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Laufbahnbeispiele: Soziale Arbeit

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Geschäftsführer im Bereich soziokulturelle Animation

Ivo Richner hat nach seinem Studium in Soziokultureller Animation in verschiedenen Funktionen Erfahrung in der Kinder- und Jugendanimation gesammelt, bevor er sein eigenes Unternehmen gründete. Die ITOBA ist eine Firma, die als Immobiliendienstleister mit soziokulturellen Methoden Gemeinschaften in Siedlungen entwickelt.

"Die Soziokultur ist ein enorm breites Feld."

Ivo Richner
Ivo Richner, © ITOBA GmbH
Ivo Richner

Ivo Richner, © ITOBA GmbH

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
18Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis als Sanitärmonteur EFZ: Würmli Haustechnik, Wettingen (AG)
23Jugendarbeiter: Beromünster (LU)
27Bachelor in Soziokulturelle Animation: Hochschule Luzern
27Mitarbeit Kinder und Jugendanimation: Stadt Baden (AG)
31Teamleiter Kinder und Jugendanimation: Stadt Baden (AG)
33Fachbereichsleiter Kinder und Jugend: Stadt Baden (AG)
34Gründer und Verwaltungsrat: ITOBA GmbH, Siedlungsidentität, Baden (AG)
37Geschäftsführer und Verwaltungsrat: ITOBA GmbH, Siedlungsidentität, Baden (AG)

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Als Geschäftsführer der ITOBA leite ich das Unternehmen strategisch und führe das Personal. Ich sichere die Qualität und Einhaltung von Vorgaben, initiiere Massnahmen aus Controlling- und Qualitätssicherungsprozessen und überwache Geschäftsprozesse

Zudem entwickle ich Investitionspläne, neue Geschäftsfelder und organisiere Verwaltungsrats-Sitzungen. Des Weiteren überprüfe ich die Produktdesigns und Prozessabläufe, führe Akquisegespräche, erstelle Projektroadmaps und Projektkonzepte und kontrolliere Projektziele.

Ebenfalls berate ich Auftraggebende bei der Initiierung von sozialen Nachhaltigkeitsthemen im Wohnumfeld und darf regelmässig an Fachveranstaltungen referieren.

«Die Soziokultur ist ein sich rasch veränderndes Berufsfeld. Es braucht ein hohes Mass an Eigenverantwortung, Selbstständigkeit, Kreativität und Veränderungsbereitschaft.»

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Beim Berufseinstieg in die soziokulturelle Animation habe ich massgeblich von einem berufsbegleitenden Studium profitiert, das mir erlaubte, Theorie und Praxis zu verknüpfen. Diese vierjährige Erfahrung hat meinen Start nach dem Studium erheblich erleichtert.

Zudem habe ich mich auch auf Stellen beworben, für die ich das Anforderungsprofil noch nicht vollständig erfüllt habe, was sich als erfolgreich erwiesen hat.

Besonders im Bereich der Soziokultur ist die Jugendarbeit ein beliebter Einstieg, vorausgesetzt, man kann sich für die Anliegen dieser Zielgruppe begeistern und arbeitet gerne in einem offenen und freiwilligen Setting.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Die Soziokultur ist ein enorm breites Feld und nach dem Studium gibt es viele Möglichkeiten, sich entsprechend seinen Kompetenzen weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Beispiele sind die Migrations- oder Jugendarbeit, die Stadt-, Regional- und Siedlungsentwicklung oder der Bereich Beratung und Coaching.

Da die Soziokultur ein sich rasch veränderndes Berufsfeld ist, braucht es ein hohes Mass an Eigenverantwortung, Selbstständigkeit, Kreativität und Veränderungsbereitschaft. Ebenfalls muss man Menschen mögen, flexibel sein und gut kommunizieren können. Ist all das gegeben, stehen einem die Türen weit offen, um seine beruflichen Träume zu verwirklichen.

Ausserdem lege ich angehenden Studierenden ein berufsbegleitendes Studium ans Herz.

Sozialpädagogin FH und Coach

Albulena Karakushi begleitet Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen. Im Rahmen dieses Berufsabklärungsprogramms steht sie auch mit Betrieben in engem Austausch.

"Mir war früh klar, dass ich mit jungen Menschen arbeiten möchte."

Symbolbild Coaching, © Myriam auf Pixabay
Symbolbild Coaching, © Myriam auf Pixabay
Symbolbild Coaching, © Myriam auf Pixabay

Symbolbild Coaching, © Myriam auf Pixabay

Sozialpädagogin und Coach in der Berufsabklärung

«Mir gefällt, dass meine Arbeit lösungsorientiert ist: Wo stehe ich, wo will ich hin, was bringe ich bereits mit und was will ich noch lernen? Bei diesen grossen Fragen darf ich unsere Teilnehmenden begleiten.»

Laufbahn
JahrTätigkeit
seit 2019Coach an einem Motivationssemester und Sozialpädagogin/Fallführung in einem Berufsabklärungs-Programm, Zürich
2019Fachkurs zur Praxisausbildnerin Soziale Arbeit, Hochschule Luzern
2018–2019Mithilfe bei der Praxisanleitung für Praktikantinnen und Praktikanten Soziale Arbeit/Sozialpädagogik in einem Wohn- und Tageszentrum, Zürich
2014–2019Sozialpädagogin FH, in einem Wohn- und Tageszentrum, Zürich
2013–2014Sozialpädagogin FH, in einem Kinderheim, Zürich
2012–2014Co-Projektleiterin und Abendleiterin eines Midnight Basketball-Angebots für Jugendliche, Zürich
2010–2013Vollzeitstudium Sozialpädagogik FH, Fachhochschule St. Gallen, mit Praktika in der offenen Jugendarbeit und im stationären Bereich einer Förderschule, St. Gallen
2010–2011Vorpraktikum Soziale Arbeit in einem Arbeitsintegrationsprogramm für langzeitarbeitslose junge Erwachsene, Zürich
2008–2010Sachbearbeiterin in einem Treuhand-Unternehmen, Zürich
2005–2008Ausbildung zur Kauffrau EFZ mit BMS, KV Business School, Zürich
Jetzige Tätigkeit

Ich arbeite in einem Berufsintegrationsprogramm mit Jugendlichen auf Lehrstellensuche und unterstütze sie beim Bewerben und anderen Herausforderungen in ihrem Leben. Auch bin ich mit den Praktikumsbetrieben und ihrem weiteren Netzwerk im Austausch. Daneben gibt es viel administrative Arbeit. Ich muss das RAV regelmässig über den Verlauf informieren, Berichte schreiben und individuelle Förderpläne erstellen. Auch der Austausch im Team ist wichtig. Zusätzlich führe ich Berufsabklärungen für das RAV durch, wenn jemand die Lehre abbricht und nicht weiss, wie es beruflich weitergehen soll.

Mir gefällt, dass meine Arbeit lösungsorientiert ist: Wo stehe ich, wo will ich hin, was bringe ich bereits mit und was will ich noch lernen? Bei diesen grossen Fragen darf ich unsere Teilnehmenden begleiten. Ich mag die Herausforderung, eine Person schnell erfassen zu müssen, aber doch nie voreilig Schlüsse ziehen zu dürfen. Dabei darf ich interessante junge Menschen mit verschiedenen Lebensgeschichten kennenlernen.

Natürlich freuen mich die positiven Outputs am meisten. Es ist aber auch schön, zu sehen, wie sie innert kurzer Zeit Herausforderungen meistern, an ihren Aufgaben wachsen, ihren eigenen Weg gehen und sich viel Neues aneignen, das sich nicht nur in der Arbeitswelt bewährt.

Berufseinstieg

Mir war früh klar, dass ich mit jungen Menschen arbeiten möchte. Einerseits schätze ich ihre direkte Art, Energie und Offenheit, andererseits ist die Jugend in meinen Augen eine entscheidende Phase im Leben mit vielen Herausforderungen, für die ich mich gerne einsetze. So habe ich bereits alle meine Praktika in diesem Bereich absolviert.

Meine erste Stelle nahm ich in einem Kinderheim an. Die Arbeit mit Kindern, aber auch das Leitbild des Wohnheims sagten mir allerdings nicht so zu. Bei meiner nächsten Arbeitsstelle achtete ich darauf, dass mir sowohl das Klientel als auch das Leitbild der Organisation mehr entsprachen. Dabei hatte ich das Glück, in einem sehr professionellen Team mit hochmotivierten und authentischen Mitarbeitenden mit verschiedenen Lebensgeschichten zu arbeiten, die die Jugendlichen und ihre Bedürfnisse stark in den Vordergrund stellten.

Ich war gefordert, mich und meine Arbeit immer wieder zu reflektieren und durfte meinen eigenen Migrationshintergrund und Erfahrungsschatz als Ressource einbringen. Mit dem Leitbild dieses Teams konnte ich stets hinter meiner Arbeit stehen und die Jugendlichen dabei unterstützen, selbstbestimmt und partizipativ auf dieser Welt und in unserer Gesellschaft zu sein.
Dieser Einstieg hat mir viel dabei geholfen, herauszufinden, wie ich arbeiten will und welche Werte und Normen ich beruflich vertreten möchte. Auch konnte ich dabei lernen, die Ziele einer Organisation zu erfassen, diese aber auch immer wieder kritisch zu hinterfragen.

Tipps

Es ist wichtig, sowohl das Auftragsziel als auch die eigene Rolle stets vor Augen zu haben und dabei auch zu lernen, sich gut abzugrenzen. Ein gutes Team und bewusste Reflexion sind hilfreich, um stets professionelle Arbeit leisten zu können. Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist zentral. Wichtig ist aber auch das Wissen darum, dass die eigene Sicht nicht die einzige oder richtige ist.

Immer genau hinhören, aktivieren, aber nicht übernehmen, und dabei stets authentisch bleiben. Und: Bestehende Regeln und Strukturen hinterfragen. Diese haben ja auch Menschen definiert, also kann man sie auch ändern.



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