?global_aria_skip_link_title?

Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften: Laufbahnbeispiele

Porträts von Berufsleuten mit Abschluss in Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften.

Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften

Postdoc-Wissenschaftlerin an einer Universität in Dänemark: Corinne Mühlemann

Corinne Mühlemann, © Corinne Mühlemann
Corinne Mühlemann, © Carlos Rojas Cocoma
Corinne Mühlemann, © Corinne Mühlemann

Corinne Mühlemann, © Carlos Rojas Cocoma

Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellow an der Universität Kopenhagen, Dänemark

«Meine Arbeit ist sehr vielschichtig, da sie neben der Forschung und Lehre auch das Reisen in fremde Länder mit sich bringt.»

Laufbahn
Jahr Tätigkeit
Seit 2021Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellow an der Universität Kopenhagen, 100%
2020Lehrauftrag an der Universität Basel, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Ältere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Aden Kumler), 20%
2019-2020Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Geschichte der Textilen Künste (Prof. Dr. Birgitt Borkopp-Restle), 75%
2018-2019Wissenschaftliche Mitarbeiterin im ERC-Projekt Globale Horizonte in der Kunst des Mittelalters (Prof. Dr. Beate Fricke), Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Ältere Kunstgeschichte, 75%
2014-2018Dissertation an der Universität Bern, gefördert mit einem Doc.CH Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), 100%
2013-2014Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Bibliothek der Abegg-Stiftung, Riggisberg bei Bern, 50%
2011-2013Master in Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Geschichte der Textilen Künste, Universität Bern
2007-2011Bachelor in Kunstgeschichte und Islamwissenschaften an der Universität Zürich
Jetzige Tätigkeit

Momentan arbeite ich, finanziert durch ein Mobilitätsstipendium der Europäischen Kommission (Marie Skłodowska-Curie Individual Fellowship), an der Universität Kopenhagen. Die Stelle ist für zwei Jahre befristet und gibt mir einerseits die Möglichkeit mein wissenschaftliches Profil zu schärfen und andererseits erlaubt mir diese Stelle im Ausland, andere universitäre Strukturen kennenzulernen. Ich leite hier mein eigenes Forschungsprojekt und tausche mich interdisziplinär mit anderen Forschenden in Form von Workshops, Kolloquien und Tagungen aus. Meine Forschungsergebnisse publiziere ich in internationalen Fachzeitschriften.

Zu meinen Haupttätigkeiten gehört neben der Forschung und dem Schreiben von Büchern und Artikeln auch die Lehre. Ich bereite Seminare für Bachelor- und Masterstudierende zu einem bestimmten Thema vor, das mich oftmals selbst interessiert. Als Kunsthistorikerin reise ich viel, damit ich die Objekte, die für meine Forschung relevant sind, im Original betrachten kann. Meine Arbeit ist also sehr abwechslungsreich, aber sie fordert sehr viel Eigeninitiative, für die eine innere Begeisterung für ein bestimmtes Themenfeld Grundvoraussetzung ist.

Das Kunstgeschichte-Studium ist keine Berufsausbildung. Man muss sich bereits während des Studiums überlegen, in welchem Bereich man nach dem Studium arbeiten möchte: Museum, Kunsthandel, Forschung? Ich wollte immer an einem Museum tätig sein und habe deshalb während des Studiums auch Praktika an Museen absolviert, um mir bereits vor dem Berufseinstieg ein Netzwerk aufzubauen. Schließlich haben mich aber gewisse Themengebiete innerhalb der Kunstgeschichte so stark interessiert, dass ich mich dazu entschieden habe nach dem Masterstudium zu doktorieren.

Mein Doktorat, für das ich vom Schweizerischen Nationalfonds eine volle Förderung erhalten habe, sehe ich deshalb als meinen Berufseinstieg. Mein längerfristiges Berufsziel ist es entweder eine Professur für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt islamischer Kunst / Textilgeschichte an einer Schweizer Universität oder aber eine Stelle als Kuratorin für eine Sammlung mittelalterlicher Kunst zu besetzen. Weil es in der Schweiz wenig Stellen für Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker gibt, kann es unter Umständen länger dauern, bis man sein berufliches Ziel erreicht. Der Weg ist das Ziel!

Tipps

Wie ich bereits erwähnt habe, spielt das Netzwerk eine zentrale Rolle beim Berufseinstieg. Es ist deshalb wichtig, dass man bereits während des Studiums versucht Praktika an Museen, Galerien oder Auktionshäusern zu absolvieren. Dieser Aufwand fordert sehr viel Eigeninitiative, die sich allerdings lohnt! Man findet so leichter heraus, welche Tätigkeiten einem wirklich gefallen und wo die eigenen Begabungen liegen.

Für mich war der Beginn des Studiums sehr schwierig. Alles war neu, fremd und irgendwie zu gross. Ich komme nicht aus einem akademischen Elternhaus und so fühlte ich mich teilweise recht fremd in dieser akademischen Welt. So brauchte ich einige Zeit, bis ich mich an der Universität wohl fühlte. Geholfen hat mir in dieser Zeit der Austausch mit anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen, die in derselben Situation waren wie ich sowie die Erkenntnis, dass es keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten gibt.

Kunsthistorikerin beim Schweizer Heimatschutz: Karin Artho

Karin Artho während einer Führung in der Villa Patumbah
Karin Artho während einer Führung in der Villa Patumbah, © Karin Artho
Kunsthistorikerin beim Schweizer Heimatschutz

«Das Ziel unseres Zentrums und somit auch meiner Arbeit ist es, Gross und Klein für Baukultur zu begeistern und sie für die gebaute Umwelt zu sensibilisieren.»

Laufbahn
Leiterin des Heimatschutzzentrums in der Villa Patumbah, 70% kombiniert mit Familienarbeit
Projektleiterin beim Schweizer Heimatschutz, Zürich
Mitarbeiterin Galerie Jan Krugier, Ditesheim & Cie, Genf und Fischer Auktionen AG, Luzern
Praktika und temporäre Mitarbeit beim Amt für Denkmalpflege des Kantons Zug, Verkehrsverein Freiburg und Kunsthaus Zug
CAS Kulturmanagement Stapferhaus Lenzburg
Studium in Kunstgeschichte, Englischer Literatur und Ethnologie, Universitäten Freiburg (CH) und Canterbury (GB)
Jetzige Tätigkeit

Als Leiterin des Heimatschutzzentrums bin ich für dessen inhaltliche Ausrichtung und die betrieblichen Abläufe verantwortlich. Gemeinsam mit meinem kleinen Team entwickle ich Ausstellungen und leite Vermittlungsprojekte für Erwachsene, Kinder und Jugendliche rund ums Thema Baukultur. Ziel ist es, eine möglichst breite Öffentlichkeit für die gebaute Umwelt und die Anliegen des Schweizer Heimatschutzes zu sensibilisieren und gleichzeitig das Baudenkmal «Villa Patumbah» zu bespielen.

Berufseinstieg

Für meine berufliche Laufbahn war entscheidend, dass ich während des Studiums über längere Zeit als Praktikantin auf der Denkmalpflege arbeiten konnte. Dies verhalf mir nach dem Studienabschluss zu kleinen Inventarisierungsaufträgen. Es folgten ein Praktikum in einem Kunstmuseum und Stellen im Kunsthandel. Ich arbeitete in Bern, Luzern und Genf, suchte das Neue und war nicht auf ein Berufsziel oder einen Standort fixiert. Meine aktuelle Stelle erhielt ich aufgrund meiner Erfahrung auf der Denkmalpflege. Die während des Studiums in Fribourg erworbenen Französischkenntnisse gaben mehrfach den Ausschlag, dass ich einen Job erhalten habe.

Tipps

Es ist wichtig, schon während oder sogar vor dem Studium zu versuchen, Einblick in mögliche Berufsfelder zu erhalten. Man lernt dann immer auch Menschen kennen, die später Türöffner sein können.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Museum

Museum Kleines Klingental
Museum Kleines Klingental, © Basmus auf Wikipedia
Kunsthistorikerin im Museum

«Zu den spannendsten Aufgaben gehört für mich die Leitung grössere Projekte wie die Lancierung eines neuen Web-Auftritts oder die Neupräsentation unseres Stadtmodells mit Hilfe einer multi-medialen Installation.»

Laufbahn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Basler Denkmalpflege und im Museum Kleines Klingental (50%)
Während des Studiums Praktikum an der Kunsthalle Basel und Nebenjob im Schweizer Sportmuseum
Studium der Kunstwissenschaft, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte an der Universität Basel
Jetzige Tätigkeit

Ich bin als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museum Kleines Klingental tätig. Seit seiner Eröffnung im Jahre 1939 wird es von der Basler Denkmalpflege verwaltet; in den schönen historischen Räumen sind unter anderem die originalen Skulpturen des Basler Münsters und ein Modell der Stadt Basel ausgestellt. Ich bin für die Betreuung der Sammlung und Dauerausstellung des Museums zuständig. Im Bereich Sammlung arbeite ich eng mit der Basler Münsterbauhütte zusammen: diese fertigt von jedem bildhauerisch gestaltetem Teil des Basler Münsters Gipsabgüsse an, die von mir laufend inventarisiert, und im Depot fachgerecht gelagert werden. Regelmässig veranlasse ich durch die Restauratoren der Bauhütte ausserdem die Analyse des Erhaltungszustandes der Skulpturen und leite allfällige Konservierungs- oder Restaurierungsmassnahmen ein. Genau zu prüfen ist der Zustand eines Objektes insbesondere, wenn es an ein anderes Museum ausgeliehen werden soll – auch solche Leihgesuche wandern über meinen Schreibtisch. Zum Bereich Dauerausstellung gehören Aufgaben wie etwa die Organisation von Führungen oder die gesamte Werbung. Fast das ganze Jahr über beschäftigt mich jeweils die jährliche Museumsnacht, für die ich das hauseigene Programm zusammenstelle. Zu den spannendsten Aufgaben gehört für mich die Leitung grössere Projekte wie die Lancierung eines neuen Web-Auftritts oder die Neupräsentation unseres Stadtmodells mit Hilfe einer multi-medialen Installation.

Berufseinstieg

An der Uni Basel habe ich ein Studium der Kunstwissenschaft, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte absolviert. Bereits während des Studiums habe ich erste Erfahrungen in meinem heutigen Berufsfeld gesammelt - mit einem Praktikum an der Kunsthalle Basel und einem Nebenjob im Schweizer Sportmuseum. Solche praktischen Erfahrungen sind sehr wertvoll, ergänzen das Studium und ebnen einem nicht zuletzt den Weg in eine spätere kunsthistorische Berufstätigkeit im Museum

Tipps

Kunsthistoriker/innen haben ein breitgefächertes Aufgabenspektrum mit grosser Verantwortung. Der Berufseinstieg ist nicht immer ganz einfach und erfordert eine grosse Portion Offenheit, Eigenständigkeit und Engagement. Viele Berufseinsteiger/innen arbeiten Teilzeit und kombinieren verschiedene Tätigkeiten. Als freischaffende Autorin arbeite ich ausserdem für ein wissenschaftliches Lexikon, das auf die Erforschung der spätantiken Kultur spezialisiert ist – ein Thema, das mich schon während des Studiums besonders fasziniert hat und das ich mir als privates „Steckenpferd“ erhalten möchte.

Freier Kurator und Kulturmanager

Symbolbild Louvre
Symbolbild Louvre, © Foto von Edi Nugraha auf Pixabay
Kunsthistoriker, Kurator, Kulturmanager

«Mein über Jahre hinweg aufgebautes und gepflegtes Kontaktnetz sowie gesammelte Informationen zu brennenden Themen und Künstlerpersönlichkeiten helfen mir, gezielt Kunstschaffende, Co-Kuratoren und Sponsoren für Projekte anzufragen.»

Laufbahn
Projektleiter der TRIENNALE für zeitgenössische Kunst im Wallis
Promotion am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich
Studium der Kunstgeschichte, Kommunikationswissenschaft und BWL an den Universitäten Bern und Rom
Jetzige Tätigkeit

Nach Abschluss meiner Promotion an der Universität Zürich leite ich die TRIENNALE für zeitgenössische Kunst im Wallis. Bei der kuratorischen Arbeit suche ich eingangs jeweils nach geeigneten (Un-)Orten, zumeist im öffentlichen Raum, aus deren Geschichte und städtebaulichen Situation sich künstlerische Interventionen entwickeln lassen. Steht der Ort fest und liegt die Nutzungsbewilligung vor, beginnt die Künstlersuche. Mein über Jahre hinweg aufgebautes und gepflegtes Kontaktnetz sowie gesammelte Informationen zu brennenden Themen und Künstlerpersönlichkeiten helfen mir, gezielt Kunstschaffende, Co-Kuratoren und Sponsoren für Projekte anzufragen. Sind diese Rahmenbedingungen geklärt, das Thema und das Konzept definiert, die Aufgabenverteilung vorgenommen sowie die Finanzierung gesichert, so müssen die Kunstschaffenden bei der Realisierung ihrer Ideen unterstützt werden. Auch liegt es in der Verantwortung des Kurators, die Produktion von Printprodukten, die Werbung und die Medienarbeit zu planen und zu koordinieren.

Berufseinstieg

Die Dissertation hatte ich in Angriff genommen, weil ich mein theoretisches Wissen vertiefen wollte, denn überzeugende Arbeit im Kulturbetrieb kann nur dort geleistet werden, wo tiefere Einsicht stattgefunden hat.
Die Arbeit des freien Kurators, der in kleineren Strukturen auch als Kulturmanager agiert, ist überaus vielseitig, setzt aber eine hohe Einsatzbereitschaft voraus. Gleichzeitig muss am Anfang der professionellen Laufbahn immer wieder der finanziellen Unsicherheit begegnet werden, denn nur selten stehen im Vorfeld die notwendigen Mittel für die Realisierung von Projekten zur Verfügung. Umso wichtiger ist es, kreative Wege zu gehen und kostengünstig wirkungsvolle Lösungen zu finden. Die so erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen, nicht zuletzt auch im Umgang mit Stiftungen, Sponsoren und öffentlichen Ämtern, sind äusserst wertvoll und schärfen das eigene Profil. Dieses dürfte ausschlaggebend sein für eine spätere Führungsposition in einer grösseren Kulturinstitution.

Tipps

Was meiner Meinung nach den guten Kurator ausmacht, ist das überdurchschnittliche Sensorium und Interesse für künstlerische und gesellschaftliche Fragen. Ich betrachte mich in erster Linie als aufmerksamen, vielseitig interessierten Beobachter und versuche – mit Rückgriff auf die (Kunst-)Geschichte – künstlerische Erzeugnisse und andere geistige Leistungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen und zu kontextualisieren.



berufsberatung.ch