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Laufbahnbeispiele: Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Mathematikprofessorin

Karin Baur hat nach dem Studienabschluss in Mathematik ein Doktorat gemacht und eine Hochschulkarriere eingeschlagen. Sie forscht und lehrt als Mathematikprofessorin in England.

"Hilfreich ist es, während der Doktoratszeit bereits ein Netzwerk aufzubauen."

Symbolbild Mathematik
© Gerd Altmann auf Pixabay
Symbolbild Mathematik

© Gerd Altmann auf Pixabay

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
1997Masterabschluss in Mathematik, Philosophie und französischer Literatur
2002Doktorat in Mathematik
2002Post-Doc-Stellen an der ETH Zürich, der University of California at San Diego (USA) und der University of Leicester (UK)
2007Assistenzprofessur (SNF) an der ETH Zürich
Seit 2011Professur an der Universität Graz (AU) - beurlaubt 2019–2023
Seit 2018Professur an der University of Leeds (UK)

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Zu den Hauptaufgaben meines Berufs gehören die Forschung und der Unterricht auf verschiedenen Stufen des Studiums (Bachelor, Master, Doktorat). In der Forschung arbeite ich an verschiedenen Projekten parallel, manchmal alleine, manchmal mit anderen Forschenden. Oft nehme ich an Konferenzen teil, wo ein reger Austausch über Fortschritte in den jeweiligen Gebieten stattfindet. Ab und zu lade ich Forschende auf Besuche ein oder ich werde als Gast eingeladen, mit dem Ziel, gemeinsam an einem Problem zu arbeiten. Ein weiterer Aspekt meiner Berufstätigkeit ist das Erstellen von Gutachten, sei es über Artikel für mathematische Zeitschriften, über Forschungsanträge, über ein Doktorat oder für Empfehlungsschreiben.

«Da man in der Mathematik immer wieder an neuen, ungelösten Problemkreisen arbeitet, kann man selber immer mehr dazulernen.»

Beim Unterrichten geht es einerseits darum, die Vorlesungen zu planen, durchzuführen und den Lernerfolg beispielsweise mittels Semesterprüfungen nachzuprüfen. Andererseits betreue ich die Studierenden bei schriftlichen Arbeiten und bespreche regelmässig ihre Fortschritte und Fragen im persönlichen Gespräch. Ich führe eine eigene Gruppe mit Doktorierenden und Forschenden (Post-Docs).
Ich arbeite sehr selbstständig und kann meine Zeit sehr frei einteilen. Oft arbeite ich jedoch in der freien Zeit weiter, z.B. weil mich gerade etwas sehr interessiert. Es kann vorkommen, dass man monate-, ja sogar jahrelang an einer Fragestellung arbeitet, ohne merkbare Fortschritte zu machen. Daher verlangt einem dieser Beruf auch viel Geduld ab. Da man in der Mathematik immer wieder an neuen, ungelösten Problemkreisen arbeitet, kann man selber immer mehr dazulernen.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Auf dem Weg zu einer Professur in der Mathematik ist es üblich, dass man sich nach dem Studium immer wieder an anderen Orten in andern Ländern aufhält. Nach der Dissertation betreibt man typischerweise Forschung als Post-Doc in einer Gruppe/an einem Institut. Dabei hängt der Ort von der genauen Fachrichtung und sicher auch von der Stellenlage ab, die in der Schweiz begrenzt ist.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Für den Erfahrungsgewinn kann es sehr nützlich sein, während einiger Zeit an einer anderen Institution in einem anderen Land zu forschen und neue Gebiete kennen zu lernen. Hilfreich ist es, während der Doktoratszeit bereits ein Netzwerk aufzubauen z.B. über kurze Forschungsaufenthalte und über Konferenzbesuche. In der Mathematik gibt es wenig Stellen an Universitäten und daher ist es wichtig, offen zu sein bezüglich der Job- und Ortsauswahl.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Wissenschaft und Forschung

Risikomodellierer

Nils Rüfenacht arbeitet seit den Studienabschlüssen in Actuarial Sciences als Risikomodellierer im Versicherungswesen.

"Wer nicht weiss, was eine Aktuarin oder ein Aktuar tut, ist bei weitem nicht alleine."

Nils Rüfenacht
© Nils Rüfenacht

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
2006Diplom in Versicherungswissenschaften (heute: Master in Actuarial Science), Universität Basel
2011Doktorat in Wirtschaftswissenschaften, Universität Basel
2007Life Valuation Actuary bei den Helvetia Versicherungen
Seit 2012Market & Credit Risk Modeller bei der AXA Group
Seit 2015Lehrbeauftragter im Studiengang Actuarial Science, Universität Basel

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Wer nicht weiss, was eine Aktuarin oder ein Aktuar tut, ist bei weitem nicht alleine. Das Studium der Actuarial Sciences ist wenig bekannt und so auch das Berufsbild des Aktuars. Dies ist ebenso bedauerlich als auch erstaunlich, zumal die Materie an sich sehr vielseitig, herausfordernd und keineswegs trocken ist, andererseits die Berufsaussichten nach Studienabschluss nach wie vor hervorragend sind. Erste Adresse nach dem Studium sind oftmals Versicherungen, wo die jungen Aktuare in der Risikomodellierung, Tarifierung oder Reservierung ihre berufliche Laufbahn starten. Viele Absolventen beginnen ihre Karriere auch bei Beratungsunternehmen, Rückversicherungen, Banken oder Energieunternehmungen. Aktuare finden sich immer dort, wo Risiken zum Kerngeschäft und grosse Datenmengen zum Daily Business gehören.

«Auch nach über 10 Jahren Berufserfahrung als Aktuar treffe ich immer noch auf Probleme, deren Lösung nicht auf Anhieb ersichtlich ist – genau das macht diesen Beruf so spannend!»

Bei meiner aktuellen Tätigkeit beschäftige ich mich mit der Modellierung von Markt- und Kreditrisiken im Gruppenrisikomanagement der AXA. Dabei arbeiten wir mit eng mit unseren Ländereinheiten rund um den Globus zusammen. Treue Helfer dabei sind Zahlen und Modelle, mit denen wir die (Finanz-)Welt zu erklären versuchen. Diese Aufgabe erfordert analytisches Denken beim Herangehen und Kreativität bei der Umsetzung, aber auch Teamfähigkeit und - unverzichtbar - immer eine Portion Humor.

Auch nach mehr als zehn Jahren im Beruf treffe ich als Aktuar noch immer auf Probleme, deren Lösung nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Man beginnt im Dunkeln zu wühlen, irrt ein wenig umher, sucht weiter und findet letztlich doch irgendwie zum Ziel. Immer wieder ist man vor neue Herausforderungen gestellt, doch genau das ist es, was diesen Beruf so spannend macht.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Nach dem Master entschied ich mich, meine Studien mit einem Doktorat fortzusetzen. Dadurch konnte ich mein theoretisches Wissen noch weiter vertiefen und durch die Forschungsarbeit wertvolle Erfahrungen sammeln. Während der Zeit als Doktorand habe ich gelernt, die Dinge kritischer zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Unterstützung erhielt ich dabei durch ein 50%-Pensum bei den Helvetia Versicherungen. Durch (obligatorische) Praktika während des Studiums fiel der Berufseinstieg vergleichsweise leicht. Das Tätigkeitsgebiet bei der Helvetia umfasste die Umsetzung eines internationalen Bewertungsmodells, das den Wert sämtlicher Lebensversicherungsverträge bemessen soll. Welchen Wert hat ein einzelner Lebensversicherungsvertrag? Welchen Wert haben alle zusammen? Wie verändern sich diese Werte, wenn sich die Welt in der Zukunft verändert? Konkret wird man dabei mit verschiedensten mathematischen Fragestellungen zur Abbildung, Quantifizierung und Absicherung von zukünftigen Risiken konfrontiert.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Das Studium der Actuarial Sciences bietet eine breite Palette an möglichen Berufseinstiegen. Dies sollte man unbedingt nutzen, um die für sich passende Stelle zu finden. Neben dem eigentlichen Tätigkeitsbereich stellt sich auch die Frage, ob man in einem Grosskonzern mit allenfalls internationaler Ausrichtung oder doch lieber für ein kleineres, lokales Unternehmen arbeiten möchte. Beides hat seine Vor- und Nachteile.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Finanzwirtschaft (Banken und Versicherungen)



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