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Laufbahnbeispiele: Unterricht Vorschul- und Primarstufe

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Klassenlehrperson Mittelstufe

Als Klassenlehrperson an einer Mittelstufe begleitet Nicolas Diriwächter Kinder während eines Abschnitts ihres Lebens. Sein Ziel ist es, dass die Kinder eine hohe Selbstständigkeit erlangen, Verantwortung übernehmen und einen respektvollen Umgang miteinander haben.

"Kein Tag ist wie der andere."

Nicolas Diriwächter
Nicolas Diriwächter
Nicolas Diriwächter

Nicolas Diriwächter

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
20Eidg. Fähigkeitszeugnis als Detailhandelsfachmann EFZ: CC Prodega, Rotkreuz ZG
20Detailhandelsfachmann: Abteilungsleiter, Berufsbildner, Verantwortlicher Qualitätssicherung und Betriebsnothelfer: CC Prodega, Rotkreuz ZG
26Vorbereitungskurs: Pädagogische Hochschule, Zug
29Bachelor Primarlehrperson: Pädagogische Hochschule, Zug
29Primarlehrer: Schulen Cham, Hagendorn ZG

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Kein Tag ist gleich, und trotz aller Vorgaben und Pflichten habe ich einen grossen kreativen Spielraum bei der Gestaltung des Schulalltags. Neben der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts und dem Unterricht selber gibt es viele Aufgaben, welche zeitintensiv und herausfordernd sind. Dazu gehören Korrekturarbeiten, Elterngespräche, organisatorische und administrative Tätigkeiten und Sitzungen mit dem Team.

«Die ersten Jahre als Primarlehrperson sind besonders fordernd. Alles ist neu und es gibt viele Möglichkeiten, wie man die Dinge umsetzen könnte.»

Daneben bin ich für das Inventar der Turnhalle zuständig. Ich pflege das Material, schaue für Ordnung und tätige Neuanschaffungen. Weiter engagiere ich mich in der Eltern-LehrerInnen-Gruppe und tausche mich in mehreren Sitzungen pro Jahr mit Eltern aus.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Nach der Ausbildung darf man direkt eine Klasse übernehmen. Die ersten Jahre als Primarlehrperson sind besonders fordernd. Alles ist neu und es gibt viele Möglichkeiten, wie man die Dinge umsetzen könnte, bevor man herausgefunden hat, was für einen stimmt.

Auf diesem Weg sind Fragen, Unsicherheiten, Missgeschicke und Fehler nützlich, denn sie führen zur Reflexion. Am meisten half mir dabei der Diskurs mit erfahreneren Lehrpersonen. Durch sie konnte ich mir weitere Meinungen und Ideen einholen und hatte dadurch den nötigen Mut, neue Dinge durchzuführen oder auszuprobieren.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Während des Studiums empfehle ich, möglichst viele verschiedene Klassenstufen kennenzulernen. So weiss man nach dem Studium, was zu einem passt und auf welcher Stufe man als Lehrperson arbeiten möchte.

Im Berufsleben erachte ich den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen als wichtigstes Puzzleteil: Projekte, Ausflüge oder Elternabende müssen miteinander koordiniert werden.

Weiter soll der Unterricht gemeinsam vor- und nachbereitet werden, um Stärken und Ressourcen zu nutzen und die Arbeitslast zu reduzieren. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg liegt in der sorgfältigen Aufgabeneinteilung. Dies führt zur Erhaltung der Gesundheit, Freude und Zufriedenheit.

Praxislehrperson und Pädagogikstudentin

Janina Kraft arbeitet als Klassenlehrperson und sieht sich als Wegbegleiterin der Kinder.

"Mir ist es wichtig, eine Klasse für eine längere Zeit zu begleiten."

Janina Kraft
Janina Kraft

«Es erfüllt mich immer wieder, ein stolzes Gesicht zu sehen, wenn das Kind merkt: Ich kann das jetzt!»

Laufbahn
JahrTätigkeit
2019 bis heuteMA in Erziehungswissenschaften an der Universität Zürich
2017Weiterbildung zur Praxislehrperson
2015 bis heuteUnterstützung der Schulleitung in administrativen Aufgaben (10%)
2013 bis heutePrimarlehrperson in Buchs ZH (Pensum zwischen 40–100%)
2010 – 2013Studium an der PHZH (BA of Primary Education)
Jetzige Tätigkeit

Ich arbeite als Klassenlehrerin an einer Unterstufe in Buchs ZH. Kerngeschäft einer Lehrperson ist der Unterricht. Es erfüllt mich immer wieder, ein stolzes Gesicht zu sehen, wenn das Kind merkt: "Ich kann das jetzt!" Ich sehe mich als Wegbegleiterin, die die Kinder Wege entdecken lässt, sie unterstützt, Umwege mitgeht, dabei aber den Kompass im Blick behält und auch einmal vorausgeht.

In den drei Unterstufenjahren wird man eine Klassengemeinschaft und die Kinder machen nicht nur fachlich grosse Entwicklungen durch. Diese Entwicklungsschritte mitzuprägen und auch eine erzieherische Aufgabe zu übernehmen, erachte ich als weitere wichtige Berufsaufgaben. Die Unterstufe bietet ausserdem viel Raum für Kreativität und ich kann als "Allrounderin" meine vielseitigen Interessen ausleben.

Eine Klasse führt man nicht alleine. Die Klassenlehrperson ist Dreh- und Angelpunkt und sollte stets den Überblick bewahren. Wichtige Aufgaben einer Klassenlehrperson sind der interdisziplinäre Austausch mit Fachlehrpersonen und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern.

In den ersten drei Jahren ist man intensiv mit seiner Klasse und dem Unterrichten beschäftigt. Mit der Zeit wird der Blick jedoch weiter. Durch meine zusätzliche Administrationsaufgabe für die Schulleitung wuchs mein Interesse am System Schule und der Schulentwicklung. Zu einer guten Schule gehört viel mehr als guter Unterricht. Aus diesem Grund habe ich berufsbegleitend ein Masterstudium in Erziehungswissenschaften begonnen.

Berufseinstieg

Nach dem Bewerbungsgespräch war für mich wertvoll, dass sich meine Stellenpartnerin Zeit nahm, mir alles zu zeigen. So konnte ich mir einen Eindruck vom Schulhausklima und der Zusammenarbeit mit ihr machen. Da sie bereits erfahren war, konnte ich die ersten zwei Jahre viel von ihr lernen, bevor ich meine erste eigene Klasse übernahm.

Das erste Jahr im Job ist anstrengend. Das Kennenlernen und Gestalten der Abläufe, die Herausforderungen mit den Kindern, die Zusammenarbeit mit den Eltern – vieles hat nicht direkt mit dem Unterricht zu tun und benötigt viel Zeit und Energie. Aus diesem Grund habe ich mir bewusst kein Vollzeitpensum gesucht.

Für mich war die Festanstellung von Anfang an klar. Mir war wichtig, eine Klasse für eine längere Zeit zu begleiten und eine enge Beziehung zu den Kindern aufbauen zu können. Wer will, kann aber nach dem Studium mit Stellvertretungen auch erst einmal verschiedene Schulhäuser kennenlernen, um herauszufinden, was einem zusagt.

Tipps

Die Praktika während der Ausbildung können wegweisend für den Einstieg sein – sie können bei freien Stellen zu einem Vorteil führen. Ehemalige Mitstudierende können sich den Berufseinstieg gegenseitig erleichtern, zum Beispiel mit gemeinsamem Vorbereiten oder gegenseitigem Austausch.

Eine gute Work-Life-Balance ist anspruchsvoll. Sorgfältiges Vorausplanen, die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Lehrpersonen, Anpassungsfähigkeit sowie ein gesunder Unperfektionismus helfen dabei.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin PH Zürich

Claudine Boyer setzt sich bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Bereich Digital Learning auseinander.

"Medien und Informatik prägen unseren Alltag."

Claudine Boyer
Claudine Boyer
Claudine Boyer

Claudine Boyer

«Ich schätze es, dass ich die Lehre der PH Zürich mitgestalten und mich dabei mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten austauschen kann. Dabei strebe ich immer an, digitale Lernszenarien zu entwickeln, die ich selber auch gerne durcharbeiten würde.»

Laufbahn
JahrTätigkeit
2012 bis heute Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Digital Learning und der Ausbildung Primar (Medien und Informatik), Pädagogische Hochschule Zürich (80%)
2007-2012Multimedia-Redaktorin SRF mySchool und SRF Sport Online, Schweizer Radio und Fernsehen
2005-2007Klassenlehrerin, 3. und 4. Primarschulstufe, Swiss International School Zürich
2003-2006MAS E-Learning und Wissensmanagement
2002-2005Stellvertretungen an diversen Primarschulstufen im Kanton Luzern, Zug und Zürich
1999-2001Klassenlehrerin, 5. und 1. Primarklasse, Stadt Luzern
1994-1999Primarlehrerseminar Luzern
Jetzige Tätigkeit

Als Mitarbeiterin im Bereich Digital Learning der PH Zürich unterstütze ich Dozierende und Studierende bei der Arbeit mit dem Learning Management System und weiteren Tools. Zusammen mit Dozierenden plane ich digitale Lernumgebungen und setze diese um. Dabei geht es um die digitale Modulgestaltung, Ablage von Materialien, Einfordern von Leistungsnachweisen und die Erstellung ganzer Online-Lerneinheiten. Die Auseinandersetzung mit der digitalen Entwicklung ist unabdingbar für meine Arbeit, wodurch immer wieder neue und abwechslungsreiche Möglichkeiten entstehen.

Medien und Informatik prägen unseren Alltag. Umso wichtiger erachte ich es, mit den Studierenden diese Thematik zu erarbeiten und sie bei eigenen Unterrichtsprojekten zu begleiten. Dabei kann ich meine eigene Praxiserfahrung auf verschiedenen Primarschulstufen einbringen.

Ich schätze es, dass ich die Lehre der PH Zürich mitgestalten und mich dabei mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten austauschen kann. Dabei strebe ich immer an, digitale Lernszenarien zu entwickeln, die ich selber auch gerne durcharbeiten würde. Daneben erhoffe ich mir stets, den angehenden Primarlehrpersonen die Freude am «Medien und Informatik»-Unterricht mitzugeben, sodass sie genauso motiviert sind, ihren späteren Schülerinnen und Schülern diese Themen zu vermitteln.

Berufseinstieg

Nach Abschluss des damaligen Primarlehrerseminars konnte ich eine Stelle als Klassenlehrperson an einer fünften Klasse übernehmen. Mein Pensenpartner und ich waren beide Junglehrpersonen und unerfahren. Die erste eigene Klasse forderte mich und zeigte mir, was der Schulalltag neben dem Unterricht sonst noch bereithält. Im Folgejahr unterrichtete ich eine erste Klasse. Die unterschiedlichen Stufen verlangten einen anderen Fokus. Die fünfte Klasse forderte mich mehr mit Unterrichtsinhalt und -planung, Korrekturen und dem Übertrittsverfahren. Der Stoff bei der ersten Klasse war weniger anspruchsvoll, die Schwerpunkte lagen da auf dem Schuleintritt, sozialen Aspekten, Einführung von Regeln und Abläufen und der ganzheitlichen Beurteilung.

Der individualisierende Unterricht war anspruchsvoll, jedem Kind gerecht zu werden eine Herausforderung. Die Arbeit im Team verlangte ständigen Austausch und klare Absprachen. Die ersten Jahre investierte ich viel Zeit in die Unterrichtsvorbereitung, später konnte ich auf vorhandenem Material aufbauen. Die Elternarbeit ist nicht zu unterschätzen und überlegte Kommunikation und Wortwahl sind unabdingbar. Für mich war der Einstieg mit einem Teilpensum optimal und meine Pensenpartner empfand ich stets als Unterstützung. Die Begleitung durch einen Junglehrerkurs im ersten Jahr half, den Einstieg so gut wie möglich zu meistern.

Der Einbezug von digitalen Medien in meine Arbeit und den Unterricht interessierte und faszinierte mich von Beginn weg. Der neu konzipierte Nachdiplomstudiengang MAS eLearning und Wissensmanagement reizte mich daher sofort und ermöglichte mir erste Einblicke in digitale Ausbildungsszenarien in der Erwachsenenbildung.

Bereits an der Swiss International School übernahm ich parallel zum MAS neben der Klassenführung die Aufgaben des ICT-Supports. Nach Abschluss des Nachdiplomstudiengangs eröffnete sich mir die Möglichkeit, bei SRF mySchool eLearning-Projekte praktisch umzusetzen, in die Fernsehwelt einzutauchen und Lehrerweiterbildungen zu machen. So kam es, dass ich mich zwar ein Stück von der Primarschule distanzierte, im Bildungsbereich jedoch weiterhin tätig sein konnte und nach wie vor bin. Die Kombination von Medien und Bildung begeistert mich und prägt meine Arbeit weiterhin.

Tipps

Offen und kreativ sein. Einen Plan haben, jedoch flexibel sein, wenn dieser «über den Haufen» geworfen werden muss. Sich für neue Entwicklungen im Bildungswesen und in den digitalen Technologien interessieren und den eigenen Unterricht stetig weiterentwickeln.



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