Eine Alternative zum Medizinstudium
J.K. studiert Osteopathie im 3. Semester Bachelor an der Hochschule für Gesundheit Freiburg HEdS-FR.
Haben Sie direkt nach dem Gymnasium mit dem Osteopathiestudium begonnen?
Nein. Ich hatte bereits ein einjähriges Biologiestudium und ein zweijähriges Medizinstudium hinter mir. Der Gedanke, dass ich auch über einen alternativen Werdegang leidenden Menschen direkt helfen könnte, faszinierte mich. So habe ich mich für das Osteopathiestudium angemeldet und das Aufnahmeverfahren mit etwas Glück schon beim ersten Versuch bestanden.
Wer sind Ihre Mitstudierenden?
Unsere Klasse besteht aktuell aus 7 Männern und 14 Frauen. Diese sind zwischen 19 und 36 Jahre alt, im Durchschnitt etwa 22 Jahre. Der Grossteil besitzt eine gymnasiale Matur. Einige haben aber auch eine Fachmatur oder eine Berufsmatur erworben. Rund ein Viertel ist deutschsprachig aufgewachsen.
Wie sieht Ihre Semesterwoche aus?
Von Montag bis Freitag besuche ich Lehrveranstaltungen, wobei jeweils zwei Nachmittage unterrichtsfrei sind. Ich versuche möglichst jede Woche, ein paar Stunden zum Lernen oder zum Üben der Techniken aufzuwenden. In der Freizeit boxe ich, gehe joggen, besuche den Kraftraum und spiele regelmässig in einer Band. Neben dem Studium noch Geld zu verdienen, ist für mich nur mit guter Zeiteinteilung möglich. So arbeite ich an den Wochenenden manchmal im Service oder im Putzdienst.
Mensch als Ganzes im Fokus
E.R. studiert Osteopathie im 3. Semester Bachelor an der Hochschule für Gesundheit Freiburg HEdS-FR.
Welchen Ausbildungsweg sind Sie vor dem Studium gegangen?
Ich habe die Kantonsschule Burggraben in St. Gallen besucht. Danach arbeitete ich neun Monate lang im Rahmen meines Zivildienstes im Kantonsspital Freiburg auf der Notfallstation. Anschliessend absolvierte ich den Vorbereitungskurs für das Studium.
Welche Eigenschaften braucht man als Osteopathiestudent oder -studentin?
Das Wichtigste ist für mich ganz klar das Interesse an allen Bereichen des Menschen. Zudem sollte man bereit sein, sein Privatleben hinter das Studium zu stellen. Man hat zwischen 36 bis 40 Stunden Unterricht pro Woche. Dazu kommen noch regelmässiges Selbststudium und das Üben der Praxistechniken. Des Weiteren sind soziale Kompetenzen sehr wichtig. Osteopathen und Osteopathinnen dürfen selber Diagnosen stellen. Deshalb sind gute Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen gefragt. Zudem sollte man mit Verantwortung umgehen können. Die Patienten vertrauen darauf, dass die richtige Diagnose gestellt und ihrem Körper durch die Manipulationen und manuellen Techniken kein Schaden zugefügt wird. Man sollte keine Hemmungen haben, mit anderen Menschen in Körperkontakt zu kommen. Dies ist aber eine Gewöhnungssache. Nach dem ersten Monat war es für unsere Klasse ganz normal, dass wir uns in Unterwäsche sehen.
Was bedeutet das zweisprachige Studium konkret?
Die Sprache ist für jeden Kurs vorgegeben, je nachdem welche Sprache der Professor oder die Professorin spricht. Ungefähr 70 Prozent des Unterrichts ist auf Französisch und 30 Prozent auf Deutsch. Das Sprachniveau empfinde ich als recht hoch, da zum Teil ziemlich komplexe Themen behandelt werden.