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Porträt Theater, Musik, Tanz: Tanz

Ein Tänzer, Choreograf und Tanzlehrer stellt seine Tätigkeiten vor.

Das Bedürfnis zu tanzen

Marco Volta
© Nicole Herzel

Marco Volta, Tänzer und Lehrer an einer Kunsthochschule

Marco Volta

© Nicole Herzel

Berufslaufbahn

Alter Tätigkeit/Ausbildung
19 Berufsausbildung in Mikroelektronik: Istituto Tecnico Industriale, Turin, Italien. Tätigkeit als Mikroelektronik-Spezialist. Tanzkurse für Amateure.
20 Kurse für spanischen Tanz und Moderne. Kurs- und Verwaltungsassistent: Lo Studio, Turin. Start des Informatikstudiums: Universität Turin. Kurs für klassischen Tanz und Jazz: Tanzhochschule Turin et Lo Studio. Engagement als Tänzer: Italien, Kuba
22 Kurse für zeitgenössischen Tanz: Teatro Nuovo di Torino, Italien. Verschiedene Jobs, um die Tanzausbildung zu finanzieren. Abbruch des Informatikstudiums. Militärdienst
24 Weiterführung der Tanzausbildung, Kurse für zeitgenössischen Tanz: Lo Studio, Turin
27 Verschiedene Engagements als Tänzer für Theater und unabhängige Tanztruppen in der Schweiz und im Ausland. Choreografien für zeitgenössischen Tanz
29 Kulturvermittler für Jugendliche: verschiedene Tanztruppen in der Schweiz. Freiberuflicher Tänzer: Schweiz, Deutschland, Italien und Österreich
33 Tanzlehrer: Theater St. Gallen, Tanzhaus Zürich. Verschiedene Tanzengagements
43 Lehrer für zeitgenössischen Tanz: Tanz Akademie Zürich, Höhere Fachschule für zeitgenössischen und urbanen Bühnentanz Zürich, Leipziger Tanztheater, Deutschland. Verschiedene Tanzengagements
45 Lehrer für zeitgenössischen Tanz: Konservatorium Freiburg
46 DAS in Tanzkultur, heute: Dance/Performing Arts: Universität Bern. Tanzlehrer an der Züricher Hochschule der Künste. Diverse Tanzengagements.

Wie sind Sie mit der Welt des Tanzes in Kontakt gekommen?

Ich war vom Paartanz fasziniert, den meine Eltern im Quartierzentrum praktizierten. Mit 19 Jahren habe ich durch eine Freundin die Tanzkurse für Amateure kennengelernt. Ich habe während drei Jahren verschiedene Privatkurse für spanischen Tanz und Flamenco besucht. Dann habe ich ein Engagement in der Tanzkompanie des Turiner Theater erhalten für eine Aufführung in Kuba. Diese Reise war eine Offenbarung für mich: die kubanische Kultur, die erste Künstlergage, die Bühne usw. Diese Erfahrung hat mich enorm motiviert, mich auch in anderen Tanzstilen auszubilden wie Jazz, moderner und zeitgenössischer Tanz. Mich begeistert, wie Einflüsse aus Kampfsport, Akrobatik, Urban Parkour usw. die Tanzkunst erneuern. Der Tanz gibt mir viel, er ist meine zweite Familie.

«So lange es mein Körper zulässt, werde ich mit dem Tanzen weitermachen.»

Welches waren die grössten Herausforderungen in Ihrer Tanzkarriere?

Zuerst musste ich meine Eltern überzeugen: Da ich mein Informatikstudium abgebrochen hatte, musste ich ihnen beweisen, dass ich von meiner Leidenschaft leben und finanziell unabhängig sein konnte. Ich habe spät mit dem Tanzen angefangen: Die meisten männlichen Tänzer, die zeitgenössischen Tanz lernen, beginnen mit 14 oder 15 Jahren. Es ist sehr anspruchsvoll, das Niveau des klassischen Tanzes nachzuholen. Von diesem Beruf zu leben, verlangt viel Flexibilität: In meinen 28 Jahren als Tänzer habe ich mit etwa 30 verschiedenen Tanztruppen gearbeitet. Die Trainingszeiten sind auch unterschiedlich. Je nach Projekt verbringe ich zwischen 5 und 40 Stunden pro Woche im Tanzsaal, alleine oder in der Truppe. Unterrichtsstunden und Ruhezeiten müssen gut organisert sein. Mit dem Alter ändern sich schliesslich die Berufsmöglichkeiten: Heute arbeite ich regelmässig mit drei Kompanien zusammen. Zwei davon beschäftigen Tänzer und Tänzerinnen, die älter als 40 Jahre alt sind. Im Gegensatz zum klassischen Tanz, kann man im zeitgenössischen Tanz mit über 30 Jahren noch tanzen, manchmal sogar bis 70 oder älter! Solange mein Körper es zulässt, werde ich mit dem Tanzen weitermachen.

Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?

Leidenschaft ist die erste Voraussetzung für eine Tanzkarriere. Man muss immer an seine Fähigkeiten glauben. Vor allem zu Beginn kann Kritik verletzend sein. Ich habe viele Engagements durch meine Kontakte erhalten. Deshalb ist es wichtig, sein Netzwerk zu pflegen: den Werdegang von Kollegen zu verfolgen, Feedback zu ihren Leistungen zu geben usw. Ich bin in die Schweiz gekommen, weil mir das Theater St. Gallen einen Arbeitsvertrag anboten hatte. In unserem Beruf ist es sehr wichtig, ein Gleichgewicht zwischen dem Bedürfnis zu tanzen und dem Privatleben zu finden. Das DAS in Tanzkultur hat mich gelehrt, wie man ein Projekt budgetiert oder wie man Aufführungen an neuen Orten wie Museen plant. Im Master in Choreografie, den ich an der Zürcher Hochschule der Künste beginnen werde, kann ich diese Kompetenzen weiter vertiefen.

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