Forensische Wissenschaften / Kriminalwissenschaften
Forensikerin als Sachbearbeiterin bei der Polizei

Symbolbild Schuhabdruck, © Michael Gaida auf Pixabay
«Es ist ein sehr spezifischer Studiengang, nach dem – insbesondere bei meinem Master – der Wechsel in einen anderen Bereich ausserhalb der Polizei nicht sehr einfach ist.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
2020 bis heute | Sachbearbeiterin Forensik bei der Kriminalpolizei der Polizei Basel-Landschaft in Liestal (100%) |
2015 – 2020 | Studium Forensische Wissenschaften an der Ecole des Sciences Criminelles der Universität Lausanne, Master in «Physischer Identifikation» |
2018 | Praktikantin Forensik in einem kantonalen kriminaltechnischen Dienst |
2015 | Matura (moderne Sprachen) |
Jetzige Tätigkeit
Ich arbeite als Sachbearbeiterin in der Abteilung Forensik bei der Polizei Basel-Landschaft in Liestal. Ein Teil meiner Arbeit besteht in der Spurensicherung an diversen Ereignisorten. Im Pikettdienst werde ich über die Einsatzleitzentrale über aktuelle Ereignisse in Kenntnis gesetzt und zwecks kriminaltechnischer Sachverhaltsaufnahme aufgeboten. Die Arbeitslast kann von einem Pikett zum nächsten stark variieren.
Als Forensikerin ist es meine Aufgabe, beispielsweise bei Einbruchdiebstahl, Raub, aussergewöhnlichem Todesfall, Brand oder Sachbeschädigung vor Ort zu gehen, die angetroffene Lage zu dokumentieren, die vorhandenen Spuren zu suchen und zu sichern. Meistens bin ich alleine unterwegs, bei komplexeren Fällen ist die Teamarbeit aber wichtig oder gar notwendig.
Ein grosser Teil meiner Arbeit spielt sich im Büro ab, wo die gesammelten Spuren protokolliert und die kriminaltechnischen Berichte zu den Fällen erstellt werden. Wenn ich nicht gerade im Pikett bin, arbeite ich oft an der Sicherung und Sichtbarmachung von Spuren im Labor sowie an der Spurenauswertung am Schreibtisch. Meine Arbeit hat viele Facetten. Wir arbeiten draussen, im Labor oder im Büro. Die Spuren sind vielseitig und deren Analyse erfordert Kenntnisse in einem breiten Spektrum von Bereichen.
Aufgrund meiner Zuteilung in die Fachgruppe Form- und Materialspuren ist es zudem meine Aufgabe, aufbewahrte Schuhabdruckspuren zu untersuchen und mit jenen von mutmasslichen Tätern oder Täterinnen zu vergleichen. Ich vergleiche ebenfalls Schuhspuren verschiedener Fälle untereinander, um allfällige Verbindungen festzustellen. Dies ist für die Erkennung von seriellen Verbrechen sehr hilfreich.
Berufseinstieg
Der Berufseinstieg in die Forensik ist nicht ganz einfach, da es in der Schweiz wenige freie unbefristete Stellen gibt. Ich hatte Glück und konnte direkt in der Abteilung Forensik Basel-Landschaft einsteigen. Oft bestehen Teams auch aus Mitarbeitenden mit einer Polizeiausbildung und interner Spezialisierung. Die Konkurrenz mit anderen Studiengängen ist jedoch zum Glück relativ schwach.
Nach dem Studium kann es bei der Tatortarbeit an praktischer Erfahrung mangeln, insbesondere wenn keine Praktika absolviert worden sind. Der Pikettdienst wird daher in den ersten Monaten gemeinsam mit erfahrenen Mitarbeitenden geleistet. Dank des ausgeprägten theoretischen Vorwissens kann man allerdings bald unabhängig arbeiten.
Tipps
Während des Studiums lohnt es sich, mehrere kurze Praktika zu absolvieren, um das Gebiet richtig kennenzulernen, sich praktisches Wissen anzueignen und die ersten Kontakte zu knüpfen. Diese Erfahrungen sind auch wichtig, um zu erkennen, ob man psychisch und physisch auf die Arbeit vorbereitet ist. Unter anderem dürfen unregelmässige Arbeitszeiten sowie die Arbeit mit Leichen nicht abschrecken.
Es ist ratsam, sich gut über mögliche Studienschwerpunkte und Anwendungsgebiete zu informieren. Persönlich finde ich mein Gebiet unglaublich interessant, anregend und vielseitig. Es ist jedoch ein sehr spezifischer Studiengang, nach dem – insbesondere bei meinem Master – der Wechsel in einen anderen Bereich ausserhalb der Polizei nicht sehr einfach ist.
Wichtig zu wissen ist, dass das Diplom der Universität Lausanne im Ausland zwar anerkannt ist, ausländische forensische Abteilungen allerdings jeweils die Staatsangehörigkeit des jeweiligen Landes zur Einstellung voraussetzen.
Kriminalwissenschaftler, Teamchef Analytik/Sprengstoffe bei einem Forensischen Institut

Symbolbild Fingerabdruck, © Darren Lewis PublicDomainPictures
«Bei meiner Arbeit als Experte für Analytik/Sprengstoffe ist es wichtig, dass man bei den Spurensicherungen und den anschliessenden Untersuchungen äusserst sorgfältig, strukturiert und umfassend vorgeht.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
Teamchef Analytik/Sprengstoffe beim Wissenschaftlichen Forschungsdienst eines Forensischen Instituts | |
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Dezernat für Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern | |
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wissenschaftlichen Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich | |
Doktorat Forensische Wissenschaften an der Universität Bern/Universität Lausanne | |
Studium Forensische Wissenschaften an der Universität Lausanne |
Jetzige Tätigkeit
Ich arbeite als Teamchef Analytik/Sprengstoffe im Wissenschaftlichen Forschungsdienst (WFD) eines Forensischen Instituts. Als Teamchef mit einem 100-Prozent-Pensum sitze ich jedoch öfter vor dem PC, als dass ich im Labor stehe. Unser Kerngeschäft ist die chemisch-physikalische Analyse von Sprengmitteln und Spurenmaterial im Zusammenhang mit Sprengstoffereignissen. Ich arbeite mit bei der Spurensicherung, werte sie aus und unterstütze die Polizeikräfte bei Hausdurchsuchungen. Als Leiter des Labors prüfe und redigiere ich zudem die Berichte und Gutachten dieser Untersuchungen.
Zu meinen wichtigsten Nebentätigkeiten gehören die Instruktionstätigkeit bei der Polizei, weiteren Behördenstellen und Sicherheitsorganisationen von Firmen. Während meiner aktuellen Anstellung habe ich diverse Weiterbildungen absolviert: Spreng-/Entschärferausbildung (zivil und polizeilich), Strahlenschutz und Teamführung sowie polizeiliche Ereignisbewältigung.
Berufseinstieg
Ich studierte Forensische Wissenschaften an der Universität Lausanne, promovierte anschliessend und arbeitete als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wissenschaftlichen Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich. Danach war ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Dezernat für Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern tätig, bis ich an meine heutige Stelle wechselte.
Tipps
Die physische und psychische Belastung, insbesondere bei meinen Pikettaufgaben, ist nicht zu unterschätzen. Dazu kommt, dass man während des Pikettdienstes nie weiss, was auf einen zukommt. Der Umgang mit Sprengstoffen birgt, wie man sich vorstellen kann, gewisse Risiken. Die muss man richtig einschätzen können. Jeder Einsatz ist eine Herausforderung.
Als Entschärfer muss ich vor allem auch technisch am Ball bleiben; die Techniken und Vorgehensweisen der «Gegenseite», aber auch unsere eigenen Einsatzmittel entwickeln sich rasch. Ohne ständige Weiterbildung wäre man schnell weg vom Fenster. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen. Langweilig wird es einem als Sprengstoffexperte jedenfalls nie. Dafür ist der Job viel zu «explosiv».