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Klinische Heilpädagogik und Sozialpädagogik: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Das Berufspraktikum ist eine wichtige Schlüsselstelle

D.M., Klinische Heilpädagogik und Sozialpädagogik im Bachelorstudium an der Universität UNIFR.

Aufgrund ihrer Praktikums-Erfahrungen an einer Heilpädagogischen Schule und weil sie später gern im sozialen Bereich tätig sein möchte, hat D.M. sich für das Bachelorstudium in Klinischer Heilpädagogik und Sozialpädagogik an der Universität Freiburg entschieden. Sie steht kurz vor dem Abschluss.

Was hat Ihnen besonders gefallen in diesem Studium?

Ich habe das Studium insgesamt sehr positiv erlebt. Ich bin eher eine Generalistin als eine Spezialistin, sehe gerne den Gesamtzusammenhang und finde es spannend, unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen. Das Tätigkeitsfeld, in dem sich die Sozialpädagogen und -pädagoginnen bewegen, ist sehr breit. Für die professionelle Arbeit benötigt man daher Wissen aus unterschiedlichsten Disziplinen, zum Beispiel medizinische und psychologische sowie auch rechtliche und soziologische Grundlagen. In die für die spätere Arbeit relevanten Inhalte dieser verschiedenen Disziplinen einzutauchen, hat mir als Person entsprochen.

Das Studium der Klinischen Heilpädagogik und Sozialpädagogik ist so ausgelegt, dass die Studierenden während des gesamten dritten Studienjahres ein Berufspraktikum absolvieren. Dieses Jahr war für mich ein Highlight. Ich habe als Praktikantin in einem Wohn- und Schulheim für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten gearbeitet und hatte jeweils an ein- bis zwei Tagen pro Woche Blockkurse zu spezifischen Themenbereichen an der Uni. Die Inhalte dieser Blockkurse fand ich sehr spannend, besonders auch deshalb, weil ich den Transfer ins Praktikum machen konnte.

In meinem Jahrgang waren wir ungefähr 50 Studierende und weil das Studienprogramm grösstenteils vorgegeben und daher einheitlich ist, lernten wir uns im Verlaufe des Studiums sehr gut kennen. Die Atmosphäre unter uns Studierenden war zufrieden, respektvoll und von gegenseitiger Akzeptanz geprägt, das fand ich schön.

Und was waren die grössten Herausforderungen?

Zu Beginn empfand ich es generell als Herausforderung, mich zu organisieren. Mit der Zeit habe ich einen Weg gefunden, die Inhalte der Vorlesung so vor- und nachzubearbeiten, sodass ich nachhaltig etwas davon mitnehmen konnte. Es gab immer wieder intensivere Phasen, in denen Prüfungen oder Leistungsnachweise vorbereitet werden mussten. Da war es für mich herausfordernd, die Belastung auszuhalten und früh genug mit dem Lernen zu beginnen. Weil manchmal viele Inhalte gleichzeitig zu erarbeiten waren, musste ich zudem lernen, Prioritäten zu setzen. So habe ich mich mit den Vorlesungsinhalten, die mich interessierten, vertiefter auseinandergesetzt als mit anderen.

Was ist das Thema Ihrer Bachelorarbeit?

Die Studierenden haben die Möglichkeit, für die Bachelorarbeit selber ein Thema zu wählen oder an einem Forschungsprojekt von Dozierenden mitzuwirken. Ich wählte als Thema für meine Arbeit die beruflichen Chancen von Menschen mit dem Asperger-Syndrom auf dem ersten Arbeitsmarkt. So konnte ich mich in zwei Themenbereiche vertiefen, die mich interessierten: Zum einen beschäftigte mich die Frage, weshalb wohl Menschen mit dem Asperger-Syndrom häufig arbeitslos sind, obschon sie viele wertvolle Fähigkeiten mitbringen. Zum anderen fand ich es sehr spannend, diese Frage mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten und Veränderungen zu verknüpfen.

Wie geht es nach dem Bachelorabschluss weiter? Was nehmen Sie mit?

Ursprünglich war meine Absicht, anschliessend den Master in schulischer Heilpädagogik zu machen. Im Bachelorstudium habe ich neue Erfahrungen gemacht und andere Bereiche kennengelernt. In meinem Berufspraktikum habe ich beispielsweise gemerkt, dass ich Gespräche im Rahmen der Elternzusammenarbeit sehr interessant finde. Ich könnte mir daher auch gut vorstellen, einen Master in Sozialer Arbeit zu machen und in die Beratung zu gehen. Vorerst will ich die Erfahrungen aus dem Praktikum vertiefen und noch weiter als Sozialpädagogin in einem Kinder- und Jugendheim arbeiten.

Im Studium waren wir immer wieder gefordert, verschiedene Sichtweisen auf einen Sachverhalt einzunehmen und mit dem bereits erworbenen Wissen zu hinterfragen. Das spezifische Wissen und die Fähigkeit, etwas kritisch und differenziert zu betrachten, sind gute Grundlagen für die Arbeit als Sozialpädagogin. Zudem habe ich mich im Verlaufe des Studiums auch mit mir als Person auseinandergesetzt, was auch nützlich ist, da ich ja ein wichtiges ‘Instrument’ in der sozialpädagogischen Arbeit bin.

Das Berufspraktikum bildet aus meiner Sicht eine wichtige Schlüsselstelle im Studium. Es bot mir die Möglichkeit, im geschützten respektive begleiteten Rahmen wertvolle Arbeitserfahrungen zu sammeln, die für mich erst richtig ersichtlich machten, was der Beruf ‘Sozialpädagogin’ alles beinhaltet und in welchem Spannungsfeld man sich da bewegt. Ausgelernt hat man nie, am Ende der Ausbildung steht man erst am Anfang der eigenen professionellen Rolle. Ich habe jedoch den Eindruck, einen guten Startrucksack zu haben.



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