisierung und der Berufserfahrung her gut ins gesuchte Profil und wurde angestellt.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Für diesen Job ist für einen sicheren und kompetenten Auftritt vor den Tierhalter/innen das eigene Fachwissen sehr wichtig. Ich empfehle daher unbedingt, zuerst einige Jahre Erfahrung in der Praxis zu sammeln bevor man zu einem Amt wechselt. Ausserdem sollte man ein Interesse für rechtliche Aspekte und Spass an der Büroarbeit mit Computern mitbringen.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Öffentliche Verwaltung



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