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Laufbahnbeispiele: Klassische Philologie

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Doktorandin und Assistentin am Lehrstuhl für Gräzistik

Benedetta Foletti studierte Griechisch und Latein und forscht und lehrt an der Universität Zürich.

"Zu forschen langweilt mich nie, sondern eröffnet mir neue Horizonte."

Benedetta Foletti
© Benedetta Foletti
Benedetta Foletti

© Benedetta Foletti

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
19Eidgenössische Maturität: Liceo Diocesano, Breganzona TI
22Hilfsassistentin am Lehrstuhl für Gräzistik: Universität Zürich
24Auslandsjahr im Rahmen des Masters, Swiss-European Mobility Programme: Humboldt Universität Berlin
24Beginn Lehrdiplom für Maturitätsschulen, Latein und Griechisch: Universität Zürich
27Bachelor und Master in Griechischer und Lateinischer Philologie: Universität Zürich
28Forschungsaufenthalt im Rahmen des Doktorats: Universität La Sapienza, Rom
28Assistentin Lehrstuhl Gräzistik: Universität Zürich
32Forschungsaufenthalte im Rahmen des Doktorats: Universität La Sapienza, Rom und Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, Paris

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich unterstütze die Lehrstuhlinhaberin bei Publikationen, Vorträgen, bei der Korrektur der Prüfungen, Betreuung der Studierenden und bei Anlässen und Exkursionen. Diese Aufgaben erledige ich normalerweise im Seminar für Griechische und Lateinische Philologie, wo ich ein Büro mit meinen Kolleginnen und Kollegen teile.

«Forschungsaufenthalte im Ausland sind ein Gewinn!»

Zu meinen Aufgaben gehört auch die Lehre: Jedes Semester biete ich einen oder zwei Kurse an, eine Lektüre oder eine Übung. Parallel dazu schreibe ich meine Dissertation und forsche für mein eigenes Projekt.

Eine Nebentätigkeit, die mir sehr am Herzen liegt, ist die Weiterbildung als Lehrerin für Latein und Griechisch an Maturitätsschulen, die ich teilzeitig fortführe.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Mehrere Faktoren haben mir beim Einstieg geholfen. Einerseits meine Neugier: Was macht ein Universitätsprofessor, wenn er nicht am Lehren ist? Wie funktioniert Forschung? Diese Fragen haben mich dazu geführt, kleine Arbeitspensen während des Studiums anzunehmen. Durch den Einblick in die Forschung konnte ich neue Kompetenzen erwerben und einschätzen, ob die akademische Laufbahn etwas für mich ist.

Ein weiterer Faktor war die Bereitschaft, sich auf neue Aufgaben einzulassen, die viel Genauigkeit und Ausdauer benötigen. Ein dritter Faktor ist die Leidenschaft für das Fach: Ich bin vom Studium der Antike fasziniert, das trotz zeitlicher Distanz durch seine Aktualität überrascht.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Wer Forschung gern hat und ein Doktorat schreiben möchte, setze sich – unabhängig von allzu berechnenden Karriereüberlegungen – mit einem Thema auseinander, das ernsthaft interessiert und begeistert! Das gilt auch für die Themenwahl für Arbeiten während des Bachelor- und Masterstudiums.

Forschungsaufenthalte an anderen Universitäten und im Ausland können von Gewinn sein, um neue Ansätze zu entdecken, Kompetenzen zu fördern und verschiedene akademische Welten kennenzulernen.

Zum Beispiel habe ich während meines Masterstudiums ein Jahr in Berlin gelebt, um an der Humboldt Universität Klassische Philologie zu studieren. So kam ich zum ersten Mal mit meinem Promotionsthema in Berührung.

Altertumswissenschaftler im Tagesjournalismus

Ich arbeite bei einer grossen Tageszeitung.

"Ich bin froh, dass ich ein für mich passendes Berufsfeld gefunden habe."

Symbolbild Presse
Symbolbild Presse, © Andrys Stienstra auf Pixabay

«Im Gegensatz zu den langen Arbeitszyklen, die ich in der Altertumswissenschaft kennengelernt hatte, faszinierte mich das rasche Arbeiten von Tag zu Tag.»

Laufbahn
Leiter Lokalressort NZZ
verschiedene Weiterbildungen in Journalismus am MAZ Luzern
Mitarbeiter Lokalredaktion NZZ
Volontariat bei der NZZ
Studium der klassischen Philologie (Latein und Griechisch) und der klassischen Archäologie
Jetzige Tätigkeit

Ich leite das Lokalressort der NZZ. Dadurch bin ich mehrheitlich mit administrativen Tätigkeiten und Führungsaufgaben beschäftigt und komme weniger zum Schreiben. Täglich befasse ich mich ganz konkret mit den Grundsatzfragen, die sich dem Journalismus heute stellen: Welche Aufgabe haben gedruckte Zeitungen im Internetzeitalter? Sind die Leute langfristig noch bereit, für Information zu bezahlen?

Seit einer Weile schreibe ich mehrheitlich über politische Themen, vor allem über Finanzpolitik und Parteipolitik, berichte aus Kantons- und Gemeinderat, schreibe Analysen und Kommentare über politische und Ereignisse und Entwicklungen im Kanton Zürich. Nach der Arbeit auf einer Kulturredaktion bedeutete der Schritt in den politischen Journalismus noch einmal ein Eintauchen in eine neue Welt.

Der Politjournalismus schärfte mein Bewusstsein dafür, wie sich Politik und gesellschaftliche Prozesse gegenseitig beeinflussen und wo die Grenzen der Politik liegen. Aus der Praxis heraus beschäftige ich mich seit einiger Zeit mit Aristoteles, einem Autor, dem ich im Studium aus dem Weg gegangen bin. Und ich bin auf Schritt und Tritt überrascht, wie präzise er vor über zweitausend Jahren gesellschaftliche und politische Konstellationen erfasst hat, die noch heute mehr oder weniger unverändert wirken.

Berufseinstieg

Bereits in der Endphase meines Studiums in klassischer Philologie (Latein und Griechisch) und Archäologie war ich als Forschungsassistent an der Abteilung Alte Geschichte des Historischen Seminars tätig. Ein Volontariat auf der Lokalredaktion der „Neuen Zürcher Zeitung“ brachte mich erstmals mit dem Journalismus in Verbindung. Im Gegensatz zu den langen Arbeitszyklen, die ich in der Altertumswissenschaft kennengelernt hatte, faszinierte mich das rasche Arbeiten von Tag zu Tag – auch wenn man oft unter Druck schreiben musste und ich gern mehr Zeit gehabt hätte.

Nach dem Praktikum schrieb ich weiterhin als freier Mitarbeiter für verschiedene Ressorts der NZZ. Ein Jahr nach meinem Volontariat trat ich als redaktioneller Mitarbeiter in die Lokalredaktion der NZZ ein. Ich schrieb Rezensionen über Ausstellungen und Veranstaltungen und Berichte über das aktuelle Kulturleben in und um Zürich. Zudem kümmerte ich mich als Dienstredaktor um die Planung der Tagesausgaben, das Redigieren der Texte und die Produktion der Zeitungsseiten. Das journalistische Handwerk im engeren Sinn eignete ich mir in verschiedenen Kursen am Medienausbildungszentrum (MAZ) in Luzern an.

Tipps

Von meinen seinerzeitigen Lieblingsgebieten in der klassischen Philologie, der Alexandrinischen und der Augusteischen Literatur, habe ich mich beruflich entfernt. Ausschlaggebend für den Ausflug auf eine Zeitungsredaktion war der Wunsch, einen ganz anderen Arbeitsstil und ganz neue Themen kennen zu lernen. Und ich bin bis heute beim Journalismus geblieben. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich meinem Wunsch nachgegangen bin und dadurch ein für mich passendes Berufsfeld gefunden habe.



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