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Laufbahnbeispiele: Kunstgeschichte

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Amtsleiterin

Karin Artho leitet das Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug.

"Ich arbeite an der Schnittstelle von Kulturgüterpflege, Politik und Verwaltung."


© Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Kanton Zug

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
26Lizenz Kunstgeschichte: Universität Freiburg, Freiburg
26Praktika/temporäre Mitarbeit: Denkmalpflege ZG, Verkehrsverein FR, Kunst-haus ZG
27Mitarbeit: Auktionshaus Betreuung «Alte Meister», LU
27Mitarbeit: Kunstgalerie, für Ausstellungen zeitgenössischer Künstler, GE
31Projektleiterin: Schweizer Heimatschutz, ZH
44CAS Kulturmanagement: Stapferhaus Lenzburg, Fachhochschule Nordwest-schweiz, Basel, BL
44Leiterin des Heimatschutzzentrums: Villa Patumbah, Zürich
51CAS Leadership Advanced: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Zürich
53Leiterin: Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Zug

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Eine meiner Hauptaufgaben ist es, das Amt nach aussen zu vertreten und zwischen den Ansprüchen von Bauherrschaften und dem gesetzlichen Auftrag des Kulturgütererhalts vermittelnd zu agieren. Bespre-chungen, Termine vor Ort (Augenscheine) und öffentliche Veranstaltungen bestimmen daher meine Ar-beitstage.

««Es brauchte Durchhaltewillen.»»

Die Leitung und Weiterentwicklung des Amts in personeller, organisatorischer und fachlicher Hinsicht verlangt Freude und Interesse an der Zusammenarbeit mit Menschen und an der Führung. Zudem vertrete ich den Kanton Zug auf nationaler Ebene in verschiedenen Konferenzen.

Wie ist der Berufseinstieg erfolgt?

Für mich war es entscheidend, bereits während des Studiums regelmässig als Praktikantin auf der Denk-malpflege arbeiten zu können. Nach Studienabschluss folgten ein Praktikum in einem Kunstmuseum und Stellen im Kunsthandel, um weitere Berufsmöglichkeiten kennenzulernen. Es war nicht ganz einfach, her-auszufinden, welches Berufsumfeld mir am besten entsprach. Bis zum Job beim Schweizer Heimatschutz lief es harzig und brauchte Durchhaltewillen. Die während des Studiums in Freiburg erworbenen Franzö-sischkenntnisse gaben mehr als einmal den Ausschlag, dass ich einen Job schliesslich erhalten habe.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Es ist wichtig, schon während des Studiums zu versuchen, Einblick in mögliche Berufsfelder zu erhalten. Man lernt dabei immer auch Menschen kennen, die später Türöffner sein können. Nie hatte ich ein ganz klares Berufsziel vor Augen oder war auf eine geografische Region fixiert. So war ich immer offen, mich auf Neues einzulassen und dorthin zu gehen, wo es spannende Jobs gab – und dann aber dranzubleiben. Ich arbeitete in Bern, Luzern, Genf, Zürich und heute in Zug.

Postdoc-Wissenschaftlerin

Postdoc-Wissenschaftlerin an einer Universität in Dänemark: Corinne Mühlemann

Corinne Mühlemann, © Corinne Mühlemann
Corinne Mühlemann, © Carlos Rojas Cocoma
Corinne Mühlemann, © Corinne Mühlemann

Corinne Mühlemann, © Carlos Rojas Cocoma

Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellow an der Universität Kopenhagen, Dänemark

«Meine Arbeit ist sehr vielschichtig, da sie neben der Forschung und Lehre auch das Reisen in fremde Länder mit sich bringt.»

Laufbahn
Jahr Tätigkeit
Seit 2021Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellow an der Universität Kopenhagen, 100%
2020Lehrauftrag an der Universität Basel, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Ältere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Aden Kumler), 20%
2019-2020Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Geschichte der Textilen Künste (Prof. Dr. Birgitt Borkopp-Restle), 75%
2018-2019Wissenschaftliche Mitarbeiterin im ERC-Projekt Globale Horizonte in der Kunst des Mittelalters (Prof. Dr. Beate Fricke), Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Ältere Kunstgeschichte, 75%
2014-2018Dissertation an der Universität Bern, gefördert mit einem Doc.CH Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), 100%
2013-2014Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Bibliothek der Abegg-Stiftung, Riggisberg bei Bern, 50%
2011-2013Master in Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Geschichte der Textilen Künste, Universität Bern
2007-2011Bachelor in Kunstgeschichte und Islamwissenschaften an der Universität Zürich
Jetzige Tätigkeit

Momentan arbeite ich, finanziert durch ein Mobilitätsstipendium der Europäischen Kommission (Marie Skłodowska-Curie Individual Fellowship), an der Universität Kopenhagen. Die Stelle ist für zwei Jahre befristet und gibt mir einerseits die Möglichkeit mein wissenschaftliches Profil zu schärfen und andererseits erlaubt mir diese Stelle im Ausland, andere universitäre Strukturen kennenzulernen. Ich leite hier mein eigenes Forschungsprojekt und tausche mich interdisziplinär mit anderen Forschenden in Form von Workshops, Kolloquien und Tagungen aus. Meine Forschungsergebnisse publiziere ich in internationalen Fachzeitschriften.

Zu meinen Haupttätigkeiten gehört neben der Forschung und dem Schreiben von Büchern und Artikeln auch die Lehre. Ich bereite Seminare für Bachelor- und Masterstudierende zu einem bestimmten Thema vor, das mich oftmals selbst interessiert. Als Kunsthistorikerin reise ich viel, damit ich die Objekte, die für meine Forschung relevant sind, im Original betrachten kann. Meine Arbeit ist also sehr abwechslungsreich, aber sie fordert sehr viel Eigeninitiative, für die eine innere Begeisterung für ein bestimmtes Themenfeld Grundvoraussetzung ist.

Das Kunstgeschichte-Studium ist keine Berufsausbildung. Man muss sich bereits während des Studiums überlegen, in welchem Bereich man nach dem Studium arbeiten möchte: Museum, Kunsthandel, Forschung? Ich wollte immer an einem Museum tätig sein und habe deshalb während des Studiums auch Praktika an Museen absolviert, um mir bereits vor dem Berufseinstieg ein Netzwerk aufzubauen. Schließlich haben mich aber gewisse Themengebiete innerhalb der Kunstgeschichte so stark interessiert, dass ich mich dazu entschieden habe nach dem Masterstudium zu doktorieren.

Mein Doktorat, für das ich vom Schweizerischen Nationalfonds eine volle Förderung erhalten habe, sehe ich deshalb als meinen Berufseinstieg. Mein längerfristiges Berufsziel ist es entweder eine Professur für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt islamischer Kunst / Textilgeschichte an einer Schweizer Universität oder aber eine Stelle als Kuratorin für eine Sammlung mittelalterlicher Kunst zu besetzen. Weil es in der Schweiz wenig Stellen für Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker gibt, kann es unter Umständen länger dauern, bis man sein berufliches Ziel erreicht. Der Weg ist das Ziel!

Tipps

Wie ich bereits erwähnt habe, spielt das Netzwerk eine zentrale Rolle beim Berufseinstieg. Es ist deshalb wichtig, dass man bereits während des Studiums versucht Praktika an Museen, Galerien oder Auktionshäusern zu absolvieren. Dieser Aufwand fordert sehr viel Eigeninitiative, die sich allerdings lohnt! Man findet so leichter heraus, welche Tätigkeiten einem wirklich gefallen und wo die eigenen Begabungen liegen.

Für mich war der Beginn des Studiums sehr schwierig. Alles war neu, fremd und irgendwie zu gross. Ich komme nicht aus einem akademischen Elternhaus und so fühlte ich mich teilweise recht fremd in dieser akademischen Welt. So brauchte ich einige Zeit, bis ich mich an der Universität wohl fühlte. Geholfen hat mir in dieser Zeit der Austausch mit anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen, die in derselben Situation waren wie ich sowie die Erkenntnis, dass es keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten gibt.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Museum

Museum Kleines Klingental
Museum Kleines Klingental, © Basmus auf Wikipedia
Kunsthistorikerin im Museum

«Zu den spannendsten Aufgaben gehört für mich die Leitung grössere Projekte wie die Lancierung eines neuen Web-Auftritts oder die Neupräsentation unseres Stadtmodells mit Hilfe einer multi-medialen Installation.»

Laufbahn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Basler Denkmalpflege und im Museum Kleines Klingental (50%)
Während des Studiums Praktikum an der Kunsthalle Basel und Nebenjob im Schweizer Sportmuseum
Studium der Kunstwissenschaft, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte an der Universität Basel
Jetzige Tätigkeit

Ich bin als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museum Kleines Klingental tätig. Seit seiner Eröffnung im Jahre 1939 wird es von der Basler Denkmalpflege verwaltet; in den schönen historischen Räumen sind unter anderem die originalen Skulpturen des Basler Münsters und ein Modell der Stadt Basel ausgestellt. Ich bin für die Betreuung der Sammlung und Dauerausstellung des Museums zuständig. Im Bereich Sammlung arbeite ich eng mit der Basler Münsterbauhütte zusammen: diese fertigt von jedem bildhauerisch gestaltetem Teil des Basler Münsters Gipsabgüsse an, die von mir laufend inventarisiert, und im Depot fachgerecht gelagert werden. Regelmässig veranlasse ich durch die Restauratoren der Bauhütte ausserdem die Analyse des Erhaltungszustandes der Skulpturen und leite allfällige Konservierungs- oder Restaurierungsmassnahmen ein. Genau zu prüfen ist der Zustand eines Objektes insbesondere, wenn es an ein anderes Museum ausgeliehen werden soll – auch solche Leihgesuche wandern über meinen Schreibtisch. Zum Bereich Dauerausstellung gehören Aufgaben wie etwa die Organisation von Führungen oder die gesamte Werbung. Fast das ganze Jahr über beschäftigt mich jeweils die jährliche Museumsnacht, für die ich das hauseigene Programm zusammenstelle. Zu den spannendsten Aufgaben gehört für mich die Leitung grössere Projekte wie die Lancierung eines neuen Web-Auftritts oder die Neupräsentation unseres Stadtmodells mit Hilfe einer multi-medialen Installation.

Berufseinstieg

An der Uni Basel habe ich ein Studium der Kunstwissenschaft, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte absolviert. Bereits während des Studiums habe ich erste Erfahrungen in meinem heutigen Berufsfeld gesammelt - mit einem Praktikum an der Kunsthalle Basel und einem Nebenjob im Schweizer Sportmuseum. Solche praktischen Erfahrungen sind sehr wertvoll, ergänzen das Studium und ebnen einem nicht zuletzt den Weg in eine spätere kunsthistorische Berufstätigkeit im Museum

Tipps

Kunsthistoriker/innen haben ein breitgefächertes Aufgabenspektrum mit grosser Verantwortung. Der Berufseinstieg ist nicht immer ganz einfach und erfordert eine grosse Portion Offenheit, Eigenständigkeit und Engagement. Viele Berufseinsteiger/innen arbeiten Teilzeit und kombinieren verschiedene Tätigkeiten. Als freischaffende Autorin arbeite ich ausserdem für ein wissenschaftliches Lexikon, das auf die Erforschung der spätantiken Kultur spezialisiert ist – ein Thema, das mich schon während des Studiums besonders fasziniert hat und das ich mir als privates „Steckenpferd“ erhalten möchte.

Kurator und Kulturmanager

Freier Kurator und Kulturmanager

Symbolbild Louvre
Symbolbild Louvre, © Foto von Edi Nugraha auf Pixabay
Kunsthistoriker, Kurator, Kulturmanager

«Mein über Jahre hinweg aufgebautes und gepflegtes Kontaktnetz sowie gesammelte Informationen zu brennenden Themen und Künstlerpersönlichkeiten helfen mir, gezielt Kunstschaffende, Co-Kuratoren und Sponsoren für Projekte anzufragen.»

Laufbahn
Projektleiter der TRIENNALE für zeitgenössische Kunst im Wallis
Promotion am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich
Studium der Kunstgeschichte, Kommunikationswissenschaft und BWL an den Universitäten Bern und Rom
Jetzige Tätigkeit

Nach Abschluss meiner Promotion an der Universität Zürich leite ich die TRIENNALE für zeitgenössische Kunst im Wallis. Bei der kuratorischen Arbeit suche ich eingangs jeweils nach geeigneten (Un-)Orten, zumeist im öffentlichen Raum, aus deren Geschichte und städtebaulichen Situation sich künstlerische Interventionen entwickeln lassen. Steht der Ort fest und liegt die Nutzungsbewilligung vor, beginnt die Künstlersuche. Mein über Jahre hinweg aufgebautes und gepflegtes Kontaktnetz sowie gesammelte Informationen zu brennenden Themen und Künstlerpersönlichkeiten helfen mir, gezielt Kunstschaffende, Co-Kuratoren und Sponsoren für Projekte anzufragen. Sind diese Rahmenbedingungen geklärt, das Thema und das Konzept definiert, die Aufgabenverteilung vorgenommen sowie die Finanzierung gesichert, so müssen die Kunstschaffenden bei der Realisierung ihrer Ideen unterstützt werden. Auch liegt es in der Verantwortung des Kurators, die Produktion von Printprodukten, die Werbung und die Medienarbeit zu planen und zu koordinieren.

Berufseinstieg

Die Dissertation hatte ich in Angriff genommen, weil ich mein theoretisches Wissen vertiefen wollte, denn überzeugende Arbeit im Kulturbetrieb kann nur dort geleistet werden, wo tiefere Einsicht stattgefunden hat.
Die Arbeit des freien Kurators, der in kleineren Strukturen auch als Kulturmanager agiert, ist überaus vielseitig, setzt aber eine hohe Einsatzbereitschaft voraus. Gleichzeitig muss am Anfang der professionellen Laufbahn immer wieder der finanziellen Unsicherheit begegnet werden, denn nur selten stehen im Vorfeld die notwendigen Mittel für die Realisierung von Projekten zur Verfügung. Umso wichtiger ist es, kreative Wege zu gehen und kostengünstig wirkungsvolle Lösungen zu finden. Die so erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen, nicht zuletzt auch im Umgang mit Stiftungen, Sponsoren und öffentlichen Ämtern, sind äusserst wertvoll und schärfen das eigene Profil. Dieses dürfte ausschlaggebend sein für eine spätere Führungsposition in einer grösseren Kulturinstitution.

Tipps

Was meiner Meinung nach den guten Kurator ausmacht, ist das überdurchschnittliche Sensorium und Interesse für künstlerische und gesellschaftliche Fragen. Ich betrachte mich in erster Linie als aufmerksamen, vielseitig interessierten Beobachter und versuche – mit Rückgriff auf die (Kunst-)Geschichte – künstlerische Erzeugnisse und andere geistige Leistungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen und zu kontextualisieren.



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