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Laufbahnbeispiele: Rechtswissenschaft

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Anwältin in einer spezialisierten Kanzlei

N.N. hat sich auf Ausländer/innenrecht, Familien- und Arbeitsrecht spezialisiert. Sie arbeitet in einer Anwaltskanzlei.

«Ich habe Kontakt mit vielen Menschen und erhalte Einblicke in ihr Leben.»

Symbolbild Gerechtigkeit
© Sang Hyung Cho auf Pixabay


Laufbahn

Tätigkeit
Studium der Rechtswissenschaften in Zürich
Erwerb des Anwaltspatents
Anstellung bei einer Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende
Arbeit beim Rechtsdienst eines Hilfswerkes
Eintritt als Angestellte in eine Anwaltskanzlei
Aufstieg zur Geschäftspartnerin

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich führe gemeinsam mit fünf anderen Personen eine Anwaltskanzlei die auf Ausländer/innen-, Familien- und Arbeitsrecht spezialisiert ist. Mein Arbeitstag besteht aus Gerichtsverhandlungen, Gesprächen mit Klientinnen und Klienten, Briefe schreiben, Klageschriften abfassen, Behörden, Anwältinnen und Anwälte kontaktieren, Rechtsfragen in der Bibliothek abklären und Büroadministration erledigen.

«An meiner Arbeit als Anwältin schätze ich es, dass die Resultate meiner Bemühungen sichtbar sind. Die Freude über einen gewonnenen Prozess wirkt motivierend.»

Ich habe mich auf verschiedene Gebiete spezialisiert, übernehme aber vor allem Fälle der Gebiete Ausländer/innenrecht, Familienrecht, Sozialversicherungsrecht, Arbeitsrecht und vertrete Opfer sexueller Gewalt. Ich habe Kontakt mit vielen Menschen und erhalte Einblicke in ihr Leben. Diese Leute stecken in belastenden Lebenssituationen. Oft gehen ihre Erwartungen an mich über juristische Belange hinaus und können leider nicht erfüllt werden.

Wie ist der Berufseinstieg verlaufen?

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Zürich absolvierte ich Praktika in einem Anwaltsbüro und bei einem Gericht. Mit dem Erwerb des Anwaltspatents wurde ich für eine Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende und beim Rechtsdienst eines Hilfswerks tätig.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind unumgänglich. Ich kann meine Arbeit zwar selbstständig gestalten, aber Gerichtstermine, Rechtsmittelfristen und Anliegen der Klientinnen und Klienten, die ein sofortiges Handeln erfordern, diktieren Arbeitsanfall und Abläufe. Keine Frist darf verpasst werden. Obwohl ich Gelegenheit habe, mich mit meinen Bürokolleginnen und -kollegen auszutauschen, bin ich letztlich selbst für den Ausgang eines Gerichtsverfahrens verantwortlich.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Rechtswesen

Gerichtsschreiber

N.N. arbeitet seit dem Erwerb des Anwaltspatents am gleichen Bezirksgericht, wo er bereits nach dem Studium als Auditor angefangen hat.

«Eine Gerichtskarriere lässt sich nicht wirklich planen.»

Bild von succo auf Pixabay
© succo auf Pixabay

Laufbahn

JahrTätigkeit
2009Masterabschluss in Rechtswissenschaft, Universität Zürich
2009Auditor, Bezirksgericht
2010Gerichtsschreiber, Bezirksgericht
2013Erwerb des Zürcherischen Anwaltspatents
2013Leitender Gerichtsschreiber Mietgericht, Bezirksgericht
2016Vollamtlicher Ersatzrichter, Bezirksgericht
2019Leitender Gerichtsschreiber (Mitglied Gerichtsleitung), Bezirksgericht

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich arbeite momentan als 1. Leitender Gerichtsschreiber an einem Bezirksgericht und bin in dieser Funktion mitverantwortlich für die Führung und Organisation des Gesamtgerichts. Ich nehme an Gerichtsleitungssitzungen teil, berate das Präsidium und helfe bei der Umsetzung der entsprechenden Entscheide. Als Vorgesetzter verschiedener Bereiche unterstütze ich zudem die Bereichsleitenden in allen fachlichen, organisatorischen, rechtlichen und personellen Belangen. Zudem bin ich beim Personalmanagement des juristischen Personals und in verschiedenen Arbeitsgruppen engagiert und wirke auch in gerichtsübergreifenden Projekten der Justiz mit.

«Unabhängig davon, ob die Wahl später einmal auf die Arbeit auf einer Kanzlei oder an einem Gericht fällt, empfehle ich, beide Orte anzusehen.»

Als EDV-Verantwortlicher kümmere ich mich zudem in enger Zusammenarbeit mit der Informatik des Obergerichts um eine funktionierende IT-Infrastruktur. Auch wenn mein juristisches Fachwissen in diesem Bereich der Arbeit gar nicht direkt gefragt ist, hilft doch das strukturierte Denken, das man sich an der Universität erworben hat.

Nebenbei bin ich auch als sogenannter nebenamtlicher Ersatzrichter tätig und leiste dabei Einsätze als Richter in den verschiedensten Rechtsgebieten und an verschiedenen Bezirksgerichten. Von Familienrecht über Arbeits- und Mietrecht oder Strafrecht bis hin zu grossen Arzthaftungsfällen ist alles mit dabei. Ich schätze diese Abwechslung sehr, gibt sie mir doch die Gelegenheit, viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Rechtsgebieten zu sammeln.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Wer das Anwaltspatent erwerben möchte, wird entweder als Substitutin in einer Kanzlei oder als Auditor an einem Bezirksgericht starten. Ich habe letzteren Weg gewählt, weil mir die Arbeitsweise an einem Gericht mehr zusagt. Ich schätze es, beide Seiten anhören und dann entscheiden zu können.

Ursprünglich hatte ich vor, nach dem Audi-Jahr noch ein Jahr in einer Kanzlei zu arbeiten. Doch ich bin am Gericht geblieben und es wurde, obwohl nie wirklich geplant, eine klassische Gerichtskarriere daraus. Bereut habe ich dies bis heute nie, der Job gefällt mir nach wie vor unglaublich gut. Ich schätze die Vielfalt und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Mitarbeitenden und Parteien.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Unabhängig davon, ob die Wahl später einmal auf die Arbeit auf einer Kanzlei oder an einem Gericht fällt, empfehle ich, beide Orte anzusehen. Da an den Bezirksgerichten häufig die Möglichkeit besteht, als Gerichtschreiber unbezahlten Urlaub für die Vorbereitung der Anwaltsprüfung zu beziehen, lohnt es sich dabei vielleicht, zuerst ein „Substi-Jahr“ zu absolvieren und erst dann ans Gericht zu wechseln.

Der grosse Vorteil des Gerichts, vor allem eines grösseren, ist die Vernetzung unter gleichaltrigen Fachleuten. Sowohl die Auditorinnen als auch die Gerichtschreiber sind in etwa gleich alt wie die Studienabgänger und -abgängerinnen. So trifft man am Gericht viele Personen, die für eine Lerngruppe in Frage kommen oder die man im späteren Berufsleben wiedersieht. Dies scheint mir ein zentraler Vorteil der Arbeitsstelle Gericht zu sein.

Eine Gerichtskarriere hingegen lässt sich nicht wirklich planen. Schon als Gerichtsschreiber braucht es das richtige Timing. Wird keine Stelle frei, nützen auch die besten Qualifikationen nichts. Noch mehr Glück braucht es für eine Stelle als Richterin, spielt hier doch auch die Parteipolitik eine grosse Rolle und ist diese nicht wirklich vorhersehbar. Aus diesem Grund lohnt es sich wohl, auch einen Plan B in der Tasche zu haben, sollte der Weg am Gericht nicht so verlaufen, wie man sich das vorstellt.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Rechtswesen

Projektleiter

Christian Maduz hat sich nach dem Masterabschluss in Rechtswissenschaft vor allem mit arbeitsrechtlichen Fragen befasst. Er arbeitet für einen Arbeitgeberverband.

«Gerade für Juristen ist es schwer, sich von der breiten Masse abzuheben.»

Christian Maduz
© Christian Maduz (2.v.l.)

Laufbahn

JahrTätigkeit
2008Matur mit Schwerpunkt «Wirtschaft und Recht», Kantonsschule Sargans, St. Gallen
2010Assistent, Lehrstuhl für Römisches Recht und Privatrecht, Universität Zürich
2011Juristischer Mitarbeiter, Anwaltskanzlei mit arbeitsrechtlicher Ausrichtung
2014Master of Law, Universität Zürich
2014 bis heuteProjektleiter Direktion, Schweizerischer Arbeitgeberverband
2018CAS Arbeitsrecht, Universität Zürich (Fachanwaltskurs)
2018 bis heuteLehrbeauftragter für Privatrecht, Kalaidos Law School

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Aktuell arbeite ich als Projektleiter Direktion beim Schweizerischen Arbeitgeberverband. Dieser befasst sich als Dachverband von Branchen- und Regionalverbänden insbesondere mit wirtschaftspolitischen Fragestellungen in den Bereichen Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht, Sozialpolitik und Sozialversicherungsrecht sowie in der Bildungspolitik, in welchen ich mich übergreifend engagieren darf.

«Über ein gewisses Netzwerk zu verfügen, kann von grossem Vorteil sein. Dies setzt insbesondere Kontakt- und Gesprächsbereitschaft voraus.»

Der Verband setzt sich für rechtlich liberale Rahmenbedingungen ein, um einerseits die bürokratischen Hindernisse im Bereich der Arbeitsbeziehungen kleinzuhalten und andererseits die internationale Standortattraktivität für Unternehmen – und damit Arbeitsplätze – zu wahren. Beispielsweise stellte sich für Firmen nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative die Frage, wie sie inskünftig ausreichend Personal rekrutieren können. Hierbei war eine meiner Aufgaben, ein gesamtheitliches Konzept auszuarbeiten, welches einen ausreichenden Zugang zu Arbeitskräften für sämtliche Branchen und Regionen ermöglicht. Anschliessend war es das Ziel, das erstellte Konzept möglichst umfassend in den politischen Prozess, also das Verwaltungs- und Gesetzgebungsverfahren, einzubringen. Politische Prozesse sind meist langwierige Verfahren und benötigen entsprechend Ausdauer und Geduld. Der Reiz dieser Tätigkeit liegt in der Zusammenarbeit mit den Verbandsmitgliedern sowie im Kontakt mit den politischen Akteuren und den Medien.

Interessant sind aber auch die Tätigkeiten in Branchen- und Regionalverbänden, welche zusätzliche Dienstleistungen anbieten, wie Rechtsberatungen und Seminarkurse. Davon profitieren insbesondere auch kleinere Unternehmen ohne Rechtsabteilungen, da die Regelwerke zunehmend komplexer werden. Die Verbände unterstützen also die Firmen, damit sich diese auf ihre unternehmerische Tätigkeit konzentrieren können. Daneben stellen die Arbeitgeberverbände das Gegenstück zu den Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbänden dar. Zusammen bilden sie die Sozialpartnerschaft, handeln Gesamtarbeitsverträge aus und regeln die Privatwirtschaft. Damit können verschiedene sozialpolitische Missstände direkt durch die betroffenen Sozialpartner gelöst werden, ohne dass ein aufwendiges gesetzgeberisches Verfahren notwendig wird. In diesem Kontext nehmen wir vom Dachverband eine ergänzende Funktion wahr: Erweisen sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für unsere Mitgliederverbände als impraktikabel oder gar als schädlich, ist es unsere Aufgabe, mit der Bundesverwaltung und dem Parlament in Kontakt zu treten, die Probleme darzulegen und mögliche Lösungen zu diskutieren. Beispielsweise sind die Regelungen zu Arbeitszeiten und deren Erfassung auf industrielle Betriebe ausgerichtet. Diese erweisen sich jedoch für andere Branchen oftmals als impraktikabel, weshalb mit unserer Mitwirkung verschiedene branchenspezifische Ausnahmebestimmungen vorgesehen wurden.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Gerade für Juristen ist es schwer, sich von der breiten Masse abzuheben. Gute Noten und/oder relevante Berufserfahrungen bereits während der Studienzeit helfen beim Berufseinstieg enorm. Andernfalls können auch Praktika oder Volontariate neue Möglichkeiten eröffnen. Meine Beschäftigung beim Arbeitgeberverband war eine zufällige Fügung. Im Zuge meiner Abschlussarbeit kam ich mit dem Verbandsdirektor in Kontakt. Mein Profil entsprach dabei zufällig seinen Vorstellungen, worauf ich die neue Stelle gar ohne aufwendiges Bewerbungsverfahren erhielt.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Meine bisherigen juristischen Stellen habe ich ebenfalls meist dank einem persönlichen Kontakt erhalten beziehungsweise vermittelt bekommen. Über ein gewisses Netzwerk zu verfügen, kann somit von grossem Vorteil sein. Dies setzt insbesondere Kontakt- und Gesprächsbereitschaft voraus.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Verbände

Brokerin

N.N. hat nach der kaufmännischen Grundbildung und der Berufsmaturität an einer Fachhochschule Wirtschaftsrecht studiert. Heute betreut sie in einer Unternehmensberatung eigenständig Mandate.

«Ich verantworte Projekte für Unternehmens- und Immobilienverkäufe.»

Symbolbild Brokerin
© Gerd Altmann auf Pixabay

Laufbahn

Tätigkeit
Lehrabschluss als kaufmännische Angestellte bei der Stadtverwaltung Schaffhausen und Berufsmaturität (berufsbegleitend)
Fallverantwortliche Nachlassregelung Erbschaftsamt Schaffhausen
Studium Wirtschaftsrecht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW mit Abschluss: Bachelor in Wirtschaftsrecht
Stellvertretende Amtsleiterin und Urkundsperson, stellvertretende Schreiberin der Erbschaftsbehörde Schaffhausen
Brokerin bei einem Mergers & Acquisitions-Unternehmen in Zürich

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Seit sieben Jahren arbeite ich als Brokerin bei einem Unternehmen in Zürich, das sich auf Mergers & Acquisitions (Fusionen und Übernahmen) für kleinere und mittlere Unternehmen spezialisiert hat. Zu unseren Kerndienstleistungen zählen Unternehmensberatung und Unternehmensbewertung. Auch die Transaktionsberatung beim Kauf und Verkauf kleiner und mittlerer Unternehmen aller Branchen zählen dazu. Eine weitere Dienstleistung sind Immobilientransaktionen.

«Meine Arbeit als Brokerin erfordert umfassendes betriebswirtschaftliches und rechtliches Fachwissen.»

Meine Tätigkeit besteht darin, dass ich mit Mandatsverantwortung Projekte für Unternehmens- und Immobilienverkäufe betreue. Zudem befasse ich mich generell mit juristischen Problemstellungen bei Nachfolgeregelungen und berate Kundinnen und Kunden bei der Strategie- und Businessplanung.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Am Anfang meiner Karriere steht eine Lehre: Bei der Stadtverwaltung Schaffhausen liess ich mich zur kaufmännischen Angestellten ausbilden. Berufsbegleitend absolvierte ich die Berufsmaturität. Danach arbeitete ich drei Jahre auf dem Erbschaftsamt Schaffhausen als Fallverantwortliche für die Nachlassregelung. Fünf weitere Jahre war ich als stellvertretende Amtsleiterin und Urkundsperson tätig. Berufsbegleitend studierte ich von 2008 bis 2012 Wirtschaftsrecht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Während meines Studiums konnte ich stark von meinem juristisch geprägten Umfeld profitieren. Der Grund für das Studium war mein Wunsch, mich weiterentwickeln zu können. Ohne schulische Herausforderung hatte ich mich zu langweilen begonnen. Meine Wahl fiel auf Wirtschaftsrecht an einer Fachhochschule, weil ich ein grosses Interesse an juristischen Fragestellungen hatte und für mich – aus finanziellen Gründen – nur ein Teilzeitstudium in Frage kam.

Bei der Tätigkeit als Brokerin ist sowohl betriebswirtschaftliches als auch rechtliches Fachwissen gefragt, insbesondere in den Bereichen Finanzen, Buchhaltung, Vertragsgestaltung und Steuern. Wichtig sind auch analytische Fähigkeiten, Fingerspitzengefühl, Flexibilität und Verhandlungsgeschick.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Unternehmensberatung, Treuhand und Wirtschaftsprüfung



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