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Kunstvermittlung: Studium selbst erlebt

Wie erfolgt die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Die pädagogische mit der kreativen Ader kombinieren

S.K. studiert Fine Arts mit Major Art Teaching im 4. Mastersemester an der Hochschule Luzern HSLU.

Viel Gestaltungsfreiheit

In Luzern wird die eigene künstlerische Praxis hoch gewertet, das entspricht mir sehr. Ich arbeite an verschiedenen Dingen gleichzeitig. Oft experimentiere ich mit Skulpturen oder Objekten, die sich bewegen und so scheinbar zum Leben erwachen. Da gibt es viel auszutesten, weil die Mechanik und Elektronik kompliziert und aufwendig sind. Im Moment faszinieren mich die Fragen: Wie gehen wir mit der Natur und mit den Dingen um? Muss diese Beziehung so einseitig und ausbeuterisch sein? Oder können wir Dingen auch auf Augenhöhe begegnen und mit ihnen in Beziehung treten?

Erwerb von Unterrichtskompetenzen

Vor allem im ersten Masterjahr beansprucht der pädagogische Ausbildungsteil einen Grossteil der Zeit. Er ist klar strukturiert und schulisch organisiert, manchmal etwas trocken. Man verbringt wöchentlich einen Tag an der Pädagogischen Hochschule, zusammen mit anderen angehenden Lehrpersonen aus allen möglichen Unterrichtsfächern. Dieser Austausch ist wertvoll. Zurzeit bereite ich mein letztes Unterichtspraktikum vor. Praktika sind meist eine intensive Angelegenheit. Die Studierenden haben alle eine Teaching-Mentoratsperson, mit der wir die Praktika besprechen und die wir auch für weitere Themen kontaktieren können. Das ist sehr hilfreich.

Künstlerische Praxis

Die künstlerische Ausbildung lässt im Vergleich dazu viel Freiheit. Wir haben eines von drei vorgegebenen Handlungsfeldern zu wählen, in dem wir uns verorten müssen. Die Themen sind bewusst offen gehalten, weil unsere persönliche Interpretation davon gefragt ist. In der Gruppe seines Themenfelds trifft man sich regelmässig zum Austausch. Daneben gibt es die Möglichkeit, sich in Module anderer Master einzuschreiben (z.B. Film, Design) oder Abendvorlesungen zu besuchen (z.B. in Kunstgeschichte). Mit den Dozierenden ist man auf Augenhöhe im Austausch. Für unsere künstlerische Praxis haben wir ebenfalls eine Mentoratsperson, mit der wir Themen oder Werke besprechen können. Zu meinen Lieblingsveranstaltungen gehört das Mittwochskolloquium, wo Studierende irgendetwas vorstellen – eine künstlerische Arbeit, eine Idee oder auch einfach ein Diskussionsthema – und die anderen reagieren darauf. Das ist immer spannend, und man lernt sich so auch persönlich kennen.

Sozialer Kontext

Viele meiner Mitstudierenden haben bereits eine Familie, arbeiten noch zusätzlich oder pendeln z.B. von Zürich. Ich hingegen habe Zeit für Hobbies, trainiere im Ultimate Frisbee Club Luzern und leite eine Pfadigruppe in der Ostschweiz. Oft geniesse ich auch einfach die Zeit an der Schule, bleibe abends manchmal länger und treffe mich mit andern zum gemeinsamen Kochen und Essen. Von den Leuten her sind wir gut durchmischt. Einige kommen direkt vom Bachelor, andere haben bereits zehn Jahre in einem Beruf gearbeitet. Das finde ich eine Bereicherung.

Ausblick

Im Moment kann ich einen kleinen Teil meines Lebensunterhalts aus der eigenen künstlerischen Arbeit bestreiten. In meiner Idealvorstellung finde ich eine Unterrichtsstelle mit einem kleinen Pensum, die sich damit kombinieren lässt. Wer sich für das Kunststudium interessiert, sollte unbedingt eine grosse Lust an künstlerischer Eigenständigkeit mitbringen.



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