Bereit sein, viel Zeit zu investieren
A.B. studiert Innenarchitektur und Szenografie im 6. Semester Bachelor an der Fachhochschule FHNW.
Ich beschäftige mich mit dem Inszenieren von Räumen. Es geht darum, mit Raum Geschichten erzählen und einen Inhalt transportieren zu können. Wichtig ist es, die Adressaten durch eine geschickte Raumlösung und eine gelungene Atmosphäre zu berühren. Die Bedürfnisse der Menschen, die den Raum bewohnen werden, müssen in eine optimale Form übersetzt werden. Räumliches Denken ist für dieses Studium denn auch das Wichtigste. Zudem muss man mit dem Herzen dabei sein und Bereitschaft zeigen, viel Zeit zu investieren.
Arbeiten mit Erinnerungen
Beim Erschaffen neuer Räume arbeite ich gerne mit Erinnerungen, die ich in meinen Räumen aufleben lassen möchte. Ich muss also eine bestimmte Atmosphäre in den Raum transportieren, in die sich der Besucher hineinversetzen kann. Wenn ich beispielsweise durch den Wald spaziere, knirscht der Boden, die Vögel zwitschern, der Nebel steigt auf und eine Lichtung öffnet sich. Diese Erinnerungen werden in den Raum übertragen, um den Wald zu transportieren. Wenn ich nun durch weiches Material gehe, das nachgibt und entsprechend riecht, bringt das eine ganze andere Gehweise in den Raum, die sich dann wie das Spazieren in einem Wald anfühlt. Durch Akustik kann zusätzlich das Vogelgezwitscher eigespielt werden und so können unterschiedlichste Medien Stück für Stück zu einer Atmosphäre beigetragen. Es geht also nicht nur um das ästhetische Erlebnis, sondern um eine Raumerfahrung und die macht man nur über alle fünf Sinne.
Familiäre Studienatmosphäre
Der Umgang untereinander wie auch mit den Dozierenden ist an unserer Hochschule sehr familiär. In unserem Grossatelier haben etwa 50 Studierende ihren eigenen Arbeitsplatz, im kleineren Atelier finden etwa 30 Studierende aus dem ersten Jahr ihren Platz. Zudem wird gekocht, gegessen und ab und an auch ein Feierabendbier getrunken. Die Betreuung der Projekte durch die Dozierenden und Assistierenden ist persönlich und kritisch.
Die Infrastruktur der HGK lässt keine Wünsche offen: Von einer Metallwerkstatt über eine Schreinerei bis hin zu einer Rapid-Prototyping-Werkstatt und einer ganzen Etage im Hochhaus für Filmexperimente.
Ein voller Semesterplan
Wir haben jeweils einen vollen Semesterplan und die Anwesenheitspflicht ist hoch. Montags besucht man interdisziplinäre Kurse und Seminare, wo alle Studierenden aus den unterschiedlichen Instituten zusammenkommen. Zwei Tage in der Woche sind besetzt durch theoretische Fächer zu verschiedenen Themen. Die restlichen Tage widmen wir uns dem eigenen Semesterprojekt, welches einen hohen Stellenwert hat. Bei den Projekten haben wir zahlreiche Möglichkeiten und bekommen Inputs zu unterschiedlichsten Themen wie Architektur, Theater oder Film. Dabei können wir sehr frei arbeiten und uns die Zeit selbst einteilen. Das führt oftmals dazu, dass die Wochenenden miteingespannt werden; vor allem kurz vor einer Zwischenpräsentation geht’s bei uns zu und her wie in einem Bienenstock.
Offene Zukunft
Das Studium ist sehr zeitintensiv und deshalb freue ich mich jetzt auf den normalen Arbeitsalltag nach dem Studium, auf finanzielle Unabhängigkeit und vor allem auf mehr Freizeit. Doch vielleicht packt es mich in ein paar Jahren wieder, wenn das Bedürfnis nach mehr Wissen und Können wieder überhand gewinnt. Dann könnte ich mir auch ein Masterstudium vorstellen.
In welchem Bereich ich arbeiten möchte, ist noch unklar. Am liebsten in einem Büro, wo ich die Möglichkeit habe, Konzepte zu entwickeln und an Wettbewerben teilzunehmen. Ich bin dabei meine eigene Website zu gestalten, um mein Portfolio jederzeit zur Hand zu haben, man weiss ja nie, was kommt. Ich möchte möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln, um dann später, vielleicht, ein eigenes Atelier zu gründen.