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Laufbahnbeispiele: Unterricht Mittelschulen und Berufsfachschulen

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Biologielehrer Kantonsschule

Peter Stettler hat sich nach einer Dissertation in Biologie pädagogisch weitergebildet. Er unterrichtet Biologie an einer Kantonsschule.

«Als Biologe ist es mir auch wichtig, mit der Klasse in die Natur zu gehen.»

Peter Stettler
© Peter Stettler

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
1997Masterabschluss in Biologie an der ETH Zürich (Vertiefung Zell- und Molekularbiologie)
1997 bis 2001Dissertation am Toxikologischen Institut der Uni ZH/ETHZ
2001 bis 2003Didaktischer Ausweis an der ETH Zürich
2002 bis 2005Kürzere Lehrtätigkeiten als Vikar/Lehrbeauftragter an mehreren Zürcher Gymnasien
2005 bis heuteMittelschullehrer mbA an der Kantonsschule Oerlikon ZH (Kantonsschule Zürich Nord KZN)
2006 bis heutePraktikumslehrperson für die ETHZ

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Die Tätigkeit des Mittelschullehrers ist sehr vielseitig. Die eigentliche Unterrichtstätigkeit während der Schulstunden macht nur etwa einen Drittel der Arbeit aus. Bei meiner 70%-Anstellung sind das 14 bis 18 Lektionen pro Woche. Der grössere Teil der Arbeit fällt während der freien Halbtage und der Schulferien an. Dazu gehört: Lektionen vorbereiten, Material bereitstellen, Experimente austesten, Prüfungen korrigieren, Elternabende und -gespräche, Problembesprechungen mit Schülern und Schülerinnen, Maturaarbeitsbetreuung, Sitzungen in Arbeitsgruppen (innerschulische Projekte wie beispielsweise Gesundheitsförderung), Reiseleitertätigkeiten für Schulreisen, Arbeitswochen und Exkursionen, Weiterbildung und diverse weitere administrative Tätigkeiten.

«Die eigentliche Unterrichtstätigkeit während der Schulstunden macht nur etwa einen Drittel der Arbeit aus.»

Als Lehrer habe ich viel mit Menschen zu tun. Da ist die Arbeit mit rund 120 Schülerinnen und Schülern, die ich als 13- oder 15-jährige Jugendliche kennenlerne und als Erwachsene an die Hochschule oder in den Beruf hinausschicken darf. Im Schulzimmer bin ich zwar häufig Einzelkämpfer, aber das Zusammensein mit den Lehrerkollegen ist für mich sehr wertvoll. Wir sind etwa 13 Biologielehrpersonen an unserer grossen Schule und sprechen oft zwischen den Stunden über Vorkommnisse, Unterrichtsmethoden, neue Erkenntnisse, schöne und unangenehme Erlebnisse im Unterricht. Als Biologe ist es mir auch wichtig, mit der Klasse mal aus dem Schulhaus auszubrechen und in die Natur zu gehen. Zoobesuche, botanische Bergwanderungen, Führungen im Naturschutzgebiet, gentechnisches Arbeiten an der Uni, Gewässeruntersuchungen im Tobel sind für mich immer Highlights, obwohl sie einiges an Vorbereitungszeit kosten.

Während ich die ersten rund 5 Jahre stark damit beschäftigt war, meinen Unterricht von Grund auf vorzubereiten und zu verfeinern, nimmt nun die Schulprojektarbeit immer mehr Raum ein. Lehrpersonen haben zwar nicht viele Möglichkeiten, Karriere zu machen, die Schulleitung oder ein Amt in einer Schulbehörde wären aber mögliche Karriereschritte. Durch die Projektarbeiten an der Schule gibt es dennoch Möglichkeiten, Einblick in andersartige Arbeitsbereiche zu kriegen. Bei mir waren das zunächst Projekte in der Gesundheitskommission, später das Arbeiten an einem Leitbild für die frisch fusionierte Schule und die Arbeit als Sammlungsvorstand. Dies umfasst das Aktualisieren der Bio-Mediothek, neue Modelle anschaffen, die Schulzimmerinfrastruktur (Visualizer, Beamer), Mikroskope und Binokulare betreuen, Neuanschaffungen in die Wege leiten und den Biologiekredit verwalten. Bei diesen zahlreichen Zusatzaufgaben werde ich von einem Labor-Assistenten-Team von 4 Personen unterstützt, das ich gleichzeitig als Chef betreue. Dies gibt mir einen interessanten Einblick in die Personalführung, die doch sehr anders geartet ist als das Führen einer Klasse. Als Praktikumslehrperson betreue ich zudem 1-2 Mal im Jahr eine Biologielehrperson in Ausbildung während einiger Monate. Der Austausch mit den jüngeren Studierenden zwingt mich, den eigenen Unterricht immer wieder neu zu reflektieren.

Als Lehrer muss ich auch Grenzen setzen und unpopuläre Konsequenzen ziehen, wenn diese überschritten werden - eine anstrengende und nicht sehr befriedigende Rolle. Ich muss die Leistungen der Lernenden beurteilen, was manchmal Gespräche mit unzufriedenen Schülern und Schülerinnen nach sich zieht. Auch arbeite ich in einem Spannungsfeld zwischen Eltern und ihren Vorstellungen, Schülern mit ihren Erwartungen, Grenzen der Schule und eigenen Vorstellungen von gutem Unterricht. Das Abschalten in der Freizeit und in den Ferien ist manchmal schwierig, es sind ja immer einige Pendenzen offen und man kann immer an der Verbesserung seines Unterrichts arbeiten.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Der Berufseinstieg gelang bei mir relativ reibungslos. Ich habe damals meine Bewerbungsunterlagen blind an verschiedene Kantonsschulen gesandt und bin so zu einigen Vertretungen und einer Stelle als Lehrbeauftragter gekommen. Zu Beginn ist die Arbeit sehr streng. Die meisten beginnen mit kleinen Teilzeitpensen, aber schon mit 40-50% ist man zu 100% ausgelastet und arbeitet auch an den Wochenenden. Durch verschiedene Teilpensen an verschiedenen Schulen gibt es aber auch die wertvolle Möglichkeit, verschiedene Schulen und ihre unterschiedlichen Kulturen und Lehrerteams kennenzulernen. Auch eröffnet es jeweils erhöhte Chancen, wenn in diesen Schulen fixe Stellen ausgeschrieben werden.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Zu Beginn ist es wichtig, bestehende Kontakte zu nutzen und bei Bekannten und ehemaligen Praktikumsorten mitzuteilen, dass man auf Stellensuche ist. Das Einreichen von Blindbewerbungen an Schulen, wo man sich vorstellen kann zu arbeiten, kann einem auch mal eine erste Stelle zum Berufseinstieg bescheren. Wenn man dann einmal eine (meist befristete) Stelle hat, ist es wichtig, sich nicht nur auf den Unterricht zu fokussieren, sondern sich auch in Projektarbeiten und Lehrerkonventen einzusetzen.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Schule und Unterricht

Sportlehrer Berufsfachschule

N.N. hat nach einer Informatikerlehre und der Berufsmaturität Sportlehrdiplome für alle Schulstufen erworben. Er unterrichtet Sport an einer Berufsfachschule.

«Meine Kernaufgabe ist das Planen und Durchführen von Sportlektionen»

Symbolbild Teamsport, © Pixabay
© Pixabay
Symbolbild Teamsport, © Pixabay

© Pixabay

Laufbahn

Jahr Tätigkeit/Ausbildung
2011Lehrabschluss als Informatiker EFZ bei Thalmann-Computer GmbH in Müllheim TG
2012Technische Berufsmaturität in Chur
bis 2015Anstellung als Informatiker, Zivildienst, verschiedene Reisen
bis 2019Diverse Praktika und Stellvertretungen auf Primar-, Sekundar I-, und Sekundarstufe II. Leiten von Sportwochen mit Kindern und Jugendlichen
2018Bachelor of Science EHSM in Sports in Magglingen
2019 bis heuteFestanstellung als Sportlehrer an einer Berufsfachschule im Kanton Aargau
2021Master of Science in Sportwissenschaften, Option Unterricht, Universität Freiburg / Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen
2022Lehrdiplom für Maturitätsschulen LDM an der Universität Freiburg, Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg ZELF

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich arbeite an einer Berufsfachschule in Brugg als Fachlehrperson Sport. Meine Kernaufgabe ist das Planen und Durchführen von Sportlektionen in verschiedenen Klassen. Ich erstelle die Jahresplanung, die Unterrichtseinheiten, die einzelnen Lektionen und führe den Unterricht durch.

«Als Sportlehrer ist es mein Ziel, das Körperbewusstsein der Lernenden im Rahmen des Sports zu erweitern, wenn möglich zu lebenslangem Sporttreiben zu animieren.»

Als Sportlehrer ist es mein Ziel, das Körperbewusstsein der Lernenden im Rahmen des Sports zu erweitern, wenn möglich zu lebenslangem Sporttreiben zu animieren und sie die Vielfalt des Sports erleben zu lassen. Die Lernenden sollten Freude im und am Sport haben und ein gesundes Selbstbewusstsein daraus entwickeln können. Gleichzeitig fördert Sport das physische, psychische und soziale Wohlbefinden sowie die Gesundheit.

Der Unterricht thematisiert beim gemeinsamen Erleben von Bewegung Aspekte der Gemeinschaftsfähigkeit und beeinflusst die Integrations- und Teamfähigkeit der Lernenden. Zu meinen weiteren Aufgaben gehören das Erstellen und Abnehmen von Prüfungen, der Austausch mit den anderen Fachlehrpersonen und die Teilnahme an Teamsitzungen. Des Weiteren helfe ich bei der Organisation von Turnieren und beim Wintersporttag mit.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Meine Festanstellung habe ich damals erhalten, weil ich für fast alle Sportlehrpersonen an meiner Schule die Stellvertretungen gemacht habe: Ich war über ein Jahr lang wie der erste Kontakt des Lehrerteams. Ich habe es mir immer so eingerichtet, dass ich die Stellvertretungen annehmen konnte. Wenn ich dort gearbeitet habe und am gleichen Tag per Zufall eine Teamsitzung stattgefunden hat, bin ich dort ebenfalls aufgetaucht.

Der Einstieg ist nicht einfach, der Arbeitsmarkt ist trocken und viele Anstellungen gehen unter der Hand weg. Bewerbungen für offene Stellen an Kantonsschulen beispielsweise gehen meiner Meinung nach selten bis nie an frische Studienabsolventen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Macht während dem Studium unbedingt alle möglichen Stellvertretungen. Auch wenn es sich mit dem Studium überschneidet! Einerseits um zu merken, ob Sportlehrperson wirklich der richtige Beruf ist, andererseits um viele Kontakte zu knüpfen. Viele Stellen werden über Stellvertretungen vergeben, die dann in Festanstellungen münden. Macht die Praktika während des gesamten Studiums immer dort, wo es in Frage kommt, später einmal zu arbeiten.

Seid offen und fragt aktiv bei den Fachschaften und Schulleitungen nach, ob sich allenfalls Stellvertretungen oder Anstellungen ergeben. Noch besser: Ihr kennt eine Lehrperson aus der Schule, die Sportlehrpersonen suchen, die euch dann empfehlen kann. Ein weiterer Tipp ist: Verstellt euch nicht, gebt euch so wie ihr seid, das heisst, seid authentisch und gebt nicht einfach die Antworten, die sie wohl am liebsten hören wollen. Übrigens auch später beim Unterrichten ist Authentizität und Ehrlichkeit gegenüber den Lernenden sehr wichtig.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Schule und Unterricht



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