Einfach autobegeistert
Nach der Kanti hatte H. M. keine Lust mehr auf Schule. Aber eine Leidenschaft für Autos. Und so machte er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, etwas mit Autos zu machen, was später die Möglichkeit eröffnen würde, Automobiltechnik an der FH in Biel zu studieren. Nach Recherchen wurde ihm klar: Anstatt nur ein Praktikum in einer Autogarage zu machen, wäre es sinnvoller, eine verkürzte Lehre als Automobilmechatroniker zu durchlaufen. Einerseits weil die Lehre vertiefte Kenntnisse darüber ermöglicht, wie ein Auto funktioniert und wie man nicht funktionierendes wieder reparieren kann. Andererseits weil die Lehre eben später die Option immer noch offenlassen würde, entweder das Studium aufzunehmen oder doch lieber einfach weiterzuarbeiten. H. M. meint rückblickend: "Ich lernte viel mehr als in einem Jahr Praktikum möglich gewesen wäre. Und es ist für die spätere Stellensuche nur ein Vorteil, wenn ich zeigen kann, dass ich auch praktisch arbeiten kann und nicht nur eine theoretisch fundierte Ausbildung habe." Die Stellensuche war aber zuerst nicht einfach, H. M. stiess in vielen Betrieben auf Skepsis einem Maturanden gegenüber, ob der denn mit einem Schraubenzieher umgehen könne. Aber mit Kontakten und ein bisschen Support von der Fachhochschule hat es geklappt.
Von Algebra bis Thermodynamik
Nach Abschluss der Lehre war die Lust zurück, das Ganze zu vertiefen und somit ein Studium anzupacken. Die Mischung aus Matura und Lehrabschluss machte den Einstieg relativ einfach. Zwar hatte H. M. gewisse Inhalte aus der Kanti in den drei Jahren der Lehre nicht mehr so präsent, dafür aber gute Grundlagen im Fahrzeugwissen. So begann er in einer Klasse von etwa 50 Mitstudenten mit dem Studium und war ein bisschen ein Exot. Die meisten Studierenden kamen über die Lehre und anschliessender Berufsmaturität, nur etwa zwei andere hatten einen ähnlichen Weg wie H. M. hinter sich. Zu Beginn des Studiums lernte er vor allem theoretische Hintergründe kennen. Viele Fächer entsprechen einem Studium in Maschinenbau. Beider Orts gibt es viele Grundlagen in der Mathematik von Analysis über Geometrie bis Algebra. Und dazu Kurse über Konstruktion und Thermodynamik. Spezifisch an seinem Studiengang ist der Fokus auf die Automobile. Dabei geht es um Motoren, Reifen und Fahrzeugbau. "Gewisse Fächer sind schon sehr abstrakt. Die Berechnungen im Fach Fahrzeugmechanik und Sicherheit zum Beispiel. Aber daneben bieten die Projektarbeiten einen Bezug zur Praxis." so H. M. Der Aufbau des Studiums ist stark vorgeben - bis auf die Wahl der Vertiefungsrichtung. Ob man lieber in Richtung Fahrzeugbau oder eher in Technik und Dienstleistungen einen Schwerpunkt setzt, kann man frei nach Wunsch und späteren Berufsabsichten wählen.
Von Projekten und Wünschen
Auch die verschiedenen Projektarbeiten lassen eine Individualisierung zu. Es gibt Vorschläge der Schule oder man kann selber Projekte in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie organisieren. H. M. schrieb die erste Projektarbeit für eine Autogarage in der Region, bei der es eher um betriebswirtschaftliche Aspekte ging, als um Ingenieursarbeiten. Weitere Projektarbeiten kamen und machten das Studium nicht nur einfacher. "Ich wollte einfach herausfordernde und interessante Projektarbeiten machen. Das bringt es halt mit sich, dass man mehr Einsatz zeigen muss. Aber ich finde es auch lohnenswerter" sagt H. M. Seine Bachelorarbeit schreibend, machte er sich gleichzeitig auf die Stellensuche. Auf einschlägigen Plattformen wurde er fündig und arbeitet zukünftig bei einer Firma aus der Zulieferindustrie an Lenkungen von Autos.
Und wenn er nochmals neu starten würde mit dem Studiengang, welche Wünsche hätte er? H. M. muss nicht lange überlegen: "Es wäre einfach toll, wenn der Studiengang Automobiltechnik in der Schweiz noch bekannter wäre. Die Schule könnte noch viel mehr Kooperationen zu anderen Firmen aufbauen, damit man uns überall kennt. Schliesslich sind wir die Spezialisten, wenn es um Automobile geht."