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Laufbahnbeispiele: Ethnologie, Kulturanthropologie

Porträts von Berufsleuten mit Abschluss in Ethnologie / Sozialanthropologie, Kulturanthropologie / Populäre Kulturen.

Ethnologie, Kulturanthropologie

Ethnologin, Feldforscherin und Oberassistentin an der Universität Basel: Rita Kesselring

Rita Kesselring, © derek li wan po, Basel, Switzerland
Rita Kesselring, © derek li wan po, Basel, Switzerland
Rita Kesselring, © derek li wan po, Basel, Switzerland

Rita Kesselring, © derek li wan po, Basel, Switzerland

Ethnologin, Feldforscherin und Oberassistentin:

«Man muss sich auf eine fremde Umgebung einlassen – auch auf Dinge und Menschen, die man zuhause vielleicht meiden würde.»

Laufbahn
JahrTätigkeit
2013 bis heuteOberassistentin am Ethnologischen Seminar der Universität Basel
2013Doktorat in Ethnologie, Universität Basel
2011Gastforscherin in Connecticut, USA
2009-2010, 2012Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Co-Leiterin bei einem bilateralen Forschungsprojekt der Universitäten Basel und Witwatersrand, Südafrika
2005 - 2013Mehrere Studien- und Feldforschungsaufenthalte in Südafrika
2001-2007Master in Ethnologie, Englische Linguistik und Völkerrecht, Universität Zürich
Jetzige Tätigkeit

Ich bin als Oberassistentin und Dozentin am Ethnologischen Seminar der Universität Basel angestellt. Daneben betreibe ich Feldforschung in Südafrika und verfasse wissenschaftliche Artikel und Bücher dazu. Über mehrere Jahre verteilt lebte ich insgesamt zwei Jahre in Sambia. Ich habe beispielsweise zur Frage geforscht, wie unser Handeln und die sozialen Beziehungen von der gebauten Umgebung beeinflusst sind. Oder ich setzte mich gemeinsam mit einer Forschungsgruppe kritisch mit der Rolle der Schweiz als grösster Rohstoffhandelsplatz der Welt auseinander.

Die Ethnologie versucht die Welt aus Sicht der Betroffenen zu sehen, sich in andere hineinzuversetzen, soziales Handeln interkulturell zu erklären. Als Dozentin ermuntere ich die Studierenden, genau hinzuschauen und hinzuhören und sich nicht mit einfachen Erklärungen zufrieden zu geben. Ich will für die manchmal unbequeme gesellschaftliche Position von Ethnologinnen und Ethnologen einen methodisch-theoretischen Rahmen vermitteln.

Berufseinstieg

Ich habe in Zürich Ethnologie, Englische Linguistik und Völkerrecht studiert und dann in Basel doktoriert. Für meine Doktorarbeit über die Position von Apartheidopfern im heutigen Südafrika habe ich Auszeichnungen erhalten wie etwa den Fakultätspreis der Universität Basel. Daraus ergaben sich weitere Forschungsmöglichkeiten und Publikationen.

Nach dem Doktorat bin ich als «Postdoc» an der Uni Basel geblieben, habe weiter geforscht und Lehraufgaben als Assistentin bzw. Oberassistentin übernommen. Das ist sehr oft der erste, in der Regel befristete Schritt in einer Karriere Richtung Forschung und Lehre. Bei mir verlief der Übergang sozusagen nahtlos. Mein Doktoratsthema passte sehr gut zu den Basler Forschungsschwerpunkten Städte und Afrika.

Tipps

Feldforschung ist kein eigentlicher Beruf, sondern eine Methode der ethnologischen Forschung. Bestimmte Gesellschaftsgruppen oder Kulturen werden systematisch erforscht, indem die Forscherin direkt vor Ort über mehrere Monate am Alltagsleben der Menschen teilnimmt. In Gesprächen und durch Beobachtungen werden Daten, Informationen und Materialien gesammelt, die später wissenschaftlich verarbeitet werden.

Als Forscherin im Feld ist man in der Regel auf sich alleine gestellt und lässt Freunde und Familie zu Hause. Man ist total auf andere Menschen angewiesen, auf ihre Freundlichkeit und die Offenheit, ihre Erfahrungen und ihren Alltag mit einem zu teilen. Dabei ist es schwierig, im Feld am Alltag der Menschen teilzunehmen und gleichzeitig Forscherin zu bleiben und auch einen privaten Alltag bewahren zu können. Man muss sich auf eine fremde Umgebung einlassen – auch auf Dinge und Menschen, die man zuhause vielleicht meiden würde. Und man muss die Unsicherheit aushalten, dass man lange nicht weiss, wohin all die Forschung führen wird.

Ethnologin, Leiterin eines Kompetenzzentrums für Friedensförderung

Symbolbild Friedenstaube
Symbolbild Friedenstaube, © Fine Mayer auf Pixabay
Leiterin eines Kompetenzzentrums für Friedensförderung

«Durch gemeinsame Veranstaltungen, Information, Trainings und Beratung fördern wir vom Kompetenzzentrum den Austausch zwischen den Akteuren, stärken deren Kompetenzen in ziviler Friedensförderung und tragen so zu einer kohärenten Friedenspolitik der Schweiz bei.»

Laufbahn
Leiterin eines Kompetenzzentrums für Friedensförderung
Abteilungsleiterin Internationale Zusammenarbeit und Beratungsmandat zu Gender & Friedensförderung für die DEZA beim Christlichen Friedensdienst
Genderbeauftragte eines Projekts zur Gesundheits- und Umwelterziehung in Primarschulen in Jemen des Deutschen Entwicklungsdienst (DED)
Zivile Beobachtermission des Bundes in Hebron
Studium der Ethnologie, der Neueren Geschichte und der Politologie
Jetzige Tätigkeit

Als Leiterin eines Kompetenzzentrums für Friedensförderung bin ich für die Umsetzung der strategischen Ziele und die Qualitätssicherung verantwortlich. Ich führe ein Team von sieben Mitarbeitenden. Dazu vertrete ich das Kompetenzzentrum gegenüber Partnerorganisationen und der Öffentlichkeit.

Neben diesen Managementaufgaben bin ich für den thematischen Bereich Gender & Friedensförderung zuständig. Zudem führe ich Beratungsmandate aus.

Berufseinstieg

Nach dem Studium arbeitete ich vor Ort, also «im Feld». Dort gewann ich Einblicke, wie internationale Missionen und Organisationen funktionieren können. Ich lernte, was es konkret heisst, unter extrem schwierigen Rahmenbedingungen zu arbeiten.
Die Stelle beim Christlichen Friedensdienst fand ich über ein Inserat im cinfo (Stellenbulletin für internationale Zusammenarbeit). Diese Stelle umfasste grundsätzlich drei Bereiche: Beratung und Begleitung der Partnerorganisationen, Fundraising und Berichterstattung sowie Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit.

Tipps

Meine langjährige Tätigkeit an der Schnittstelle von Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung ist eine wichtige Voraussetzung für meine heutige Arbeit. So weiss ich, was es heisst, unter schwierigsten Bedingungen mit lokalen Partnern Projekte zu planen und umzusetzen. Ich weiss auch, dass Veränderungen oft nicht sofort und klar sichtbar sind.

Ich kenne die Strukturen und Abläufe in der Internationalen Zusammenarbeit und verfüge über ein ausgedehntes Netzwerk. Das ist unabdingbar, um unsere Trägerschaft kompetent zu unterstützen. Auch die strategische Ausrichtung des Projektes wird laufend an die praktischen Bedürfnisse angepasst. Ich habe realisiert, dass in der Entwicklungszusammenarbeit nicht Spezialisierungen, sondern breit gefächerte Erfahrungen gefragt sind. Gesucht werden Generalistinnen und Generalisten.

Ethnologin, im eigenen Büro für Kulturgeschichtsforschung

Symbolbild Appenzell
Symbolbild Appenzell, © Marcel Langthim auf Pixabay
Ethnologin im eigenen Büro für Kulturgeschichtsforschung

«Als begeisterte Geisteswissenschaftlerin möchte ich das Interesse an historischen Themen fördern und zur Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe animieren.»

Laufbahn
Gründung eines eigenen Büros für Kulturgeschichtsforschung und -vermittlung
Stelle am Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der westfälischen Wilhelms-Universität, Münster/DE
Stelle beim Inventar des kulinarischen Erbes der Schweiz, Bundesamt für Landwirtschaft
Forschungsassistentin am Seminar für Volkskunde der Universität Basel und Dissertation
Studium der Ethnologie
Jetzige Tätigkeit

Im Sommer 2010 gründete ich zusammen mit einer Historikerin gründete ich die Firma Schürch & Koellreuter. Wir arbeiten im Bereich der Kulturgeschichtsforschung und -vermittlung. Als begeisterte Geisteswissenschaftlerinnen ist es meiner Kollegin und mir ein Anliegen, Wissen einem breiten Publikum zugänglich zu machen, zur Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe zu animieren und das Interesse an historischen Themen zu fördern.

Wir schreiben gern Bücher, konzipieren Ausstellungen und probieren auch immer wieder neue Formen der Vermittlung aus: Rundgänge, Hörstationen, Vorträge, Theaterstücke, Pläne und Webseiten. An unseren Projekten arbeiten wir individuell, gemeinsam oder in interdisziplinär zusammengesetzten Teams.

Berufseinstieg

Gleich nach dem Studium der Ethnologie erhielt ich von der Stiftung für Appenzeller Volkskunde das Angebot, die rund 160 Objekte der privaten Sammlung zu erfassen. So konnte ich eine praktische Forschungsarbeit übernehmen, die sich zu einer Dissertation ausweiten liess.

Danach befasste ich mich für zwei Jahre am Department of Anthropology des University College London theoretisch mit der Sachkulturforschung. So brachte ich den Engländerinnen und Engländern die Volkskunst aus dem Appenzellerland näher.

Tipps

Rückblickend stelle ich fest, dass ich als Forscherin immer wieder unterstützt worden bin. So erhielt ich im Rahmen der Marie-Heim-Vögtlin-Beiträge des Schweizerischen Nationalfonds finanzielle Unterstützung für meine Dissertation. Dieses Förderungsprogramm ist auf Wissenschaftlerinnen ausgerichtet, deren Karrieren, etwa wegen Mutterschaft, erschwert werden.

Volkskundlerin, stellvertretende Betriebsleiterin am Freilichtmuseum Ballenberg

Museum Ballenberg
Museum Ballenberg, © Chme82 auf Wikipedia
Volkskundlerin im Freilichtmuseum Ballenberg

«Die Faszination für das Eintauchen in Räume und Geschichten ist das, was sich rückblickend durch meinen beruflichen Werdegang zieht.»

Laufbahn
Leiterin Wissenschaft, stellvertretende Betriebsdirektorin
Ausstellungskuratorin im Freilichtmuseum Ballenberg, 80%
Kuratorin für Computer & digitale Kultur, Radio & Fernsehen im Museum für Kommunikation in Bern, 80%
Wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie in Basel
Studium der Volkskunde (Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie), Kunstgeschichte und lateinischen Philologie
Jetzige Tätigkeit

2012 wurde ich Ausstellungskuratorin im Freilichtmuseum Ballenberg. Mit dem Wechsel zum Freilichtmuseum Ballenberg ging ich zurück zu meinen fachlichen Wurzeln: Ich darf mich professionell mit Themen auseinandersetzen, die mich beruflich und privat schon ein Leben lang begeistern: Handwerk, Alltagskultur, Wohnkultur, Gärten, Tiere, Umgang mit der Kulturlandschaft.

Im Freilichtmuseum Ballenberg bin ich verantwortlich für die Ausstellungen und für das Jahresthema. Das grösste Projekt ist die Erneuerung der Dauerausstellung in den über 100 Gebäuden auf dem Ballenberg. Dieses Projekt wird uns die nächsten Jahre in Anspruch nehmen. Dass ich an dieser Phase des Aufbruchs teilnehmen darf, gibt mir die Energie für den grossen Einsatz, der damit verbunden ist.

Berufseinstieg

Als Kind war ich fasziniert von Ausstellungen mit historisch eingerichteten Wohnräumen und vielleicht erinnerten sie mich an meine Puppenstube. Ich studierte Volkskunde, weil mir dieses Fach nah am Leben zu sein schien.

Im Museum für Kommunikation baute ich die Computersammlung auf und lernte während der 13 Jahre das «Museumshandwerk». Am meisten begeistern mich jedoch Ausstellungen. So fragte ich mich, wie kann ich einen Raum mit Geschichten füllen und die Aufmerksamkeit der Besucher/innen gewinnen?

Tipps

Nach dem Studium schweifte ich in virtuelle Gefilde ab: Ich schrieb meine Lizenziatsarbeit (Masterarbeit) über Computermailboxen. Um mich in die Boxen einzuloggen, musste ich mir Computerwissen aneignen. Dieses Wissen kam mir bei meiner ersten Stelle als Assistentin am Seminar für Volkskunde in Basel (heute Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie) zugute und ich übernahm dort auch die Computerbetreuung. Durch die inhaltliche Spezialisierung auf Neue Medien fand ich auch meine erste Museumsstelle als Kuratorin für Computer und digitale Kultur im Museum für Kommunikation in Bern.



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