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Interdisziplinäre Naturwissenschaften: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Ich betrachte Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln

M. B. studierte Interdisziplinäre Naturwissenschaften im 5. Semester an der ETH Zürich.

In meinem Studium untersuche ich die chemischen und biologischen Vorgänge auf molekularer Ebene – in der Natur und speziell im menschlichen Körper. Was interagiert womit und weshalb? Was unterscheidet Menschen voneinander, weshalb treten Krankheiten auf und wie kann man sie mithilfe von Chemie und Biologie behandeln? Um diese Prozesse zu modellieren, brauche ich zusätzlich Informatikkenntnisse. Wie der Name schon sagt, ist das Studium sehr interdisziplinär. Ich betrachte Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln, kombiniere die Erkenntnisse und bekomme so ein grösseres, genaueres Bild.

Fürs Studium braucht es neben soliden naturwissenschaftlichen Kenntnissen vor allem Neugierde und ein grosses Interesse an den Studienthemen, sonst wird es hart, so viel Aufwand ins Studieren zu stecken. Zudem braucht es viel Selbstdisziplin, Selbstständigkeit und Offenheit. Man muss ab dem zweiten Jahr seinen Stundenplan selbst zusammenstellen und besucht die Vorlesungen meist mit Studierenden anderer Fächer.

Besonders gefallen hat mir mein zweites Praktikum in der Anorganischen Chemie. Da musste ich Experimente planen, Informationen recherchieren, Abläufe erstellen, Produkte untersuchen und Ergebnisse dokumentieren. Durch das selbstständige Arbeiten habe ich mehr vom Thema verstanden, als wenn wir es in einer Vorlesung behandelt hätten. Weitere spannende Veranstaltungen waren ein Online-Blockkurs zu RNA-Biologie, die Vorlesungen Anorganische Chemie I im dritten und Nucleic Acids and Carbohydrates im fünften Semester.

Ich kann mir gut vorstellen, später in die Forschung einzutreten. Interdisziplinarität wird weiterhin wichtig sein. Je besser und vielseitiger der Mensch und seine Umwelt erforscht werden, desto mehr Wissen haben wir zur Verfügung, um auf auftretende Probleme reagieren zu können.

Ich will die komplexen Vogänge in der Natur verstehen

M. F. studiert Interdisziplinäre Naturwissenschaften im 6. Semester an der ETH Zürich.

Ich konnte mich nach der Matura nicht zwischen Biologie und Chemie entscheiden. Bei den Interdisziplinären Naturwissenschaften habe ich beides in einem Studiengang. Ich kann meinen Studienplan zu einem grossen Teil selber aus einem grossen Fächerangebot zusammenstellen. Das ist eigentlich sehr interessant, bedeutet aber auch ein bisschen Aufwand. Man muss sich immer gut überlegen, welche Fächer zusammenpassen bzw. was überhaupt Sinn macht. Das Studium ist dementsprechend intensiv. Man sollte also neben der allgemeinen Begeisterung für Naturwissenschaften auch Motivation, Fleiss und Durchhaltevermögen mitbringen.

Mich faszinieren die komplexen Vorgänge in der Natur. Ich bin immer wieder erstaunt, dass es die Welt und das Leben, so wie es jetzt ist, überhaupt gibt. Für meine Bachelorarbeit wende ich physikalische Chemie auf biologische Systeme an. Ich untersuche Proteine, welche spezielle, stärkeähnliche Aggregate (Amyloide) formen. Proteine bestehen aus Aminosäuren, welche grundsätzlich in zwei Formen (L und D) vorkommen können. Lebewesen bilden aber trotzdem fast ausschliesslich L-Aminosäuren. Ich will herausfinden, warum das so ist und wie das durch Amyloide in der präbiotischen Welt – also bevor es Leben auf der Erde gab – beeinflusst wurde.

Meine beruflichen und privaten Ziele ändern häufig und wahrscheinlich kommt eh alles anders als ich jetzt denke. Ich würde aber gerne den Masterabschluss machen, bei einem Startup mitarbeiten, bei einer internationalen Organisation tätig sein oder eine Doktorarbeit schreiben, heiraten, eine Familie gründen… Auf jeden Fall möchte ich einen Job finden, für den ich mich jeden Tag begeistern kann. Eine Arbeit, die die Welt nicht schlimmer, sondern mit etwas Glück ein bisschen besser macht.



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