Speziallabor und Kriminaltechnik vereint
S.T. studiert Kriminalwissenschaften im 4. Semester Master an der Universität Lausanne UNIL.
Vor meinem Studium schloss ich eine Lehre als Chemielaborant mit Fachrichtung Synthese in der Pharmabranche ab. Daran hängte ich Vollzeit die Berufsmaturität in technischer Richtung und die Passerellenprüfung. Der nächste Schritt war das Bachelorstudium in Forensik an der Universität Lausanne.
Was hat Sie daran interessiert?
Vor allem die Vielfalt der Ausbildung. Egal was man nach dem Bachelor vorhat, die Grundausbildung ist für alle dieselbe. Dadurch hatten wir einen breiten Einblick in die verschiedenen Naturwissenschaften (Chemie, Physik, Biologie), die Informatik (Programmieren, Cyberforensik) und sogar in die Geisteswissenschaften (Kriminologie).
Warum haben Sie sich für den Master in "Science forensique, orientation criminalistique chimique" entschieden?
Gegen Ende des Bachelorstudiums in Forensik, bei dem ich eine solide Grundausbildung in allen Bereichen erhielt, machte ich mir Gedanken, wo ich später arbeiten wollte und wo meine Interessen liegen. Dabei stellte ich fest, dass ich mir nur mit diesem Masterabschluss die Möglichkeit offenhalte, einerseits in einem spezialisierten Labor (zum Beispiel Umweltlabor), andererseits aber auch in der Kriminaltechnik arbeiten zu können. Zudem ist der Fokus des Studiengangs auf analytische Chemie ausgerichtet, in der ich durch meinen Ferienjob erste Erfahrungen gesammelt hatte und die mich sehr interessierte.
Im Ferienjob habe ich bei der Siegfried Holding als Chemielaborant im Labor für analytische Entwicklung sowie auch in der Qualitätssicherung gearbeitet. Dort habe ich mitgeholfen, Analysemethoden für chemische Wirkstoffe zu entwickeln und zu überprüfen, ob diese Wirkstoffe den Qualitätsanforderungen entsprechen.
Wie haben Sie den Einstieg in den Master erlebt?
Es war sehr spannend, im Master endlich einen Teil der Fächer selber wählen zu können. Dies war eine enorme Umstellung, da einem jetzt nicht mehr genau gesagt wurde, was man zu tun hatte, sondern man sich bewusst für oder gegen gewisse Fächer entscheiden musste.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Studium?
Mir gefällt, dass wir einen erheblichen Teil des Studiums mit praktischen Arbeiten verbringen. Ein Teil davon sind Praktika in analytischer Chemie, bei denen man die komplizierten analytischen Apparaturen kennen und bedienen lernt. Der andere Teil sind praktische Arbeiten in anderen Fachbereichen der Forensik, wie zum Beispiel Schusswaffen- oder Kriminalanalyse. Diese Punkte machen das Studium für mich sehr praxisnah und deswegen interessant. Ausserdem war es auch eine tolle Erfahrung für mich, ein Austauschsemester im australischen Sydney machen zu können.
Was finden Sie negativ an Ihrem Studium?
Ein kleiner negativer Punkt ist für mich, dass das Studium sehr zeitintensiv ist im Vergleich zu anderen Studiengängen. Man hat zwar sicherlich einen oder zwei Nachmittage die Woche frei, jedoch müssen immer Berichte zu laufenden Praktika angefertigt werden, die teilweise schon sehr zeitraubend sind.
Wie wichtig sind Sprachkenntnisse in Ihrem Studium?
Es ist wichtig für dieses Studium gute Französischkenntnisse und solide Englischkenntnisse mitzubringen. Obwohl in der Beschreibung steht, dass viele Vorlesungen in Englisch gehalten werden, ist der Grossteil trotzdem auf Französisch. Oft kommt es zu einem ziemlichen Durcheinander, da die Folien auf Englisch sind und der Dozent diese auf Französisch erklärt. Ausserdem müssen ein grosser Teil der Berichte auf Französisch verfasst und viele Präsentationen in Französisch gehalten werden. Dies schreckt viele Personen ab, jedoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es mit der Zeit immer leichter wird. Man sollte nicht rein wegen der Sprache ein anderes Studium wählen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Prüfungen gesammelt?
Nahezu alle Prüfungen im Masterstudiengang sind mündlich. Mir gefällt das, da man dort Hilfe vom Professor/von der Professorin bekommt, wenn man vielleicht mal eine Antwort nicht zu hundert Prozent weiss. Die Prüfung wird so zu einem Fachgespräch, bei dem man den Fokus etwas steuern kann und sich einigermassen wohl fühlt. Ausserdem hat der Professor/die Professorin hier auch einen gewissen Spielraum bei der Benotung, was mir sicherlich auch schon geholfen hat.
Ist es möglich neben dem Studium Geld zu verdienen?
Grundsätzliche denke ich, dass es möglich ist. Man muss jedoch sehr darauf achten, dass man sich nicht übernimmt mit den vielen Arbeiten, die man pünktlich abgeben muss.
Haben Sie bereits Projekte für die Zeit nach Ihrem Master?
Ich werde in den nächsten Tagen ein sechsmonatiges Praktikum in der Abteilung für Kriminalanalyse bei der Kantonspolizei Bern anfangen. Ausserdem möchte ich mich um eine Festanstellung bemühen.
Können Sie zukünftigen Studierenden Tipps geben?
Der Master Science forensique ist auch von den Bachelors in Chemie oder Biologie zugänglich. Für diese Studierenden ist es besonders wichtig, sich am Anfang des Masters nicht demotivieren zu lassen durch die vielen Kurse, die man nachholen muss. Ausserdem sind die Bewertungen der Berichte meist eher streng, was bei manchen Studierenden zu Frust führt.
Der Studiengang ist eine Herausforderung und man braucht Durchhaltewillen, um diesen zu bewältigen. Aber es lohnt sich.