Zum Titel springen

Laufbahnbeispiele Kriminalwissenschaften

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Sachbearbeiterin bei der Polizei

Als Forensikerin kommt M.P. am Ereignisort, im Labor und im Büro zum Einsatz.

"Ich dokumentiere die angetroffene Lage, suche und sichere die vorhandenen Spuren."

Symbolbild Kriminalwissenschaften
Symbolbild, © SDBB|CSFO, photo Dominique Meienberg

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
19Matura: Liceo Locarno, Locarno, TI
21Praktikantin Forensik: Kriminaltechnischer Dienst der Kantonspolizei Bern, Bern
24Bachelor und Master Forensische Wissenschaften (Physischer Identifikation): Universität Lausanne, Lausanne, VD
24Sachbearbeiterin Forensik: Kriminalpolizei Basel-Landschaft, Liestal, BL

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Teil meiner Arbeit ist die Spurensicherung an diversen Ereignisorten, wozu ich im Pikettdienst von der Einsatzleitzentrale aufgeboten werde. Es ist meine Aufgabe, beispielsweise bei Einbruchdiebstahl, Raub, aussergewöhnlichem Todesfall, Brand oder Sachbeschädigung vor Ort zu gehen, die angetroffene Lage zu dokumentieren, die vorhandenen Spuren zu suchen und zu sichern. Meistens bin ich alleine unterwegs, bei komplexeren Fällen im Team.

Ein grosser Teil meiner Arbeit spielt sich im Büro ab, wo die gesammelten Spuren protokolliert und die kriminaltechnischen Berichte zu den Fällen erstellt werden. Oft arbeite ich auch an der Sicherung und Sichtbarmachung von Spuren im Labor sowie an der Spurenauswertung am Schreibtisch.

«Oft bestehen Teams auch aus Mitarbeitenden mit einer Polizeiausbildung und interner Spezialisierung.»

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Der Berufseinstieg in die Forensik ist nicht ganz einfach, da es in der Schweiz wenige freie unbefristete Stellen gibt. Ich hatte Glück und konnte direkt in der Abteilung Forensik Basel-Landschaft einsteigen. Oft bestehen Teams auch aus Mitarbeitenden mit einer Polizeiausbildung und interner Spezialisierung. Die Konkurrenz mit anderen Studiengängen ist jedoch zum Glück relativ schwach.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Während des Studiums lohnt es sich, Praktika zu absolvieren, um sich praktisches Wissen anzueignen und erste Kontakte zu knüpfen. So merkt man auch, ob man psychisch und physisch auf die Arbeit vorbereitet ist. Unter anderem dürfen unregelmässige Arbeitszeiten sowie die Arbeit mit Leichen nicht abschrecken.

Es ist auch ratsam, sich gut über mögliche Studienschwerpunkte und Anwendungsgebiete zu informieren. So ist bei meiner Spezialisierung der Wechsel in einen anderen Bereich ausserhalb der Polizei nicht sehr einfach.

Teamchef Analytik Sprengstoffe

Kriminalwissenschaftler, Teamchef Analytik/Sprengstoffe bei einem Forensischen Institut

Symbolbild Fingerabdruck
Symbolbild Fingerabdruck, © Darren Lewis PublicDomainPictures
Teamchef Analytik Sprengstoffe

«Bei meiner Arbeit als Experte für Analytik/Sprengstoffe ist es wichtig, dass man bei den Spurensicherungen und den anschliessenden Untersuchungen äusserst sorgfältig, strukturiert und umfassend vorgeht.»

Laufbahn
Tätigkeit/Ausbildung
Teamchef Analytik/Sprengstoffe beim Wissenschaftlichen Forschungsdienst eines Forensischen Instituts
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Dezernat für Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wissenschaftlichen Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich
Doktorat Forensische Wissenschaften an der Universität Bern/Universität Lausanne
Studium Forensische Wissenschaften an der Universität Lausanne
Jetzige Tätigkeit

Ich arbeite als Teamchef Analytik/Sprengstoffe im Wissenschaftlichen Forschungsdienst (WFD) eines Forensischen Instituts. Als Teamchef mit einem 100-Prozent-Pensum sitze ich jedoch öfter vor dem PC, als dass ich im Labor stehe. Unser Kerngeschäft ist die chemisch-physikalische Analyse von Sprengmitteln und Spurenmaterial im Zusammenhang mit Sprengstoffereignissen. Ich arbeite mit bei der Spurensicherung, werte sie aus und unterstütze die Polizeikräfte bei Hausdurchsuchungen. Als Leiter des Labors prüfe und redigiere ich zudem die Berichte und Gutachten dieser Untersuchungen.

Zu meinen wichtigsten Nebentätigkeiten gehören die Instruktionstätigkeit bei der Polizei, weiteren Behördenstellen und Sicherheitsorganisationen von Firmen. Während meiner aktuellen Anstellung habe ich diverse Weiterbildungen absolviert: Spreng-/Entschärferausbildung (zivil und polizeilich), Strahlenschutz und Teamführung sowie polizeiliche Ereignisbewältigung.

Berufseinstieg

Ich studierte Forensische Wissenschaften an der Universität Lausanne, promovierte anschliessend und arbeitete als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wissenschaftlichen Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich. Danach war ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Dezernat für Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern tätig, bis ich an meine heutige Stelle wechselte.

Tipps

Die physische und psychische Belastung, insbesondere bei meinen Pikettaufgaben, ist nicht zu unterschätzen. Dazu kommt, dass man während des Pikettdienstes nie weiss, was auf einen zukommt. Der Umgang mit Sprengstoffen birgt, wie man sich vorstellen kann, gewisse Risiken. Die muss man richtig einschätzen können. Jeder Einsatz ist eine Herausforderung.

Als Entschärfer muss ich vor allem auch technisch am Ball bleiben; die Techniken und Vorgehensweisen der «Gegenseite», aber auch unsere eigenen Einsatzmittel entwickeln sich rasch. Ohne ständige Weiterbildung wäre man schnell weg vom Fenster. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen. Langweilig wird es einem als Sprengstoffexperte jedenfalls nie. Dafür ist der Job viel zu «explosiv».



berufsberatung.ch