Zum Titel springen

Judaistik: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Wöchentliche Hebräisch- und Jiddisch-Stunden

A.S. studiert Jüdische Studien im letzten Semester Master an der Universität Basel UNIBAS.

Schon im Gymnasium war A.S. von Sprachen sehr fasziniert, deshalb wählte sie neben Deutscher Philologie als zweites Fach Nordistik. Doch bald erwachte der Wunsch, Jiddisch zu lernen, weshalb sie nach einem Jahr vom Nordistik-Studium zu den Jüdischen Studien wechselte. Sie ist von der Wahl ihres Studiums überzeugt und schätzt das Privileg, etwas studieren zu dürfen, was sie interessiert und begeistert.

Studieninhalte und Auslandserfahrungen

Prägend für das Fach Jüdische Studien sind die wöchentlichen Hebräisch- und Jiddisch-Stunden. Hebräisch findet zweimal wöchentlich statt und entsprechend dieser Häufigkeit wird ein deutlicher Akzent auf die hebräische Sprache gesetzt. Die Jüdischen Studien umfassen nebst den Sprachen die Bereiche Literatur, Religion und Geschichte. Die meist jährlich stattfindenden Exkursionen in andere europäische Städte wie Paris, Warschau, Prag, Odessa und London mit einem Fokus auf jüdische Geschichte und Literatur sind höchst spannend und machen dieses Studium sehr attraktiv.

Seminararbeiten zu schreiben war für mich am Anfang eine grosse Herausforderung, denn ich musste erst lernen, wissenschaftlich zu schreiben und meine Zeit selbstständig einzuteilen. Meine liebste Seminararbeit, die ich im Bereich der Literatur schrieb, trägt den Titel: "Auf Safari in Dolly City. Sprachliche Perversion und wurzellose Identitäten in zeitgenössischer jüdischer Literatur."

Nach meinem Bachelor-Abschluss verbrachte ich fünf Monate in Israel. Konkret besuchte ich im ersten Monat eine Sprachschule an der Hebräischen Universität in Jerusalem und hatte danach vor, innerhalb des Landes zu reisen, denn ich war mit einem fotografischen Projekt des Jüdischen Museums der Schweiz beauftragt. Es ging darum, dass ich auf den zionistischen Spuren Theodor Herzls in Form von Strassennamen, Museumsschildern oder Graffitis folgte und diese dokumentierte.

Projekte und Nebenjobs

Parallel zum Studium ergab es sich, dass ich einen Nebenjob als Assistentin beim jüdisch klassischen Mizmorim Kammermusik Festival in Basel fand. Zuerst arbeitete ich vor allem während der Festivalwoche, betreute die Künstlerinnen und Künstler und bediente die Abendkasse. In den letzten Jahren übernahm ich immer mehr Verantwortung und hatte dieses Jahr erstmals die Produktionsleitung inne. Davor unterrichtete ich Deutsch an der Jüdischen Mittelschule in Basel, was für mich ebenfalls eine interessante und lehrreiche Zeit war, da ich neben meiner Leidenschaft des Vermittelns einen Einblick in die jüdisch-orthodoxe Gemeinschaft bekam. Zusätzlich zum Unterrichten war ich Hilfsassistentin am Jüdischen Zentrum.

Neben meiner Arbeit als Produktionsleitung moderiere ich immer wieder Filmpremieren im Kino oder an Festivals oder Buchvernissagen und habe ein vertieftes Wissen in Bezug auf jüdische Themen, was mir bei der Vorbereitung zugutekommt.

Tipps für zukünftige Studierende

Es hilft sicherlich, eine gewisse Sprachaffinität zu haben, da mit Hebräisch und Jiddisch ein grosser Akzent auf dem Erlernen dieser Sprachen liegt. Es lohnt sich, sich bewusst zu sein, dass dieses Studium nicht direkt in einen Beruf führt, doch öffnen sich interessante Tätigkeiten innerhalb der Museums- und Kulturbranche. Unbedingte Voraussetzung ist ein proaktives Interesse, sich schon während des Studiums zu engagieren, Praktika zu absolvieren und so schon irgendwo involviert zu sein, weil dies oft zu weiterführenden Tätigkeiten nach dem Studium führen kann.



berufsberatung.ch