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Aviatik: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Auf dem Weg ins Cockpit

F.B. studiert Aviatik im 4. Semester Bachelor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.

Wo stehen Sie im Moment im Studium?

Ich bin im vierten Semester des Aviatikstudiums. Im ersten Jahr des Studiums hatten wir vor allem viele Grundlagenfächer wie Mathematik und Physik, angewandte Flugwissenschaften kamen noch weniger zum Zug. Aber ab dem dritten Semester geht es dann eigentlich nur noch ums Fliegen. Aktuell besuche ich beispielsweise Module wie «Aircraft systems», wo wir uns mit der Elektrik im Flugzeug, Triebwerksystemen und der Flugzeugleistung auseinandersetzen. Im Modul «Materialtechnologie» befassen wir uns mit den Werkstoffen, die im Flugzeugbau zum Einsatz kommen. Und im Modul «Infrastructure Aerodromes» geht es um den Flugplatz selbst: wie ist ein Flugplatz aufgebaut, wie funktioniert er, was für Organisationen sind auf einem Flugplatz tätig, wie müssen Runways gestaltet werden usw.

Welche Vertiefung haben Sie gewählt?

Am liebsten würde ich den dualen Abschluss erwerben, das heisst das Studium mit der Ausbildung zum Linienpiloten kombinieren. Die Ausbildung zum Linienpiloten, zur Linienpilotin wird seit Corona erst gerade wieder aufgegleist. Daher sind wir mit dem Selektionsprozess, den ich bei der SWISS bzw. Lufthansa Group absolviere, später dran als vor Corona. Zudem haben wir einzelne Theoriekurse für die Pilotenlizenz im letzten Jahr bereits vorgeholt, ohne die definitive Bestätigung für das duale Studium zu haben. In Zukunft wird das aber wieder anders sein: Man entscheidet sich im zweiten Semester, absolviert dann die Selektion und wenn die bestanden ist, beginnt die Vertiefungsrichtung mit den Theoriekursen.

Wie läuft der Selektionsprozess ab?

In einem ersten Schritt absolviert man den sogenannten DLR-Test vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Dafür muss man einen Tag vor Ort verschiedene Tests absolvieren, beispielsweise zu Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit, räumlichem Orientierungsvermögen, Psychomotorik oder Englischkenntnissen. Wenn man das bestanden hat, geht es in die zweite Phase. Dazu gehört, im Rahmen einer Gruppenarbeit eine vorgegebene Aufgabe zu lösen. Dabei werden vor allem die sozialen Kompetenzen geprüft. Dann gibt es noch ein Einzelinterview und weitere Psychomotoriktests.

Wenn auch das bestanden ist, kann man sich bei der Lufthansa für die Ausbildung zum Linienpiloten bzw. zur Linienpilotin bewerben. Wenn man in der Schweiz zur SWISS oder Edelweiss kommen möchte, macht man einen sog. Pre-Airline-Fit im SWISS Assessment Center, zu dem ein Eignungsgespräch und eine Prüfung im Flugsimulator gehört, sowie eine medizinische Abklärung. Und wenn das alles bestanden ist, erhält man von der SWISS eine Anstellungsabsichtserklärung und man kann die Pilotenausbildung mit finanzieller Unterstützung vom Bund beginnen.

Der Weg in das Cockpit, respektive die Vertiefung mit dem Dualen Studium kann jedoch nicht nur über die Lufthansa erfolgen, sondern auch mit der Horizon. Diese führen eine ähnliche Selektion durch.

Wie war der Einstieg ins Studium?

Auf persönlicher Ebene war der Einstieg top. Ich habe viele spannende Kommilitonen und Kommilitoninnen kennen gelernt. Allerdings war für mich der Einstieg mit den vielen Mathe- und Physikfächern eher schwer, da hatte ich mich definitiv zu wenig vorbereitet. Personen, die wie ich keine technische Berufsmaturität mitbringen, würde ich empfehlen, die Vorbereitungskurse zu besuchen oder die Mathe- und Physikkenntnisse vor Studienbeginn im Selbststudium aufzuarbeiten.

Was ist bei Ihrem Studium vorgeschrieben, was frei wählbar?

In den ersten vier Semestern sind die Fächer ziemlich vorgegeben. In jedem Fach ist ein Leistungsnachweis, meistens eine Prüfung, zu erbringen. Ab dem fünften Semester wird man etwas freier in der Fächerwahl, da kommen die Vertiefungsrichtungen und Wahlpflichtfächer dazu. Allerdings gibt es nur weniger Fächer, bei denen eine Präsenzpflicht besteht. Das heisst man ist recht frei in der Studiengestaltung. Ich selber nehme viel am Unterricht vor Ort teil und schätze den Austausch mit den Dozierenden und den anderen Studierenden sehr.

Ist Ihr Studium eher theoretisch oder eher praktisch?

Es ist ziemlich praktisch ausgerichtet. Es gibt zum Beispiel in jedem Semester ein Projektmodul. Das ist eine Projektarbeit in einer Kleingruppe, die die praktische Anwendung eines Themas beinhaltet. Ausserdem gehören zum Studium auch Exkurse zu Praxispartnern dazu. Wir haben beispielsweise Skyguide, Meteo Schweiz, den Flughafen Zürich, Helvetic Airways oder den Hangar der SWISS besucht. Dabei kann man hautnah erleben, wie das System Luftfahrt funktioniert und wie die Praxis aussieht, was sehr motivierend ist.



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