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Ergotherapie: Laufbahnbeispiele

Porträts von Absolvent/innen mit Abschluss in Ergotherapie.

Ergotherapie

Handtherapeutin an einem Universitätsspital: Lorena Schrepfer

Lorena Schrepfer
Lorena Schrepfer, © Universitätsspital Basel
Lorena Schrepfer

Lorena Schrepfer, © Universitätsspital Basel

Handtherapeutin an einem Universitätsspital

«Mein Arbeitssetting finde ich aufgrund der vielen akut traumatischen Verletzungen und der engen Zusammenarbeit mit den Handchirurginnen besonders spannend.»

Laufbahn
JahrTätigkeit
2016 bis heuteErgotherapeutin, Abteilung Handtherapie, Universitätsspital Basel
2019–2020Schulische Zusatzausbildung: CAS Handtherapie, Berufliche Fortbildungskurse: Manuelle Therapie der oberen Extremität, Lymphologie in der Ergotherapie, Good Clinical Practice Basiskurs
2013–2016Bachelor Ergotherapie, ZHAW Winterthur; Praktika (Neurologie, Pädiatrie und Handtherapie) von jeweils zehn bis zwölf Wochen
2012–2013Vorpraktikum als Lehrerassistentin, Sonderschule Bad Sonder, Teufen AR
2008–2012Gymnasium, Kantonsschule Trogen, Trogen AR
Jetzige Tätigkeit

Ich arbeite zurzeit am Universitätsspital in Basel und bin zu 80 % als Ergotherapeutin im Fachbereich der Handtherapie angestellt. Zusätzlich arbeite ich 10 % an einem Forschungsprojekt mit, das zusammen mit zwei weiteren Spitälern durchgeführt wird. Dieses Setting finde ich persönlich aufgrund der vielen akut traumatischen Verletzungen und der engen Zusammenarbeit mit den Handchirurginnen besonders spannend.
Meine Kernaufgabe ist die Behandlung ambulanter und stationärer Klientinnen und Klienten mit Verletzungen und Erkrankungen der oberen Extremität. Das Ziel unserer Therapie ist es, dass diese im Alltag und/oder im Beruf grösstmögliche Handlungsfähigkeit erreichen. Durch die erfolgreiche Ausführung bedeutsamer Tätigkeiten (Betätigungen) sollen die Gesundheit und das Wohlbefinden gesteigert und die Teilhabe am Leben ermöglicht werden.

Um eine individuelle Therapie zu gewährleisten, müssen die krankheits- oder unfallbedingten Einschränkungen mittels unterschiedlicher Assessments (Einschätzungen) genau erfasst werden. Daraus resultierend folgt die Planung, Durchführung sowie Evaluation der jeweiligen Therapie. Zu den Hauptbereichen der Handtherapie bei uns im Spital gehören die Wundversorgung, Narben- und Ödembehandlung (Ödem = Ansammlung von Flüssigkeit im Körper), die Anpassung individueller Schienen, Mobilisations- und Kräftigungsübungen, Sensibilitätstraining, Schmerzbehandlung, Hilfsmittel- und Gelenksschutzberatung sowie das Training von Alltagstätigkeiten und Betätigungen. Die Therapieeinheiten müssen jeweils dokumentiert und die erbrachte Leistung abgerechnet werden. Zudem gehören die wöchentliche Teilnahme an Rapporten mit den Handchirurgen sowie teaminterne Fortbildungen zu meinen Tätigkeiten.

Nebst der Arbeit mit der Klientel erhebe und überprüfe ich Daten für Forschungszwecke. Zudem helfe ich jeweils bei der Mitbetreuung von Schülerinnen aus der Mittelschule und nehme selbst an internen und externen Weiterbildungen sowie Fachtagungen teil. In den letzten fünf Jahren habe ich Präsentationen an zwei Kongressen sowie Vorträge an fachlichen Weiterbildungen gehalten.

Berufseinstieg

Die Stelle am Unispital habe ich direkt im Anschluss an mein Studium angetreten. Der Einstieg klappte sehr gut, unter anderem weil ich während des Studiums bereits ein Praktikum dort gemacht habe. Dadurch kannte ich das Team und war vertraut mit den generellen Abläufen sowie der Software, die etwa für die Abrechnung der Leistungen oder die Terminvergabe genutzt wird.

Die grösste Schwierigkeit für mich war damals das noch fehlende Fachwissen. Dies wurde mir durch einen genauen Einführungsplan seitens des Unispitals jedoch Schritt für Schritt vermittelt. Dadurch fühlte ich mich den bevorstehenden Herausforderungen stets gewachsen und konnte den Klientinnen und Klienten von Beginn weg eine wirksame Behandlung anbieten. Zuerst behandelte ich nur die „einfachen“ Diagnosen, mit der Zeit wurden die Fälle immer komplizierter, aber für mich auch herausfordernder und spannender. Der Fakt, dass wir ein grosses und sehr hilfsbereites Team sind und ich nie alleine war, gab mir zu Beginn viel Sicherheit, da ich bei Unklarheiten stets Rat holen konnte.

Tipps

Ich glaube man darf sich nicht verrückt machen, wenn man beim Übertritt ins Berufsleben das Gefühl hat, dass das Fachwissen fehlt. In der Ergotherapie arbeiten wir sehr klientenzentriert, sprich wir gehen individuell auf jede einzelne Person ein. Dies und auch die unterschiedlichen Fachrichtungen der Ergotherapie machen es vermutlich schwierig, im Studium für alles ein "Rezept" zu erhalten. Daher sollte man sich auf ein "learning by doing" gefasst machen, was sich mit etwas Kreativität und Flexibilität gut meistern lässt.

Fachleiter in einer Stiftung: Fabian Zurfluh


Fabian Zurfluh, © Stiftung Papilio

Fabian Zurfluh, © Stiftung Papilio

Ergotherapeut und Fachleiter in einer Stiftung

«Wenn die Motivation stimmt, arbeiten die Kinder unglaublich hart an ihren Zielen. Das beeindruckt mich nachhaltig.»

Laufbahn
JahrTätigkeit
2013 bis heuteErgotherapeut & Fachleiter Ergotherapie, Stiftung Papilio, Altdorf
2014–2015CAS Best Practice in Ergotherapie - Pädiatrie
2011–2013Ergotherapeut, Rodtegg, Stiftung für Menschen mit körperl. Behinderung, Luzern
2010–2011Ergotherapeut, Rehabilitationszentrum des Kinderspitals Zürich, Affoltern a. Albis
2007–2010Bachelor in Ergotherapie, ZHAW Winterthur (Praktika: Orthopädie, Neurologie/Geriatrie, Pädiatrie)
2007Vorpraktikum auf der Sonderpädagogischen Wohngruppe des Heilpädagogischen Zentrums Uri, Altdorf
1999–2007Diverse Anstellungen als Elektroniker
1995–1999Lehre als Elektroniker mit lehrbegleitender Berufsmatura
Jetzige Tätigkeit

Seit 2013 arbeite ich zu 70% als Ergotherapeut in der Stiftung Papilio. Zusätzlich habe ich ein 10%-Pensum für die Fachleitung des Ergotherapieteams. Wir sind ein kleines Team von aktuell fünf Therapeutinnen und Therapeuten, alle arbeiten in Teilpensen. Die Stiftung Papilio liegt mitten im Dorfkern von Altdorf und ist in drei Bereiche aufgeteilt: Schule, Familie und Therapie. Die Schule ist eine Sonderschule für körper- und mehrfachbehinderte Kinder. Der Bereich «Familie» beinhaltet Kindertagesstätten, eine Tagesfamilienvermittlung sowie eine sozialpädagogische Familienbegleitung. Ich arbeite an der Therapiestelle der Stiftung Papilio. Im selben Haus arbeiten noch Physiotherapeutinnen, Logopäden, Heilpädagogische Früherzieherinnen und Psychomotoriktherapeuten, was die interprofessionelle Arbeit stark vereinfacht. Wir arbeiten im ambulanten Setting, das heisst, die Kinder kommen zu uns in die Therapie und gehen dann wieder nach Hause.

Meine Kernaufgabe ist die ergotherapeutische Behandlung der uns anvertrauten Kinder. Da die Stiftung Papilio die einzige Ergotherapiepraxis des Kantons für Kinder ist, sind wir sehr breit aufgestellt. Wir behandeln Kinder mit körperlicher und geistiger Behinderung aus der Sonderschule der Stiftung. Die meisten Kinder gehen ganz normal oder als integrierte Sonderschüler in die Regelschule. Sie leiden unter Entwicklungsverzögerungen, Autismus oder ADHS. Manchmal behandeln wir auch Kinder nach einer akuten Handverletzung. Wenn mir ein Kind von einer Ärztin überwiesen wird, erhebe ich mit geeigneten Assessments den Eintritts-Status. Zusammen mit den Eltern und dem Kind legen wir die Ziele fest. Dann folgt die eigentliche Behandlung. Während des Behandlungsprozesses evaluiere ich regelmässig die Therapien. So kann ich sehen, ob die Ziele erreicht werden können.
Damit die erworbenen Fertigkeiten nicht bloss im Therapieraum gezeigt werden, folgt der Übertrag in den Alltag. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern, Lehrpersonen und Heilpädagogen. Oftmals ist dieser Übertrag die grosse Herausforderung in unserer Arbeit. Ein Beispiel hierfür: In der geschützten Umgebung des Therapiezimmers (ruhig und reizlos gestaltet) lernt das Kind, sich selbständig fürs Turnen umzuziehen. In der Umkleidekabine der Schule mit den Klassenkameraden geht’s laut und wild zu. Durch die grosse Ablenkung klappt’s dann plötzlich nicht mehr mit dem Umziehen.

Zu meinen Nebentätigkeiten gehört die interprofessionelle Zusammenarbeit mit den Ärztinnen, anderen Therapeuten, Lehrpersonen und natürlich den Eltern. Damit die Therapie von den Kassen bezahlt wird, müssen wir in regelmässigen Abständen Berichte verfassen, um so die Finanzierung sicherzustellen.
Als weitere Nebentätigkeit habe ich die Fachleitung des Teams übernommen und bin verantwortlich dafür, dass die angemeldeten Kinder an die Therapeutinnen übergeben werden. Oftmals übernehme ich den Erstkontakt zu Eltern, bevor ich sie dem zuständigen Therapeuten weitergebe. Kontakte zu Ärztinnen wie auch die Planung der Einsätze der Teammitglieder gehören ebenfalls zu meinen Aufgaben.

Berufseinstieg

Nach dem Studium nahm ich eine Stelle im Rehabilitationszentrum des Kinderspitals Zürich in Affoltern am Albis an. Das Team dort half mir bei der Einarbeitung. Am Anfang bedeutete dies: viel lesen, nachfragen und sich weiterbilden. Es war unglaublich spannend. Bei der Arbeit mit Kindern ist der Beziehungsaufbau enorm wichtig; mit Humor kann man Kinder sehr gut motivieren. Schon im Praktikum habe ich gemerkt, dass mir dies gut gelingt. So konnte ich beim Einstieg auf diese Fähigkeit vertrauen. Im Vorpraktikum wie auch in den Praktika während des Studiums konnte ich schon viele Erfahrungen sammeln, wie man eine Therapie «spassig» gestaltet. Wenn die Motivation stimmte, arbeiteten die Kinder unglaublich hart an ihren Zielen. Das hat mich nachhaltig beeindruckt und beeindruckt mich heute noch. Dies motivierte mich, mich ebenfalls reinzuknien und Wissenslücken schnellstmöglich zu schliessen.

Tipps

Das Studium ist breit gefächert. Ergotherapeuten arbeiten meistens spezialisiert. Diese Spezialisierung braucht ein wenig Zeit, Geduld und viel Arbeit. Die ersten zwei Jahre muss man unter einer erfahrenen Therapeutin arbeiten und kann von ihrem Wissen profitieren. Man sollte geduldig mit sich sein und offen dafür sein, aus Fehlern zu lernen.



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