Eine grosse Palette an Themen
H. W. studiert Soziologie im 3. Semester Master an der Universität Zürich UZH.
Wer Soziologie studiert, hört oft, dass sie oder er sich mit Dingen beschäftigt, über die sich ja jeder Gedanken machen kann – und das stimmt vielfach auch. Die meisten Leute haben sich schon mal gefragt, weshalb manche Leute viel verdienen und andere wenig, oder wie soziale Normen unser Leben beeinflussen. Genau das macht für mich den Reiz des Fachs aus. Ich finde es toll, dass ich mich in meinem Studium mit Dingen beschäftige, die alle etwas angehen. Es gibt beinahe nichts, worüber sich nicht auch soziologisch nachdenken liesse. Dabei macht mich das Studium trotzdem zu einer Art Expertin. Denn es ist die "soziologische Denkweise", die sich eben doch von der alltäglichen Herangehensweise unterscheidet.
Ich habe mich für Soziologie und Volkswirtschaftslehre entschieden, weil mich die grossen und kleinen Zusammenhänge in der Gesellschaft interessieren. Ich finde es faszinierend, dass sich auch hinter vermeintlich rein individuellen Angelegenheiten, wie beispielsweise dem Musikgeschmack oder der Partnerwahl, gesellschaftliche Einflüsse erkennen lassen. Die Volkswirtschaftslehre eignet sich dabei sehr gut als Ergänzung zur Soziologie, da sich sehr viele soziologische Fragestellungen mit ökonomischen Themen überlappen. Ein bedeutender Teil der sozialen Ungleichheit ist beispielsweise auf eine ungleiche Einkommens- oder Vermögensverteilung zurückzuführen.
Für ein Soziologiestudium braucht es vor allem ein grosses Interesse an gesellschaftlichen Prozessen. Zudem sollte man keine Berührungsängste mit Statistik haben. Und wahrscheinlich fast am wichtigsten: Wer sich für Soziologie interessiert, sollte auf jeden Fall gerne lesen; es braucht die Bereitschaft, sich mehrere Stunden pro Woche in verschiedene Texte zu vertiefen.
Gesellschaft als zentraler Streitpunkt
S. P. studiert Soziologie im 6. Semester an der Universität Freiburg UNIFR.
Während des Gymnasiums hatte ich das Schwerpunktfach "Psychologie, Pädagogik und Philosophie". Gegen Ende der Schulzeit habe ich aber gemerkt, dass mich nicht der Mensch als Individuum – seinen individuellen Problemen und Schwierigkeiten – interessiert, sondern die Gesellschaft als Ganzes. Wie funktioniert die Gesellschaft? Wieso geben wir uns die Hand bei der Begrüssung und schlagen uns nicht auf die Schienbeine? Wieso dauerte es über 100 Jahre, bis ein Afroamerikaner Präsident der USA wurde? Solche gesellschaftszentrierten Fragen interessieren mich und waren ausschlaggebend für meine Studienwahl.
Bereits im Gymnasium war meine Stärke Mathematik und ist es immer noch. Und Soziologie hat sehr viel mit Statistik, also mit Mathe, zu tun. Statistiken zu interpretieren und diese zu kritisieren, ist quasi das täglich Brot von Soziologinnen und Soziologen. Ich freue mich, dass ich meine Stärke weiterhin einsetzen kann.
Mein Spezialgebiet ist die Sozialstrukturanalyse mit dem Schwerpunkt Migration. Da geht es um Fragen wie: Welche Arten der Migration gibt es? Was geschieht mit vorgängigen Migrantinnen und Migranten, wenn neue dazustossen? Welche Bereiche der Gesellschaft betrifft die Migration, nur den Arbeitsmarkt oder auch den Wohnungsmarkt?
Nach dem Bachelor möchte ich den Master in "Populationsdynamics" an der McGill University in Kanada machen. Dadurch erhoffe ich mir eine total andere Ausrichtung meines Studiums. Die Soziologie in der Schweiz ist sehr auf die Schweiz und Europa zentriert. Es wäre spannend, eine gänzlich andere Gesellschaft zu untersuchen.