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Maschineningenieurwissenschaften: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Von technischer Zeichnung bis Prototypenbau

S.B. studiert Maschineningenieurwissenschaften im 5. Semester Bachelor an der ETH Zürich.

Ich studiere Maschineningenieurwissenschaften mit der Fokusvertiefung "Design, Mechanics and Materials". Die Vertiefungsrichtung habe ich gewählt, da sie auch Fächer enthält, die praktisch ausgerichtet sind. Ein solches Fach ist beispielsweise das Strukturlabor. Hier bekommt man eine grössere Aufgabe, beispielsweise ein Modell für einen Flugzeugflügel zu designen und zu bauen. Dann erarbeitet man ein solches Produkt sehr praxisnah, ähnlich wie man es später auch in der Industrie machen würde. Dazu gehören technische Zeichnungen, Überprüfung des technischen Modells mittels Computersimulationen, Projektplanung inklusive Kostenberechnungen, Prototypenbau, Testung in einem Prüfstand usw.

Ansonsten ist das Studium aber ziemlich theoretisch ausgerichtet. Zentrale Vorlesungen sind beispielsweise Analysis, lineare Algebra, Mechanik, Physik, Thermodynamik und Fluiddynamik. Diese Fächer sind insofern wichtig, als sie die Grundlage für jegliche ingenieurtechnischen Anwendungen bilden. Vom Pensum her ist pro Woche mit ca. 23 Stunden Vorlesungen und elf Stunden Übungen zu rechnen. Dazu kommen noch Hausaufgaben, insbesondere das Lösen von Übungsserien. Das ist ein intensives Programm, man muss seine Zeit schon gut einteilen.

Besonders gefällt mir am Studium die Art und Weise, wie man sich wissenschaftlich mit der Welt auseinandersetzt und neue Methoden erlernt, um Zusammenhänge besser zu verstehen. Das kann sich auch auf alltägliche Dinge beziehen. Beispielsweise sehe ich ein Auto vorbeifahren und weiss in etwa, was in dem Auto vor sich geht. Oder ich stehe im Tram und weiss, was für Kräfte da wirken. Und man lernt, rational und strukturiert an Aufgaben heranzugehen. Das kann helfen, relativ viele Prozesse im Leben einfacher zu gestalten und Probleme zu lösen.

Die grössten Hürden waren oder sind für mich die Blockprüfungen, die sehr theoretisch ausgerichtet sind. In den Blockprüfungen werden die Pflichtfächer geprüft. Das ist jeweils recht stressig, da man innerhalb von vier bis sechs Wochen bis zu elf Prüfungen schreiben muss. Zu Beginn kann dies sehr belastend sein. Jedoch hat man nach ein paar Sessionen den Dreh meistens raus und es wird entspannter, die Prüfungen zu schreiben.

Projektarbeiten immer mit Industriepartner

S.T. studiert Maschinenbau im 5. Semester Bachelor an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Ich studiere Maschinenbau im fünften Semester und habe die Fachvertiefung Kunststofftechnik gewählt. In den ersten vier Semestern hat man vor allem Grundlagenfächer wie Analysis, technische Mechanik oder Werkstoffkunde. Die Fächer sind hier auch relativ stark vorgeschrieben. Ab dem fünften Semester kann man eine Fachvertiefung wählen und ist freier in der Fächerwahl. Im Moment besuche ich Vorlesungen in Regelungstechnik, Mikro- und Nanotechnik, Kunststoffe und Verarbeitung sowie Kunststofftechnik. Dazu habe ich noch eine Projektarbeit.

Zu Beginn ist das Studium stärker theoretisch ausgerichtet, der praktische Unterricht nimmt im Verlauf des Studiums immer mehr zu. Allerdings haben wir in jedem Semester eine Projektarbeit, wo man eine Aufgabenstellung praktisch umsetzt - und vom ersten Semester an immer in Zusammenarbeit mit einem Industriepartner. In den ersten vier Semestern erarbeitet man die Projektarbeit in einer Kleingruppe mit vier bis fünf Mitstudierenden, ab dem fünften Semester in Einzelarbeit. Das Unterrichtspensum mit Vorlesungen und Übungen beträgt bei mir aktuell ca. 33 Stunden pro Woche inklusive der Projektarbeit. Dazu kommen durchschnittlich noch ca. sechs Stunden fürs Lernen auf Prüfungen. Generell ist der Aufwand zu Beginn des Semesters geringer, da man noch nicht viele Abgaben hat und noch nicht so auf Prüfungen lernen muss. Gegen Semesterende wird es jeweils stressiger.

Ich schätze an dem Studium die praktische Ausrichtung und den direkten Kontakt zu den Dozierenden. Man kann immer auf Dozierende zugehen und etwas nachfragen, wenn etwas im Unterricht nicht klar war. Ausserdem schätze ich, dass man recht viel Freiheit bezüglich der Studiendauer hat und selbst entscheiden kann, wie viele Module man pro Semester belegen möchte. Highlights waren für mich jeweils Projektarbeiten und Laborunterricht, wo man Dinge, die man theoretisch gelernt hat, praktisch anwenden konnte. Spannend fand ich auch die verschiedenen Firmenbesuche, bei denen man vor Ort Einblick beispielsweise in die Produktion nehmen konnte.

Schön fände ich, wenn sich noch etwas mehr Frauen für diese Studienrichtung begeistern könnten, denn es gibt definitiv zu wenige. Es braucht dafür auch keine besondere mathematische Begabung, sondern Willen und Interesse am Thema.



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