Allgemeine Sprachwissenschaft/Linguistik
Linguist, Teamleiter User-Experience bei Google: Jakob Marti

Jakob Marti, © Jakob Marti
«Wir sind die Anwälte der Benutzer und schauen, dass Technik sich dem Menschen anpasst»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
2014 bis heute | Teamleiter User Experience Research, Google |
2006 - 2014 | Lead Usability Consultant, UBS |
2002 - 2005 | Dr. phil, allgemeine Sprachwissenschaft, Universität Bern |
2004 bis heute | Gründer und technischer Leiter, Webverlag germanistik.ch |
2002 - 2004 | Junior Usability Consultant, ergonomie & technologie |
1993 - 2001 | Master Allgemeine Sprachwissenschaft, Universität Bern |
Jetzige Tätigkeit
Ich gestalte Software bei Google. Dort leite ich ein kleines Team von Fachpersonen, welches für die Benutzerfreundlichkeit verantwortlich ist. Wir sind die Anwälte der Benutzer und schauen, dass Technik sich dem Menschen anpasst. Durch unsere Benutzerstudien sind wir die Brücke zwischen Benutzern und dem internen Entwicklungsteam, welches ausser uns aus Designern, Produktmanagern oder Informatikern besteht.
Ich versuche mir bei jeder Benutzeroberfläche vorzustellen, wie die Benutzer damit umgehen und was man aus ihrer Sicht vereinfachen könnte. Das Ziel ist, dass Benutzer sofort und intuitiv mit den Programmen arbeiten können und Spass bei der Bedienung haben. Diese Perspektive nehme ich in Workshops, in Feldbeobachtungen und Interviews, in Skizzen und Konzepten und in unserem Usability-Labor ein.
Wir arbeiten in einem Grossraumbüro mit fixen Arbeitsplätzen und flexibel von überall her im In- und Ausland per Laptop und Cloud-Zugang. Für die Benutzerstudien haben wir ein internes Usability-Labor mit Kameras, Mikrofonen und Bildschirmen. Nebenberuflich führe ich mit zwei Mitgründern einen Online-Verlag, wo ich die technische Entwicklung und den Unterhalt betreue.
Berufseinstieg
Angefangen habe ich nach dem Studium bei einer kleinen Beratungsfirma, nach der ich selbstständig im Internet recherchiert habe. Ich hatte das Glück, mich und meine Ideen dort vorstellen zu dürfen und wurde einige Monate später von ihnen angefragt, ob ich Teilzeit dort arbeiten wolle. Parallel dazu habe ich meine Doktorarbeit an der Universität geschrieben.
Der Berufseinstieg ist mir nicht leicht gefallen - allgemeine Sprachwissenschaft ist nicht der Renner auf dem Arbeitsmarkt. Es brauchte viele Absagen von Stellen, für welche ich nicht wirklich geeignet war. Der Berufseinstieg ist mir erst gelungen, nachdem ich selbstständig eine Idee entwickelt hatte, was ich Einzigartiges bringen kann. In meinem Fall war das: Sprache plus Internet gleich Textoptimierung auf dem Internet.
Tipps
Von der Sprachwissenschaft nehme ich eine grosse Liebe zur Sprache mit in den Berufsalltag. Das beginnt bei der Präsentation der Arbeit: Als User Experience Researcher muss ich intern überzeugen und kann mit genauer Sprache viel Glaubwürdigkeit dazu gewinnen. Eine konsistente und deutliche Sprache und das Vermeiden von sprachlichen Missverständnissen sind gleichzeitig wichtige Bausteine in heutiger Softwareentwicklung.
Am wichtigsten ist es, das Einzigartige in dir zu finden: Was kann ich besser als jemand ohne Sprachwissenschaft? Und wo kann ich einfache eigene Projekte aufziehen? Als Manager suche ich Personen, welche Selbstinitiative zeigen und beweisen, wie sie mit ihrer Arbeit etwas verändern können. Der Bonus: Oft machen die Projekte aus Selbstinitiative für mich auch am meisten Spass.
Computerlinguist, Leiter einer Übersetzungsfirma

Symbolbild Computer, © Pexels auf Pixabay
«Notwendig ist eine eher seltene Kombination von geisteswissenschaftlicher Sensibilität und naturwissenschaftlich-mathematischer Begabung.»
Laufbahn
Leiter einer Übersetzungsfirma |
Studium der Linguistik |
Jetzige Tätigkeit
Ich bin Computerlinguist und technischer Leiter einer Übersetzungsfirma. Computerlinguistik ist weit mehr als nur das Erstellen von Spracherkennungsprogrammen, sie befasst sich mit der Ebene der menschlichen Sprache, die mit Hilfe mathematischer Modelle beschrieben werden kann. Computer können so mit einem Teil der menschlichen Sprachfähigkeiten ausgestattet werden und damit praktischen Nutzen erzielen.
Der Grossteil der beruflichen Computeranwendung betrifft den Bereich der Text- und damit Sprachverarbeitung. Lexika, Fachliteratur und Wörterbücher finden sich immer häufiger in digitaler Form. Deswegen nimmt die Bedeutung von Spracherkennung, Rechtschreibprüfung, automatischer Verschlagwortung und Übersetzung ständig zu.
Damit steigt auch der Bedarf an Computerlinguistinnen und -linguisten. Diese werden zum Beispiel gebraucht, wenn Datenbanken mit einem mehrsprachigen Zugriff ausgestattet werden sollen oder bei der Übersetzung von Software und Thesauren. Das reicht von Werkstattliteratur bis zur Übersetzung von Office Programmen. Wir bekommen Quellmaterial von unseren Kunden und sind dann für die Übertragung in bis zu 28 Sprachen verantwortlich.
Berufseinstieg
Für diesen Job eignen sich sowohl Linguistinnen und Linguisten mit Zusatzqualifikationen im Informatik-Bereich als auch Informatiker/innen mit Zusatzstudium Computerlinguistik.
Tipps
Da Programmieren zeitaufwendig ist, müssen Computerlinguistinnen und -linguisten viel Ausdauer haben. Es braucht sowohl Interesse an Sprachen wie auch an Computern. Notwendig ist eine eher seltene Kombination von geisteswissenschaftlicher Sensibilität und naturwissenschaftlich-mathematischer Begabung.
Linguistin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Universität

Symbolbild Nepal, © Alex B auf Pixabay
«Als wissenschaftliche Mitarbeiterin kann ich bedrohte Sprachen beschreiben und einen Beitrag zu ihrem Überleben leisten.»
Laufbahn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Universität |
Übersetzerin, Deutschlehrerin, Redaktorin, Lektorin |
Nachdiplomstudien in Kognitionswissenschaft und Neurolinguistik |
Studium Allgemeine Sprachwissenschaft |
Jetzige Tätigkeit
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin kann ich bedrohte Sprachen beschreiben und zu ihrem Überleben beitragen. Sprachwissenschaftler schätzen, dass von den rund 6500 Sprachen, die heute gesprochen werden, mehr als fünfzig Prozent im Laufe der nächsten hundert Jahre aussterben werden. Eine solche bedrohte Sprache ist das Dhimal im Osten Nepals.
Zur Erforschung dieser Sprache verbrachte ich dreimal ein bis fünf Monate in Nepal, wo ich die Sprache der Dhimal lernte, beschrieb und generell Sprachmaterial sammelte. Ich fuhr täglich mit meinem Fahrrad zu meinem Hauptinformanten in einem Dhimal-Dorf. Wir sassen jeweils drei Stunden zusammen, erstellten Wortlisten, übersetzten Sätze aus dem Nepali ins Dhimal, transkribierten auf Tonband aufgenommene Texte von ihm und anderen Sprechern und analysierten diese.
Berufseinstieg
Dass ich Linguistik studieren wollte, wusste ich bereits während meiner Schulzeit. Ich habe in Zürich und England Allgemeine Sprachwissenschaft studiert. Nach dem Erscheinen meiner Doktorarbeit konnte ich an der Universität Zürich eine Stelle als Assistentin antreten. Dort unterrichtete ich einerseits Studierende der Allgemeinen Sprachwissenschaft und begann mich andererseits in den Forschungsschwerpunkt Südasien einzuarbeiten. Ich reiste zweimal auf eigene Kosten nach Nepal um Nepali zu lernen, einen Forschungsgegenstand zu identifizieren und beim Schweizer Nationalfonds ein Forschungsprojekt einzureichen.
Tipps
Die Arbeit einer Sprachwissenschaftlerin beruht auf der genauen Analyse der bedrohten Sprache. Das erfordert Sinn fürs Detail, Hartnäckigkeit und Ausdauer. Zur Erforschung einer vom Aussterben gefährdeten Sprache ist es unerlässlich, dass man eine häufiger gesprochene Sprache derselben Sprachfamilie erlernt. So habe ich beispielsweise Nepali gelernt, um die Sprache Dhimal zu erforschen. Der Verlauf meiner Laufbahn in der Wissenschaft ist offen, dies erfordert Flexibilität und die Bereitschaft, Neues zu wagen.
Linguistin, Kommunikationsbeauftragte und Dozentin an einem Hochschulinstitut

Symbolbild Kommunikationsbeauftragte, © Gerd Altmann auf Pixabay
«Ich schreibe Medienmitteilungen, verfasse Texte für Broschüren oder Websites, versende Tweets und Pflege unseren Social Media-Auftritt auf Facebook.»
Laufbahn
Leiterin Kommunikation und Dozentin im Institut für Angewandte Medienwissenschaften an einer Fachhochschule |
Doktorat in Sprachwissenschaft |
Projektleiterin Publikationen in der Kommunikationsabteilung eines grossen Medienunternehmens |
Verschiedene Weiterbildungen im Bereich Kommunikation |
Lehrtätigkeit an Hochschulen und in der Erwachsenenbildung |
Studium Allgemeine Sprachwissenschaft, Medienwissenschaften und neuere Geschichte |
Jetzige Tätigkeit
Websites, Broschüren, Fachmedien, Social Media-Plattformen, wissenschaftliche Datenbanken – auf diesen Kanälen tritt unser Institut mit der Öffentlichkeit in Verbindung. Ziel ist es, dass künftige Studierende, Forschungspartner/innen und andere Hochschulen das Institut kennen, schätzen und nutzen. Als Kommunikationsbeauftragte plane ich strategisch die Kommunikationsaktivitäten des Instituts, zusammen mit der Institutsleitung und anderen Kommunikationsstellen unserer Hochschule.
Viele Kommunikationsmassnahmen setze ich gleich selber um. Ich schreibe Medienmitteilungen, verfasse Texte für Broschüren oder Websites, versende Tweets und pflege unseren Social Media-Auftritt auf Facebook. Daneben organisiere ich zusammen mit unserer Eventmanagerin regelmässig Anlässe, zum Beispiel Tagungen oder Podiumsdiskussionen. Diese geben dem Institut Gelegenheit, Kontakte zu pflegen, fachliche Diskussionen zu führen und die Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Der Arbeitsalltag bietet ein gutes Gleichgewicht zwischen konzentriertem Arbeiten am Computer und Gesprächen mit dem Team, der Institutsleitung und weiteren
Ansprechpartner/innen an der Hochschule.
Berufseinstieg
Gegen Ende meines Studiums arbeitete ich zuerst als Assistentin und nach Studienabschluss als Co-Dozentin am Institut für Angewandte Medienwissenschaften. Bis heute bin ich kontinuierlich am selben Institut im Bereich Kommunikation tätig, wenn auch in anderer Funktion. Parallel dazu hatte ich diverse andere Engagements wie beispielsweise als Dozentin für Schreiben/Redigieren am Schweizerischen Public Relation Institut. Zudem besuchte ich einige Weiterbildungen, um mich beruflich laufend weiterzuentwickeln.
Tipps
Schon während des Studiums probierte ich verschiedene Tätigkeiten aus, schlussendlich bin ich durch mein Praktikum an einer Fachhochschule zu meinem heutigen Arbeitgeber gekommen. Aber auch wenn der Nebenjob nichts mit dem eigentlichen Studiengebiet zu tun hat, zeigst du damit, dass du nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch und im Team arbeiten kannst.